Ein bisschen weiter darf’s schon sein
Vier Modetrends zeichnen sich für Männer im Sommer 2017 ab
(dpa) - Männer dürfen im wahrsten Sinne des Wortes aufatmen: Die seit einigen Jahren schlanke, sich der Figur anpassende SlimFit-Kleidung verabschiedet sich langsam. Ab Sommer 2017 ist trendige Männermode wieder etwas luftiger. Hier ein Überblick über die Trends:
Trend 1: Mehr Weite
Zwar liegen in der kommenden Saison die größeren Kleidungsstücke in den Regalen noch dezent neben den eng geschnittenen, das werde sich aber nach und nach ändern, erklärt René Lang, Präsident des Netzwerks deutscher Mode- und Textil-Designer in Würzburg. „Die Sakkos sind an den Schultern weiter geschnitten, und auch die Hosen bekommen mehr Volumen.“Allerdings erwartet das Deutsche Mode-Institut, dass Hemden weiterhin im Schnitt in der Ausführung „slim“in Mode sind.
Eine große Bandbreite an Weiten lässt sich vor allem bereits bei den Hosen bemerken: Man findet im Handel die gewohnten schmalen Chinos genauso wie locker sitzende Cargopants und andere deutlich weitere Schnittformen bis hin zur bequemen Jogpants. „Die schmal geschnittene Hose bleibt dabei Mainstream“, sagt zwar der Modekritiker Bernhard Roetzel aus Karstädt (Brandenburg). „Daneben kommt Bundfalte wieder, aber nicht so groß wie in den 1950ern.“Aber das ModeInstitut bemerkt etwa auch im Rahmen eines Trends zur Streetwear schon ein Comeback der XL-Shirts in diesem Sommer.
Trend 2: Casualisierung
Das Bereisen der Welt ist ein gesellschaftliches Thema, das sich in der Mode in Form von bequemer Kleidung spiegelt. „Die Leitidee wurde weiterentwickelt und auf die alltägliche Kleidung übertragen“, sagt André Bangert vom Fachmagazin „Textilwirtschaft“. „Auf den Laufstegen sehen wir bürotaugliche Mode, die bequem und funktional, aber eben dennoch mondän ist.“Die Stoffe geben ihr den entspannten Mehrwert.
So werden zunehmend Elastan und witterungsaktive Stoffe verarbeitet. „Sie werden leichter und dynamischer in ihrer Beschaffenheit“, erläutert das Deutsche Mode-Institut in einer aktuellen Trendanalyse. Dazu werden funktionale Elemente der Sportmode übernommen, etwa Tunnelzüge und Bündchen an Ärmeln und Beinen.
Das klassische Hemd bekommt starke Konkurrenz im Zuge des Sportswear-Trends vom Polo und Longsleeve. Außerdem machen neue weiche, leichte Baumwoll-Materialien und anderweitige Textilmischungen aus dem eng geschnittenen T-Shirt einen Oberhemd-Ersatz. Besonders aber die Jogpants oder Tracksuit-Hose ist aktuell Ausdruck dieses Trends – sie ist die stylishere Variante der guten alten Jogginghose. Modeexperte Bangert findet: „Für weniger modemutige Männer ist dieser Trend ideal.“
Trend 3: Sehnsucht nach guter Qualität und Eleganz
Der italienische Stil gewinnt in der Mode wieder mehr Gewicht – und mit ihm Qualität. „Es gibt jene Männer, die die Eleganz wiederentdecken, die sich abgrenzen wollen von der Masse“, sagt der Modekritiker Roetzel. Insbesondere bei jungen Männern komme der Wunsch nach Urtümlichkeit und Qualität auf. „Sie sehnen sich nach Stoffen, die wie solche aussehen, die Struktur und Griff haben.“Roetzel zählt auf: „Wir sprechen hier von Leinenstoffen, LeinenSeide-Gemischen, Canvas-Stoffen, Blousons und Sakkos mit Blasebalgtaschen“, zählt Roetzel auf.
Im Rahmen des Trends zu mehr Eleganz ist die Weste zurück. „Seit einer gewissen Zeit beobachten wir die Renaissance des Dandy-Looks“, erläutert Lang. „Jetzt hält die Weste auch im Casual-Bereich Einzug.“Sie sei entweder fein gearbeitet oder sportiv, im Used-Look aus Jeansstoff gefertigt und gerne mit Strick kombiniert.
Trend 4: Streetwear
Bei den Jüngeren feiern 1980erund 1990er-Jahre-Labels ein Revival, auch viele Designer bringen gerade die für die Zeit typische Streetwear wieder auf den Laufsteg. Wovon genau sprechen wir da eigentlich? Aus der Vergangenheit wiedergeholt werden Nylon-Jogginghosen, SweatJacken, Hoodies, Aufnäher und übergroße Allover-Tierprints auf dem Rücken. „Das ist eine raue, junge Urbanität, zu der auch eine raspelkurze Frisur viel besser passt statt Föhnwelle“, erklärt Modeexperte Bangert.