Im Tal der Hilflosen
In den Bergen gibt es Ecken, in denen man keinen Notruf absetzen kann
BAD HINDELANG - Die Berge, die das Hintersteiner Tal (Oberallgäu) umrahmen, gehören zu den beliebtesten Tourenzielen der Region im Sommer wie im Winter. Aber bei der Infrastruktur gibt es ein Problem: Vielerorts besteht keine Möglichkeit, einen Notruf – 110 für die Polizei oder 112 für Feuerwehr und Rettungsdienst – abzusetzen.
Der Empfang der gängigen Mobilfunknetz-Betreiber sei vergangenes Frühjahr noch schlechter geworden, berichtet der Bad Hindelanger Bürgermeister Adalbert Martin. Denn die Handynetz-Betreiber hatten ihre Sendeanlagen bis April auf der alten Nebelhorn-Gipfelhütte, die abgerissen wurde.
Das wegen seiner ansprechenden Architektur vielfach gelobte und bestaunte neue Gipfelrestaurant auf dem Nebelhorn-Gipfel ist zwar fertig, die Handynetz-Antennen aber sind noch nicht an ihrer endgültigen Position an der Ostseite der Bergbahn-Gipfelstation montiert. Das werde von der Telekom vermutlich im Laufe des Frühjahrs oder Frühsommers gemacht, sagt Nebelhornbahn-Betriebsleiter Alfred Spötzl.
Die Bahn stelle den Platz für die Handy-Sender und den digitalen Behördennotruf zur Verfügung, die Montage sei Sache der Firma „Deutsche Funkturm“, einer Tochter der Deutschen Telekom. Den digitalen Behördennotruf nutzt zunehmend auch die Bergwacht. Nachdem die alte Nebelhorn-Gipfelhütte vergangenes Frühjahr abgerissen worden war, wurde in der Nähe eine behelfsmäßige Antennenanlage aufgestellt, die jetzt noch in Betrieb ist. Sie habe den Empfang aber verschlechtert, sagt Rathauschef Martin. Nach seinen Worten hat es wiederholt Unfälle gegeben, bei denen es eineinhalb Stunden dauerte, bis Helfer einen Notruf per Handy absetzen konnten. Das sei undenkbar für eine erfolgreiche Tourismusgemeinde mit 1,1 Millionen Übernachtungen im Jahr, schreibt Martin in einem Brief an den bayerischen Innen-Staatssekretär Gerhard Eck: „In einer Zeit der umfassenden Digitalisierung aller unserer Lebensbereiche kann nicht mehr hingenommen werden, dass in großen Teilen unserer Gemeinde ein Notruf nicht möglich ist.“
Neue Sendeanlage kommt bald
Die neue Sendeanlage an der neuen Gipfelstation wird voraussichtlich im Frühsommer in Betrieb gehen. Dann wird der Handyempfang im Hintersteiner Tal vermutlich besser sein. Bürgermeister Martin geht aber nicht von optimaler Qualität aus. Deshalb hat er einen anderen Lösungsvorschlag für bessere Empfangsqualität.
Nahe der Schwarzenberghütte des Deutschen Alpenvereins ist auf 1400 Meter ein Sendemast für den neuen Behörden-Digitalfunk aufgestellt worden. Die Telekom hat nach Auskunft von Bürgermeister Martin ihre prinzipielle Bereitschaft signalisiert, dort einen Mobilfunksender mit aufzunehmen.
Der Investitionsbetrag liege aber im sechsstelligen Bereich und sei für die Telekom absolut unrentabel, schrieb Rathauschef Adalbert Martin vor einigen Tagen ans Innenministerium.
Deshalb solle man auf die Erhebung eines Nutzungsentgelts sowie von Gebühren gegenüber der Telekom verzichten, schlägt der Bad Hindelanger Bürgermeister vor.
Offenbar hat es Unfälle gegeben, bei denen es eineinhalb Stunden dauerte, bis Helfer einen Notruf per Handy absetzen konnten.