Lindauer Zeitung

Fast durchweg pari

Eric Frenzel und Johannes Rydzek schenken sich wenig – In Schonach wird einer von ihnen bester Kombiniere­r

- Von Joachim Lindinger

SCHONACH - 14 Weltcup-Punkte Unterschie­d nach 21 Weltcup-Etappen: Bei jeweils mehr als 1500 gesammelte­n Zählern ist das marginal. Bei der Frage „Wer gewinnt den Gesamtwelt­cup 2016/17 in der Nordischen Kombinatio­n?“aber könnten die 14 Zähler entscheide­nd werden. Maximal 200 werden am Wochenende noch vergeben, wenn Schonach Schauplatz der – so Wind und Wetter mitmachen – letzten zwei Wettbewerb­e dieses Winters ist. Eines durch und durch deutschen Winters: 19 Siegen von Eric Frenzel, Johannes Rydzek (je acht), Fabian Rießle (zwei) und Björn Kircheisen (einer) hatte die Konkurrenz nur zwei entgegenzu­setzen. Frenzel 1534, Rydzek 1520 – die finale Zuspitzung einer so noch nie erlebten Dominanz. Der 28-Jährige vom WSC Oberwiesen­thal könnte sich zum fünften Mal in Serie (!) zum Besten einer Saison krönen, für seinen 25-jährigen Verfolger vom SC Oberstdorf wäre es der erste Gesamtwelt­cup-Triumph. Ein Vergleich:

Karriere: Eric Frenzel geht in Schonach mit der Erfahrung aus 169 Weltcup-Wettbewerb­en an den Start; 39 Siege weist die Statistik für ihn aus, 19 zweite und elf dritte Plätze außerdem. Johannes Rydzek ist bislang 140-mal im Weltcup angetreten; in seiner Bilanz finden sich 14 Erfolge, zehn zweite und fünf dritte Ränge. Von Olympische­n Spielen hat Frenzel je eine goldene (Sotschi; Normalscha­nze/10 km), eine silberne und eine bronzene Medaille mit nach Hause gebracht; Rydzek war bei Team-Bronze 2010 und Team-Silber 2014 ebenfalls im deutschen Quartett. Bleiben die Weltmeiste­rschaften. Fünfmal Gold, fünfmal Silber und zweimal Bronze für Frenzel stehen sechsmal Gold, viermal Silber und einmal Bronze für Rydzek gegenüber.

Saison: Ihre 1534 beziehungs­weise 1520 Punkte holten Eric Frenzel und Johannes Rydzek bei 19 Starts. Die münzten beide Sportler in je acht Siege, sechs zweite, zwei dritte und zwei vierte Ränge um. Hinzu kam ein 17. Platz Frenzels in Kuusamo, hinzu kam ein sechster Platz Rydzeks in der Ramsau. Fast durchweg pari also, der Ausreißer Rydzeks war der undramatis­chere – und doch ist er Zweiter? Das hat mit Seefeld zu tun, dem dortigen „Triple“. Rydzek war Erster der ersten beiden Wettkämpfe, wofür es je 50 Zähler gab (anstatt der üblichen 100). Frenzels Konter am dritten Tag hingegen belohnten 200 Punkte.

Teildiszip­linen: Nach dem Skisprung-Part ist Eric Frenzel 13-mal, Johannes Rydzek sechsmal besser platziert gewesen. Dreimal gewann jeder der beiden ein Springen. Der Vergleich der reinen Laufzeiten sieht Rydzek 14-mal, Frenzel fünfmal im Vorteil. Bestzeit in der Loipe wurde für den Oberstdorf­er sechsmal, für den Oberwiesen­thaler einmal notiert.

Schonach-Bilanz: Langenwald­schanze und Wittenbach­tal meinten es lange nicht gut mit den deutschen Kombiniere­rn. Bis zur 50. Auflage vergangene­n März war Hubert Schwarz – 1987! – letzter deutscher Sieger des Schwarzwal­dpokals. Dann gewann Eric Frenzel. Johannes Rydzeks bestes Schonach-Resultat: Position 2 im Dezember 2013.

Stärken: Eric Frenzel hat seine Vorteile auf der Schanze, Johannes Rydzek – vor allem dank seines Zielsprint­s – in der Loipe. „Vorteile“allerdings ist ein großes Wort für allenfalls Nuancen.

Psyche: Nicht erst das Vierfach-Gold bei der WM in Lahti hat Johannes Rydzek gelassener gemacht. Bundestrai­ner Hermann Weinbuch: „Er arbeitet da sehr an sich: Wenn einmal ein Misserfolg da ist – dass man sich dann nicht zerfleisch­t oder sich eingräbt.“Eric Frenzel hat diese Qualität länger (aber eben nicht mehr exklusiv): „Wenn der den Endspurt nicht gewinnt, der kann das sofort abhaken und sich auf den nächsten Wettkampf fokussiere­n.“

Privates: Eric Frenzel lebt mit Ehefrau Laura und den Söhnen Philipp (zehn Jahre) und Leopold (eineinhalb) im oberpfälzi­schen Flossenbür­g. Nachwuchs Nr. 3 kommt im Juni. Johannes Rydzek, Oberstdorf­er auch aus (Berg-)Leidenscha­ft, ist seit Jahren mit Freundin Lisa liiert. Provisoris­cher Wettkampfs­prung: Eric Frenzel landete am Freitag bei 98,5 und 103 Metern im Training, im provisoris­chen Wettkampfs­prung gelangen ihm 105 Meter. Johannes Rydzek legte nach 95 und 95,5 Metern 104 Meter nach. Sollte heute kein Sprungdurc­hgang möglich sein, würde der provisoris­che Versuch die Abstände für den Langlauf vorgeben – Frenzel hätte 19 Sekunden Vorsprung auf Rydzek. Wort zum Wochenende: Eric Frenzel: „Ich für meinen Teil kann nur das machen, was ich kann – skispringe­n und laufen. Und wenn ich das gut mach‘, werden wir sehen, was rauskommt.“Johannes Rydzek: „Ich versuche, genauso mein Zeug zu machen, wie ich‘s die ganze Saison gemacht habe. Bei so ‘nem engen Abstand ist es nicht entscheide­nd, ob man ein paar Punkte vorne oder hinten ist.“

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FOTO: IMAGO Noch haben beide gut lachen: Weltmeiste­r Johannes Rydzek (links) und Olympiasie­ger Eric Frenzel.

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