Neues aus der Rotlichtszene
Heckleuchten am Auto werden immer häufiger zu Kunstobjekten
verwoben werden. Beim Supersportwagen von Techrules glüht gleich das ganze Heck mitsamt der riesigen Finne auf, wenn der Fahrer das Licht einschaltet oder auf die Bremse tritt. An der Kehrseite des Audi Q8-Concept haben die Bayern über die ganze Breite eine auffällige rote Leuchtlinie gezogen. Ebenfalls auf maximale Sichtbarkeit setzt der VW-Konzern bei seinem RoboterTaxi Sedric. Weil kein Fahrer mehr am Steuer sitzt und das Vertrauen der anderen Verkehrsteilnehmer daher umso wichtiger ist, läuft die Rückleuchte nicht nur um das gesamte Heck des Wagens. „Sondern wir haben auch an der Front und den Flanken LED-Flächen, über die Sedric mit der Außenwelt kommunizieren kann“, sagt Johann Jungwirth, der die Digitalisierung des VW-Konzerns leitet.
Individuellere Gestaltung
Dass die Designer mittlerweile so viel Spielraum haben, liegt vor allem am technischen Fortschritt: Jahrzehntelang standen nur weiße Glühbirnen und rote Deckgläser zur Verfügung, lediglich Form und Schliff dieser Abdeckungen erlaubten Variationen. Doch seitdem es Lichtleiter und LED-Systeme gibt, lassen sich die Rückleuchten individueller gestalten. Das Licht kann buchstäblich geformt werden – zu unverwechselbaren Signaturen mit immer neuen Spielereien, erläutert ein Mercedes-Designer. Und der nächste Evolutionsschritt kündigt sich bereits an: Bei den ersten Serienautos gehen in kleiner Stückzahl bereits organische Leuchtdioden, sogenannte OLED, in Produktion. Sie erzeugen ein noch gleichmäßigeres Leuchtbild und bringen wieder eine neue Schattierung.
„Wir suchen permanent nach neuen Technologien und probieren gerade bei den Studien viel aus“, sagt Renault-Design-Chef Laurens van den Acker zur Heckbeleuchtung des Trezor. Natürlich wird es solche Laserfäden weder heute noch morgen in Serie geben, räumt er ein. „Doch es erregt Aufmerksamkeit und lotet die Grenzen des Machbaren aus.“Und ehe man sich versieht, schafft es so eine Technologie vielleicht doch irgendwann in die Produktion, meint van den Acker. Wenn dem nicht so wäre, führe jeder noch mit Petroleum-Funzeln am Heck herum.
Die Theorie des Renault-Designers wird auf dem Genfer Salon durch etliche Modelle bestätigt. Die hintereinander gestaffelten Leuchtrahmen, mit denen Citroën die Blicke auf die Studie C-Aircross lenken möchte, gibt es leicht beschnitten und hinter einem Deckglas im neuen Range Rover Velar schon in Serie. Und wer beim neuen Cabrio der Mercedes E-Klasse die Option „Stardust“ankreuzt, der erhält Rückleuchten, in denen kleine Glanzpartikel funkeln wie Sternenstaub im Sonnenuntergang, sagt Baureihenchef Christian Früh.
LED-Schwert als Heckleuchte
Die mit Abstand spektakulärste Rückleuchte hat aktuell aber der Bugatti Chiron: Dort haben die Entwickler ein 1,60 Meter langes LEDSchwert ins Heck integriert, das selbst Darth Vader vor Neid erblassen lassen würde. Zwar stöhnt Designer Achim Anscheidt noch immer über den Aufwand, den die Umsetzung seiner Idee verursacht hat – obwohl er bei einem Grundpreis von 2,86 Millionen Euro ein bisschen mehr finanziellen Spielraum genossen haben dürfte als seine Kollegen bei bürgerlichen Marken. Die Mühe aber hat sich bei dem 1500 PS starken Sportwagen gelohnt, nicht zuletzt, weil man das Auto, das in kaum mehr als zwei Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und eine Spitzengeschwindigkeit von 420 km/h erreicht, die meiste Zeit ohnehin nur von hinten sieht. (dpa)