Der Uralt-Rekord als Beiwerk
Wie Leverkusen vor 47 Jahren schaffen die Ulmer Basketballer 25 Siege in Serie
BONN (sz/dpa) - Beinahe fünf Jahrzehnte hat er gehalten. 47 Jahre konnte Bayer Leverkusen den Rekord für die längste Siegesserie in der Bundesliga für sich allein beanspruchen. Seit Sonntag ist das nicht mehr der Fall. Ratiopharm Ulm gelang bei den Telekom Baskets Bonn nicht nur ein ungefährdeter 87:69-Kantersieg, sondern auch der Eintrag in die Basketball-Geschichtsbücher. Mit dem 25. Erfolg in Serie zog der amtierende Vizemeister der BBL mit der Leverkusener Mannschaft aus der Saison 1969/70 gleich.
Die Freude über den Coup war naturgemäß groß im Ulmer Lager. Dennoch setzte Trainer Thorsten Leibenath gleich andere Prioritäten. „Wie ich schon vor dem Spiel gesagt habe: Wichtig ist, dass wir nun das Heimrecht im Play-Off-Viertelfinale sicher haben. Der Rekord ist Beiwerk – wenngleich wir uns darüber natürlich auch freuen.“Bis die Play-offs losgehen, haben die Ulmer noch maximal neun Gelegenheiten, ihre unheimliche Serie auszubauen.
In einem Spiel, das am Sonntag bereits nach einem enorm starken zweiten Viertel der Ulmer (11:28) vorentschieden war, hatte Leibenaths Mannschaft lediglich in den Anfangsminuten Schwierigkeiten mit den heimstarken Bonnern. Wieder einmal war es vor allem Raymar Morgan, der voranging. Hatte der Topscorer beim vergangenen Spiel gegen Vechta erstmals nicht zweistellig gepunktet, legte er in Bonn 19Punkte und neun Rebounds auf und dominierte das Spiel.
Bei der erst dritten Heimniederlage der Rheinländer wurde es in der zweiten Halbzeit nicht mehr richtig spannend, sodass Leibenath Morgan (19 Punkte/9 Rebounds) nur 23 Minuten auf dem Feld lassen musste. „Ich denke, wir sind mit sehr viel Energie in die Partie gegangen. Als wir dann im zweiten Viertel auch noch strukturierter agiert haben, haben wir das Spiel auf unsere Seite gezogen“, sagte der Coach.
Der Erfolgs- und nun auch Rekordtrainer fand aber trotzdem noch Ansätze zur Kritik. „In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel nach meinem Geschmack etwas zu sehr verwaltet“, sagte er bei „telekombasketball.de“.
Leibenath mag sich eher leise über den Rekord gefreut haben, doch dass den Ulmern Historisches gelang, bewies die Einladung von Kapitän Per Günther in die ARD-„Sportschau“. Das letzte Mal, dass ein Basketballer in die Sportschau eingeladen wurde, ist 13 Jahre her. Dirk Nowitzki war der Gast, nachdem er in der Köln-Arena bei einem Spiel gegen das US-Olympiateam aufgetreten war.
Günther wurde unmittelbar nach Spielschluss per Kleinbus nach Köln gebracht. Abgehängt hat er dabei übrigens auch ,König Fußball’, wie Ratiopharm Ulm mitteilte. Der eigentlich geplante Beitrag von der Partie Hertha BSC gegen Borussia Dortmund sei deshalb später gesendet worden.
Mit einem Sieg gegen Alba Berlin am kommenden Samstag können die Ulmer sich nun die alleinige Bestmarke sichern. Leibenath erwartet aber ein hartes Stück Arbeit. „Berlin ist so ein bisschen das Überraschungsteam der Saison. Sie hatten schon ein paar unnötige Niederlagen, können an einem guten Tag aber jeden schlagen.“