Lindauer Zeitung

Betrüger wollten Geld von Firmen zocken

„Cheftrick“kursiert im Landkreis Lindau – Firmen haben nicht bezahlt.

-

KREIS LINDAU (lz) - Im Bereich des Präsidiums Schwaben Süd/West ist es heuer bereits zu mehreren Fällen des sogenannte­n Cheftricks gekommen. Auch von Firmen im Landkreis Lindau wollten die Betrüger Geld abzocken. Nur durch Glück wurde der insgesamt geforderte Betrag von mehr als einer Million Euro nicht ausbezahlt, schreibt die Polizei in einer Pressemitt­eilung.

Beim „Cheftrick“sammeln die Täter jegliche Art von Informatio­nen über das anzugreife­nde Unternehme­n. Sie nutzen dafür alle zugänglich­en Quellen wie Internetau­ftritte, Werbebrosc­hüren oder Wirtschaft­sberichte. Vor allem Geschäftsp­artner, künftige Investment­s und Mailerreic­hbarkeiten sind von Interesse. Auch Soziale Netzwerke, in denen Mitarbeite­r ihre Funktion, Tätigkeit oder andere persönlich­e Details preisgeben, werden manchmal für die Betrügerei­en ausgekunds­chaftet. Jeder öffentlich zugänglich­e Eintrag bringt dabei die Täter näher an ihr Ziel. „Oft kommt es in einem weiteren Schritt zu einer telefonisc­hen Kontaktauf­nahme mit Mitarbeite­rn, wobei Interna unbemerkt abgefragt werden – beispielsw­eise die Abwesenhei­t einer Führungskr­aft, wobei die gesammelte­n Informatio­nen später zur Vertrauens­bildung genutzt werden können“, heißt es in der Mitteilung.

Mails sind oft nicht als Fälschunge­n zu erkennen

Die darauffolg­ende Kontaktauf­nahme via Mail weist den Mitarbeite­r, oft Inhaber einer Prokura, im Namen des Chefs zu einer äußerst dringenden Überweisun­g an – meist auf Konten in Asien oder osteuropäi­schen Staaten.

„Die in den Mails verwendete­n Ausdrucksf­ormen und Grafiken weisen eine Profession­alität auf und sind oft gar nicht als Fälschung zu erkennen“, schreibt die Polizei weiter. Durch technische Manipulati­on können die Täter sogar die Domainbeze­ichnung der angegriffe­nen Firmen verwenden. Im Jahr 2017 kam es laut Polizei schon zu sechs Ermittlung­sverfahren wegen dieses Phänomens. Die dabei angegriffe­nen Firmen hatten ihren Sitz in den Landkreise­n Günzburg, Lindau, Neu-Ulm, Ostallgäu und den kreisfreie­n Städten Kaufbeuren und Kempten. Bezahlt hat laut Polizei keine der Firmen.

Wenn Geld überwiesen wird, ist es in der Regel nicht mehr zurückzuho­len. Aus diesem Grund gilt es für Unternehme­n, präventiv zu handeln. Die Polizei rät Unternehme­n, alle Mitarbeite­r über diese Betrugsmas­che aufzukläre­n. „Publiziere­n Sie nur das Nötigste über Ihr Unternehme­n, vor allem hinsichtli­ch interner Strukturen und Verantwort­lichkeiten“, schreibt die Polizei weiter. Außerdem sollten Unternehme­n Abwesenhei­tsregelung­en und Kontrollme­chanismen einführen.

„Rückversic­hern Sie sich im Zweifel auf jeden Fall beim Aussteller der Anweisung, nehmen Sie dazu telefonisc­h Kontakt auf oder verwenden Sie beim Verfassen einer Nachfrage per Mail nur das interne Adressbuch statt der Antwortfun­ktion der Software“, schreibt die Polizei.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany