Klinik-Defizit steigt sprunghaft an
Memminger Krankenhaus rechnet mit einem Minus von 5,8 Millionen Euro
MEMMINGEN - Das Defizit des Memminger Klinikums wird in diesem Jahr erneut ansteigen – und zwar gleich um einen großen Batzen. Das Krankenhaus rechnet mit einem Minus von 5,8 Millionen Euro, wie Kämmerer Jürgen Hindemit in der jüngsten Sitzung des Finanzsenats mitteilte. Für das Jahr 2016 war lediglich ein Minus von 2,75 Millionen Euro angesetzt. Das genaue Ergebnis steht noch nicht fest. Wie ist dieser Sprung zu erklären?
Die Antwort darauf gibt KlinikVerwaltungschef Wolfram Firnhaber im Gespräch mit Volker Geyer. Demnach sind die Gründe vielfältig:
Die Beschaffung und den Austausch von medizinischen Geräten fördert der Freistaat nur pauschal. Tatsächlich müssen Kliniken wesentlich mehr dafür ausgeben, um die medizinische Versorgung auf hohem Niveau zu halten. Das belastet das Memminger Haus laut Firnhaber mit 2,5 Millionen Euro.
Der Anstieg der Personalkosten ist wesentlich höher als die Steigerung der Vergütungen, welche die Kliniken für ihre Leistungen von den Krankenkassen bekommen. „In Memmingen beträgt diese Differenz heuer etwa 1,8 Millionen Euro“, sagt Firnhaber. Die Kosten für Instandhaltungsmaßnahmen steigen gegenüber dem Vorjahr um 800 000 Euro, da die Intensivstation saniert werden muss.
Dem Memminger Krankenhaus fehlt etwa eine Million Euro wegen des sogenannten Mehrerlösabschlags. Diesen verlangen Krankenkassen drei Jahre lang, wenn eine Klinik aufgrund von mehr behandelten Patienten mehr eingenommen hat. Der Abzug beträgt 25 Prozent. Darüber hinaus sind nach Firnhabers Worten in den deutschen Krankenhäusern die Notfallkliniken unterfinanziert. So bekomme etwa das Memminger Haus nur 37 Euro für einen ambulanten Fall, bei dem die tatsächlichen Kosten aber bei 130 Euro liegen. „Dies ergibt eine Unterfinanzierung in unserer Notfallklinik von 1,2 Millionen Euro“, sagt der Verwaltungschef.
Wie Kämmerer Hindemit in der Senatssitzung weiter erläuterte, ist heuer erstmals auch im Vermögenshaushalt der Stadt Geld für das Klinikum eingeplant – und zwar zwei Millionen Euro. Die Summe werde für Investitionen verwendet, die nicht vom Freistaat gezahlt werden. Bislang wurden derartige Ausgaben über den Klinikhaushalt abgewickelt. „Für solche Fälle waren bisher noch Rücklagen da“, sagt Hindemit gegenüber der MZ. Nach seinen Worten wird der neue Posten im städtischen Vermögenshaushalt wohl in den kommenden Jahren beibehalten werden müssen. Um weitere Investitionen am Klinikum zu finanzieren, wird laut Hindemit heuer noch ein Kredit von 2,26 Millionen Euro aufgenommen.
Finanzreferent Manfred Schilder (CSU) ging in der Sitzung davon aus, „dass das Klinikum mit einem Konzept auf uns zukommt, wie dem Defizit begegnet werden soll“. Hier kündigte Bürgermeisterin Margareta Böckh an, dass es Ende März eine Klausurtagung mit allen Verantwortlichen geben werde.
Firnhaber sagt dazu: „Wir haben bereits einen entsprechenden Maßnahmenkatalog erarbeitet, den wir dort vorstellen werden.“Dieser beinhalte sowohl Einnahmensteigerung als auch weitere Einsparmöglichkeiten. „Beides wird nicht zulasten der Patientenversorgung gehen“, versichert der Verwaltungsleiter.