Lindauer Zeitung

„Sie alle sind etwas ganz Besonderes“

Lindauer Landrat ehrt beim Blaulichte­mpfang ehrenamtli­ch Engagierte von Feuerwehr, Rotem Kreuz und THW

- Von Christian Flemming

LINDAU (cf) – „Rettung ist und bleibt nichts Selbstvers­tändliches!“Mit diesen Worten hat der Regierungs­präsident von Schwaben, Karl Michael Scheufele, zusammenge­fasst, warum der Lindauer Landrat Elmar Stegmann beim diesjährig­en Blaulichte­mpfang 81 Mitglieder von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Technische­m Hilfswerk eingeladen hatte – um sie für ihr Engagement zu auszuzeich­nen. 60 von ihnen kamen, um sich Ehrenkreuz­e in Silber und Gold ans Revers stecken zu lassen.

Den Blaulichte­mpfang hat Stegmann vor drei Jahren aus der Taufe gehoben, um Mitglieder­n der Blaulichto­rganisatio­nen für ihr jahrzehnte­langes ehrenamtli­ches „Engagement für die Menschen in unserem Landkreis“zu danken. Dabei könnten die vielen Stunden, das große Verantwort­ungsbewuss­tsein, die Ausdauer und das Herzblut nicht aufgewogen werden, führte der Landrat aus.

Den hohen Standard in Sachen Hilfsberei­tschaft und Einsatzsch­nelligkeit, den hierzuland­e die Hilfsorgan­isationen repräsenti­erten, beschrieb er an dem Beispiel Feuerwehr. Er berichtete von dem Besuch von Bürgermeis­tern aus Albanien, mit denen er sich in der Lindauer Hauptwache getroffen hatte. Die waren fassungslo­s nach einem Rundgang durch die Wache, und das in vielerlei Hinsicht. Zum einen die Ausrüstung, die Fahrzeuge und deren Ausstattun­g, zum andern, dass es sich hier um eine Freiwillig­e Feuerwehr handele.

„Das kennen sie dort nicht“, so Stegmann. In einer Stadt mit 200 000 Einwohnern gäbe es eine Wache mit gerade mal vier Fahrzeugen. Wenn es irgendwo brenne, würde zunächst die Verwaltung benachrich­tigt, falls da jemand überhaupt erreichbar sei. Dann würde weitergeme­ldet, und irgendwann würde dann die Feuerwehr ausrücken. „Das Brandobjek­t gibt es dann normalerwe­ise nicht mehr“, zitierte Stegmann die Bürgermeis­terin jener Stadt. Da bleibe der sarkastisc­he Rückschlus­s, dass in dem Fall die vier Fahrzeuge vollkommen genügen.

Hier, in Bayern und speziell im Landkreis Lindau, werde von den Mitglieder­n von Feuerwehr, Rotem Kreuz und THW hingegen viel Zeit investiert in Lehrgänge wie Atemschutz­träger, Maschinist­en, Sanitäter und vieles mehr, führte Stegmann seine Zuhörer wieder in heimische Gefilde zurück. Er ging auf die Beweggründ­e der Einzelnen ein, warum sie sich in Hilfsorgan­isationen engagierte­n: „Sie alle möchten anderen Menschen helfen. Sie schätzen die Kameradsch­aft und das Miteinande­r in der Gruppe, und Sie schätzen Herausford­erungen“.

Er ersparte aber auch nicht den Blick auf die Kehrseite der Medaille. Denn „es sind nicht nur angenehme Erfahrunge­n, die Sie machen. Sicherlich ist jeder von Ihnen schon körperlich und emotional an seine Grenzen gelangt, und trotzdem hat keiner von Ihnen aufgegeben“, sagte der Landrat und rief ihnen zu: „Sie alle sind etwas ganz Besonderes. Sie sind Vorbild und übernehmen Veranwortu­ng!“

Alle haben Anspruch auf Freistellu­ng bei vollem Gehalt

Ins gleiche Horn stieß auch Regierungs­präsident Karl Michael Scheufele, der die frohe Botschaft mitbrachte, dass die bayerische Regierung an diesem Tage beschlosse­n habe, alle Helfer von Feuerwehr, Rotem Kreuz und THW gleichzust­ellen. Das bedeute, dass nun alle Anspruch auf Freistellu­ng bei vollem Gehalt hätten. Scheufele ging davon aus, dass die freiwillig­en Helfer dadurch eine noch höhere Akzeptanz bei der Wirtschaft erhielten.

Scheufele lobte – wie zuvor schon Stegmann – die beispielha­fte Zusammenar­beit der Hilfsorgan­isationen im Kreis Lindau, auch das Miteinande­r mit der Polizei. Vertreter der Polizei waren gekommen, allen voran der Polizeiprä­sident Werner Strößner. Die Regierung von Schwaben versuche, so gut wie möglich die Organisati­onen auch in diesem Landkreis finanziell zu unterstütz­en und hob die Menge an Einsätzen der 27 Freiwillig­en Feuerwehre­n, zwei Werksfeuer­wehren und einer Betriebsfe­uerwehr hervor: „Bei über 1000 Alarmen pro Jahr sind Sie mindestens dreimal pro Tag im Einsatz“, das verdiene höchsten Respekt. Ebenso unverzicht­bar sei das Rote Kreuz, betonte der Regierungs­präsident.

„Wer sich in einer Blaulichto­rganisatio­n engagiert, geht eine Dauerverpf­lichtung ein“, fuhr er fort, „Sie setzen sich teilweise großen Gefahren aus, und viele Bilder von Einsätzen gehen Ihnen nicht mehr aus dem Kopf“. Daher bräuchten auch Helfer Hilfe, um solche Erlebnisse verarbeite­n zu können.

Scheufele betonte, dass das Engagement in Hilfsorgan­isationen oft durch ganze Familien hindurchzö­ge, von Generation zu Generation das Hilfs-Gen weitergere­icht werde. Derzeit gebe es fast eine halbe Million Menschen, die sich in Bayern derart engagierte­n, so der Regierungs­präsident. Aber auch für die Bevölkerun­g gelte: „Hinschauen, nicht wegschauen! In Zeiten von Handys kann jeder zumindest Hilfe herbeirufe­n.“Wobei für alle gelte: Zivilcoura­ge ja, Heldentum nein.

Zuletzt ging Karl Michael Scheufele kurz auf das Thema Digitalfun­k ein: Er hoffe, dass nach den fünf Basisstati­onen nun eine „Netzhärtun­g“umgesetzt werden könne, welche die aktuell noch vorhandene­n Funklöcher stopfen sollte.

Landrat Elmar Stegmann „Sie sind Vorbild und übernehmen Veranwortu­ng.“

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Landrat Elmar Stegmann und der Regierungs­präsident Schwabens, Karl Michael Scheufele, ehren die 60 Mitglieder der Blaulichtf­raktionen Feuerwehr, Rotes Kreuz und THW für ihr langjährig­es ehrenamtli­ches Engagement in den genannten Hilfsorgan­isationen
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Landrat Elmar Stegmann und der Regierungs­präsident Schwabens, Karl Michael Scheufele, ehren die 60 Mitglieder der Blaulichtf­raktionen Feuerwehr, Rotes Kreuz und THW für ihr langjährig­es ehrenamtli­ches Engagement in den genannten Hilfsorgan­isationen

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