„Sie alle sind etwas ganz Besonderes“
Lindauer Landrat ehrt beim Blaulichtempfang ehrenamtlich Engagierte von Feuerwehr, Rotem Kreuz und THW
LINDAU (cf) – „Rettung ist und bleibt nichts Selbstverständliches!“Mit diesen Worten hat der Regierungspräsident von Schwaben, Karl Michael Scheufele, zusammengefasst, warum der Lindauer Landrat Elmar Stegmann beim diesjährigen Blaulichtempfang 81 Mitglieder von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk eingeladen hatte – um sie für ihr Engagement zu auszuzeichnen. 60 von ihnen kamen, um sich Ehrenkreuze in Silber und Gold ans Revers stecken zu lassen.
Den Blaulichtempfang hat Stegmann vor drei Jahren aus der Taufe gehoben, um Mitgliedern der Blaulichtorganisationen für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches „Engagement für die Menschen in unserem Landkreis“zu danken. Dabei könnten die vielen Stunden, das große Verantwortungsbewusstsein, die Ausdauer und das Herzblut nicht aufgewogen werden, führte der Landrat aus.
Den hohen Standard in Sachen Hilfsbereitschaft und Einsatzschnelligkeit, den hierzulande die Hilfsorganisationen repräsentierten, beschrieb er an dem Beispiel Feuerwehr. Er berichtete von dem Besuch von Bürgermeistern aus Albanien, mit denen er sich in der Lindauer Hauptwache getroffen hatte. Die waren fassungslos nach einem Rundgang durch die Wache, und das in vielerlei Hinsicht. Zum einen die Ausrüstung, die Fahrzeuge und deren Ausstattung, zum andern, dass es sich hier um eine Freiwillige Feuerwehr handele.
„Das kennen sie dort nicht“, so Stegmann. In einer Stadt mit 200 000 Einwohnern gäbe es eine Wache mit gerade mal vier Fahrzeugen. Wenn es irgendwo brenne, würde zunächst die Verwaltung benachrichtigt, falls da jemand überhaupt erreichbar sei. Dann würde weitergemeldet, und irgendwann würde dann die Feuerwehr ausrücken. „Das Brandobjekt gibt es dann normalerweise nicht mehr“, zitierte Stegmann die Bürgermeisterin jener Stadt. Da bleibe der sarkastische Rückschluss, dass in dem Fall die vier Fahrzeuge vollkommen genügen.
Hier, in Bayern und speziell im Landkreis Lindau, werde von den Mitgliedern von Feuerwehr, Rotem Kreuz und THW hingegen viel Zeit investiert in Lehrgänge wie Atemschutzträger, Maschinisten, Sanitäter und vieles mehr, führte Stegmann seine Zuhörer wieder in heimische Gefilde zurück. Er ging auf die Beweggründe der Einzelnen ein, warum sie sich in Hilfsorganisationen engagierten: „Sie alle möchten anderen Menschen helfen. Sie schätzen die Kameradschaft und das Miteinander in der Gruppe, und Sie schätzen Herausforderungen“.
Er ersparte aber auch nicht den Blick auf die Kehrseite der Medaille. Denn „es sind nicht nur angenehme Erfahrungen, die Sie machen. Sicherlich ist jeder von Ihnen schon körperlich und emotional an seine Grenzen gelangt, und trotzdem hat keiner von Ihnen aufgegeben“, sagte der Landrat und rief ihnen zu: „Sie alle sind etwas ganz Besonderes. Sie sind Vorbild und übernehmen Veranwortung!“
Alle haben Anspruch auf Freistellung bei vollem Gehalt
Ins gleiche Horn stieß auch Regierungspräsident Karl Michael Scheufele, der die frohe Botschaft mitbrachte, dass die bayerische Regierung an diesem Tage beschlossen habe, alle Helfer von Feuerwehr, Rotem Kreuz und THW gleichzustellen. Das bedeute, dass nun alle Anspruch auf Freistellung bei vollem Gehalt hätten. Scheufele ging davon aus, dass die freiwilligen Helfer dadurch eine noch höhere Akzeptanz bei der Wirtschaft erhielten.
Scheufele lobte – wie zuvor schon Stegmann – die beispielhafte Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen im Kreis Lindau, auch das Miteinander mit der Polizei. Vertreter der Polizei waren gekommen, allen voran der Polizeipräsident Werner Strößner. Die Regierung von Schwaben versuche, so gut wie möglich die Organisationen auch in diesem Landkreis finanziell zu unterstützen und hob die Menge an Einsätzen der 27 Freiwilligen Feuerwehren, zwei Werksfeuerwehren und einer Betriebsfeuerwehr hervor: „Bei über 1000 Alarmen pro Jahr sind Sie mindestens dreimal pro Tag im Einsatz“, das verdiene höchsten Respekt. Ebenso unverzichtbar sei das Rote Kreuz, betonte der Regierungspräsident.
„Wer sich in einer Blaulichtorganisation engagiert, geht eine Dauerverpflichtung ein“, fuhr er fort, „Sie setzen sich teilweise großen Gefahren aus, und viele Bilder von Einsätzen gehen Ihnen nicht mehr aus dem Kopf“. Daher bräuchten auch Helfer Hilfe, um solche Erlebnisse verarbeiten zu können.
Scheufele betonte, dass das Engagement in Hilfsorganisationen oft durch ganze Familien hindurchzöge, von Generation zu Generation das Hilfs-Gen weitergereicht werde. Derzeit gebe es fast eine halbe Million Menschen, die sich in Bayern derart engagierten, so der Regierungspräsident. Aber auch für die Bevölkerung gelte: „Hinschauen, nicht wegschauen! In Zeiten von Handys kann jeder zumindest Hilfe herbeirufen.“Wobei für alle gelte: Zivilcourage ja, Heldentum nein.
Zuletzt ging Karl Michael Scheufele kurz auf das Thema Digitalfunk ein: Er hoffe, dass nach den fünf Basisstationen nun eine „Netzhärtung“umgesetzt werden könne, welche die aktuell noch vorhandenen Funklöcher stopfen sollte.
Landrat Elmar Stegmann „Sie sind Vorbild und übernehmen Veranwortung.“