Grünes Licht für neue Bauplätze in Reutenen
Gemeinderat Wasserburg diskutiert über Einwände wegen Landschaftsschutz, Entwässerung und landwirtschaftlicher Nutzung
WASSERBURG (andy) - In Reutenen können neue Bauplätze entstehen. Der Wasserburger Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung entsprechende Beschlüsse gefasst. Das Gremium diskutierte zuvor über die Einwände von Anwohnern, Landratsamts und Bund Naturschutz gegen das Vorhaben.
Westlich der Fuggerstraße sollen 13 neue Bauplätze entstehen, davon gehören sieben der Gemeinde. Östlich hat der Gemeinderat landwirtschaftliche Fläche in Wohnfläche umgewandelt, um dort weitere Baugrundstücke auszuweisen.
Der Bund Naturschutz warnte vor einer Zersiedelung der Landschaft. Ebenso wie die Regierung von Schwaben wies er zudem darauf hin, dass die geplanten Bauplätze im landschaftlichen Vorbehaltsgebiet liegen. Das bedeutet, dem Erhalt der Landschaft kommt dort ein besonderes Gewicht zu. Wenn die Gemeinde allerdings nachweisen kann, dass sie dringenden Bedarf an Wohnraum hat, kann sie diesem Punkt Vorrang einräumen. Das Landratsamt forderte deshalb sogar, auf die Bauflächen östlich der Fuggerstraße zu verzichten.
Der Gemeinde sei die landschaftliche Lage der Fläche durchaus bewusst und sie habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, betonte Bürgermeister Thomas Kleinschmidt. Allerdings habe der Siedlungsdruck in Wasserburg exorbitant zugenommen. Die Gemeinde habe derzeit 80 Anfragen für Bauparzellen. Sie befürchtet, dass Einheimische abwandern, wenn sie keinen Wohnraum schafft.
Bauplätze für junge einheimische Familien
Eine Untersuchung der Flächen im Ort habe zwar gezeigt, dass es noch fast 40 Baulücken gebe, allerdings befinden sich diese weitgehend in privater Hand und daher kurz- oder mittelfristig nicht verfügbar. Deshalb sei die Gemeinde auf neue Flächen im Außenbereich angewiesen, erklärte bei der Sitzung Planer Stefan Quarg. Die geplanten Bauabschnitte seien nur eine Abrundung der bestehenden Bebauung.
Die neuen Bauplätze sollen vor allem an junge Familien vergeben werden, versicherte Kleinschmidt. Dadurch erreiche man eine Wiederbelebung Wasserburgs, denn so zögen jüngere Leute in eine Siedlung mit vorwiegend älterer Bevölkerung.
Gemeinderat Stefan Hilger (ULW) konnte dieses Argument nicht überzeugen. Er sagte: „Was machen wir in 30 Jahren, wenn wir wieder nur alte Leute haben. Wollen wir dann wieder neue Baugebiete ausweisen? Dadurch wird das Grundproblem nicht gelöst. Die Fläche ist endlich.“Man müsse sich überlegen, wann Wasserburg seine Grenze erreicht habe, so Hilger. Er regte an, dass die Gemeinde über andere Lösungen wie beispielsweise AltersWohngemeinschaften nachdenken müsse. Die Mehrheit im Gemeinderat sah dies anders und wies diesen Einwand zurück.
Der Bund Naturschutz forderte zudem, dass die Bauplätze nicht an Auswärtige vergeben werden und keine Ferienwohnungen entstehen dürfen. Das sahen die Wasserburger Räte genauso und beschlossen zu prüfen, welche Möglichkeiten es hierfür gibt.
Ein weiterer Kritikpunkt betraf die Entwässerung. Diese ist nach Ansicht der Naturschützer und mehrerer Anwohner problematisch. Auch Gemeinderat Hilger sagt: „Ich bin nicht sicher, ob das mit den Wassermassen aus zwei Baugebieten funktioniert.“Die Gemeinde will das Regenwasser über einen neuen Entwässerungskanal in ein Rückhaltebecken in der Nähe der Kreuzung von Fugger- und Höhenstraße führen. Dort soll es gefiltert und in den Bichlweiher geleitet werden. Bürgermeister Kleinschmidt versicherte, ein Ingenieurbüro habe bestätigt, dass dies funktioniere. Selbstverständlich werde die Gemeinde die wasserrechtlichen Vorgaben einhalten.
Versprühte Pflanzenschutzmittel als Beeinträchtigung
Das Landratsamt sorgte sich zudem, weil ein Teil der Grundstücke an Obstbauflächen angrenzt. Gemeinderat entschied sich deshalb dafür, eine Hecke für den Schutz vor versprühten Pflanzenschutzmitteln anzulegen. Außerdem will das Gremium einen Hinweis in den Bebauungsplan aufnehmen, dass es durch die Bewirtschaftung der benachbarten Felder zu verstärkten Lärm kommen könne. Gemeinderat Tobias Holinski (Freie Bürger) war der Abstand von drei Metern zwischen Wohnbebauung und Obstbauflächen zu gering.
Stefan Hilger, der in unmittelbarer Nähe zu den beiden Bauabschnitten wohnt, sagte: „Wenn man sieht, wie sehr sich der Ortsteil Reutenen vergrößert, finde ich das ganz schön massiv.“Deshalb war er der einzige im Gemeinderat, der gegen die Änderung von Flächennutzungs- und Bebauungsplan für dieses Gebiet stimmte.