Memmingen wählt neuen OB
Tod von Markus Kennerknecht macht weitere OB-Abstimmung in Memmingen nötig
MEMMINGEN (lby) - In Memmingen wird am Sonntag zum zweiten Mal binnen fünf Monaten ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Ende Dezember war OB Markus Kennerknecht beim Joggen zusammengebrochen und gestorben. Der SPD-Mann wurde nur 46 Jahre alt und war gerade einmal 38 Tage im Amt. Er hatte im November den Posten von seinem Parteifreund Ivo Holzinger übernommen, der die kreisfreie Stadt als dienstältester Verwaltungschef 36 Jahre lang regiert hatte.
MEMMINGEN - Am kommenden Sonntag schreiten die Memminger zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten zur OberbürgermeisterWahl. Dieser Urnengang hat einen tragischen Hintergrund. Ende Dezember war der damalige Oberbürgermeister Markus Kennerknecht nach nur 38 Tagen im Amt bei einem Dauerlauf zusammengebrochen und gestorben. Seit Kennerknechts Tod führt die Zweite Bürgermeisterin Margareta Böckh (CSU) die Stadtverwaltung.
Der Sozialdemokrat Kennerknecht ist bei seiner Wahl im Herbst noch gegen drei Konkurrenten angetreten. Vor allem ein CSU-Mann rechnete sich seinerzeit Chancen auf den OB-Posten aus – vergeblich, wie sich zeigte. Schon zuvor war die Stadt von SPD-Männern regiert worden. Der Dauer-OB Ivo Holzinger leitete die Geschäfte gleich 36 Jahre lang – ein bundesdeutscher Rekord, wobei bereits er einen Parteikameraden als Vorgänger hatte.
Vor diesem Hintergrund werden dem jetzigen SPD-Kandidaten Friedrich Zeller für den Sonntag die besseren Chancen eingeräumt. Er muss sich auch nur gegen einen Gegner durchsetzen, den Christsozialen Manfred Schilder. Zeller hat im Wahlkampf versucht, mit Versprechungen für eine Aufwertung der sowieso schon sehr gepflegten Innenstadt zu punkten. Bürger wie Touristen sollen einen Mehrwert beim Aufenthalt in den Gassen haben. Auch will er das Bahnhofsareal modernisieren. Um dies zu schaffen, will Zeller eigenen Worten nach auch zu „unorthodoxen Maßnahmen“greifen. Konkret wird er dabei aber nicht.
Der 50-Jährige hat Anfang März bereits eine unkonventionelle Bürgersprechstunde eingerichtet: Der Wahlkämpfer steht montags bis freitags immer um 16 Uhr am Brunnen des Marktplatzes. Zeller ist gebürtiger Memminger. Nach Angaben der örtlichen SPD stand er auch dem verstorbenen Kennerknecht sehr nahe. Offenbar war Zeller bei den Genossen bereits im Herbst als möglicher OB-Kandidat im Gespräch gewesen. Er bringt Bürgermeistererfahrung aus Schongau mit.
Dort saß Zeller bis 2008 im Rathaus. Danach wurde der Kommunalpolitiker für sechs Jahre Landrat des Landkreises Weilheim-Schongau. Schlagzeilen machte er durch die Beschimpfung von Ärzten und Krankenschwestern bei einer Krankenhausreform. Erst spät folgte eine Entschuldigung.
Sein Kontrahent Schilder stammt ebenso aus Memmingen, ist als Regionalgeschäftsführer der Industrieund Handelskammer Schwaben tätig und sitzt seit 2014 im Stadtrat. Ihm wird von den Vertretern seiner CSU eine ausgleichende Art nachgesagt. Schilder sei kein Einzelkämpfer, sondern ein Mannschaftsspieler. Er hat im Wahlkampf einen ZehnPunkte-Plan vorgestellt.
Darin geht es beispielsweise um eine langfristige Planung zur Förderung der Wirtschaft oder die Sanierung der örtlichen Schulen. Ähnliches hatte bereits der im Herbst gescheiterte CSU-Kandidat Robert Aures angekündigt. Schilder sieht sich aber in einer besseren Position, weil er, anders als der ortsfremde Aures, die Stadt „in- und auswendig“kenne.
Schilder will nach einer erfolgreichen Wahl sofort „einen breiten Bürgerdialog“starten, um Memmingen zu entwickeln. Dabei lobt der 59-Jährige auch den langjährigen sozialdemokratischen OB Holzinger, der viele positive Akzente gesetzt habe. Die Stadt dürfe sich aber nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen.