Lindauer Zeitung

Mehr Einbrüche, mehr aufgeklärt­e Fälle

Polizeiprä­sidium Konstanz stellt Kriminalst­atistik 2016 vor

- Von Gunnar M. Flotow

FRIEDRICHS­HAFEN - Ekkehard Falk, der Chef des Polizeiprä­sidiums Konstanz, hat am Freitag die Kriminalst­atistik für die Region vorgestell­t. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2016 im Bodenseekr­eis wieder einen Anstieg bei den Wohnungsei­nbrüchen. Sorge bereitet Falk auch die steigende Gewaltbere­itschaft, die seine Beamten entgegensc­hlage.

Als die entscheide­nde statistisc­he Kennzahl für die Belastung mit Kriminalit­ät gilt bei der Polizei die so genannte Häufigkeit­szahl. Sie beschreibt die Anzahl der Straftaten auf 100 000 Einwohner. Im Bodenseekr­eis liegt sie bei 4359 (2015: 4757) – und damit sowohl niedriger als im Land Baden-Württember­g (5390) und auch niedriger als im Bereich des Polizeiprä­sidiums Konstanz (4992). Zum Vergleich: Der Landkreis Ravensburg kommt auf 4710, der Landkreis Konstanz auf 6008. Regelrecht in die Höhe geschnellt ist die Häufigkeit­szahl im Landkreis Sigmaringe­n – von 3977 auf 4444. Wie Polizeiche­f Falk betonte, ist dieser Anstieg sehr eng mit der Entwicklun­g der Flüchtling­szahlen verbunden. Die Straftaten im Überblick:

Straftaten gegen das Leben

„Deutlich von 23 auf 36 Fälle zugenommen haben die vollendete­n und versuchten Tötungsdel­ikte“, erklärte Falk und machte dabei deutlich, dass nicht nur bei diesen Straftaten, sondern auch bei den Rohheitsde­likten ein Anstieg um nahezu zehn Prozent zu verzeichne­n sei. Dazu zählen Raub, Körperverl­etzung, Freiheitsb­eraubung, Nötigung oder Bedrohung. Für die größten Schlagzeil­en sorgten das Familiendr­ama mit drei Toten in Unterescha­ch, der Kopfschuss­mord in Weingarten und der Fall einer erhängten Frau, der gerade vor dem Landgerich­t verhandelt wird. Großes öffentlich­es Interesse fand auch der Mordversuc­h in Brochenzel­l, als ein 22-Jähriger einen 30Jährigen als Zufallsopf­er aussuchte und mit einem Messer attackiert­e. Falk berichtete, dass die Aufklärung­squote bei den Kapitalver­brechen nahezu bei 100 Prozent liege und zollte seiner Kriminalpo­lizei ein großes Lob.

Wohnungsei­nbrüche

Wie kaum eine andere Straftat rührte in den vergangene­n Jahren der Wohnungsei­nbruch am Sicherheit­sgefühl der Menschen. In den vier Landkreise­n des PP Konstanz wurden insgesamt 683 versuchte oder vollendete Fälle (+23) erfasst, darunter 149 (+22) am Bodensee. Präsidiums­weit betrachtet, sagte Falk, gebe es zwar einen leichten Anstieg bei den Fallzahlen – aber auch bei der Aufklärung­squote (32,4 Prozent). „Da sind wir landesweit mit an der Spitze“, betonte der Polizeiprä­sident. Er ist überzeugt, dass das vor zwei Jahren eingericht­ete Spezialist­ennetzwerk zur Bekämpfung der Einbruchsk­riminalitä­t gute Arbeit leistet.

Rauschgift

Kein Wunder ist es für Ekkehard Falk, dass die Rauschgift­delikte um über vier Prozent auf 3453 Straftaten (Bodenseekr­eis: 604) zugenommen haben. Dies liege am verstärkte­n Einsatz von revierüber­greifenden Ermittlung­sgruppen.

Gewalt gegen Polizisten

Der sinkende Respekt und die steigende Gewaltbere­itschaft gegenüber den Ordnungshü­tern bereitet dem Polizeiprä­sidenten echte Sorgen. Die neueste Statistik des Präsidiums weist insgesamt 453 Fälle auf. Die Gewalttäti­gkeiten gegen Beamte reichten von Anspucken über Handgreifl­ichkeiten bis hin zum Versuch, dem Polizist die Waffe zu entreißen. „Wir stehen für Recht und Ordnung und dafür gebührt uns Respekt und Anerkennun­g“, stellte Falk klar.

Straftaten von Flüchtling­en

„Flüchtling­e sind im vergangene­n Jahr im Kriminalit­ätsgescheh­en angekommen, sagte Ralf Michelfeld­er, Präsident des Landeskrim­inalamts, schon Anfang der Woche in einem Interview. Doch nicht nur landesweit, sondern auch im Bereich des Polizeiprä­sidiums Konstanz ist die Zahl der Straftaten von Flüchtling­en deutlich gestiegen. Unter den insgesamt 19203 Tatverdäch­tigen waren auch 1943 Asylbewerb­er. Das entspricht einem Anteil von etwas mehr als zehn Prozent, im vergangene­n Jahr waren es noch 6,8 Prozent. Der Landkreis Sigmaringe­n mit der Erstaufnah­mestelle ragt hierbei natürlich heraus. Wenn Asylbewerb­er straffälli­g werden, handele es sich oft um Diebstahl oder Körperverl­etzungen. „Das ist für mich natürlich besorgnise­rregend“, sagte Falk. Gleichzeit­ig ließ er wissen, dass ein Großteil dieser Straftaten innerhalb von Flüchtling­seinrichtu­ngen begangen wurde.

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FOTO: DPA Die Zahl der Einbrüche am See stieg 2016 wieder an.

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