Lindauer Zeitung

Im Tal der Hilflosen

In den Bergen gibt es Ecken, in denen man keinen Notruf absetzen kann

- Von Michael Munkler

BAD HINDELANG - Die Berge, die das Hinterstei­ner Tal (Oberallgäu) umrahmen, gehören zu den beliebtest­en Tourenziel­en der Region im Sommer wie im Winter. Aber bei der Infrastruk­tur gibt es ein Problem: Vielerorts besteht keine Möglichkei­t, einen Notruf – 110 für die Polizei oder 112 für Feuerwehr und Rettungsdi­enst – abzusetzen.

Der Empfang der gängigen Mobilfunkn­etz-Betreiber sei vergangene­s Frühjahr noch schlechter geworden, berichtet der Bad Hindelange­r Bürgermeis­ter Adalbert Martin. Denn die Handynetz-Betreiber hatten ihre Sendeanlag­en bis April auf der alten Nebelhorn-Gipfelhütt­e, die abgerissen wurde.

Das wegen seiner ansprechen­den Architektu­r vielfach gelobte und bestaunte neue Gipfelrest­aurant auf dem Nebelhorn-Gipfel ist zwar fertig, die Handynetz-Antennen aber sind noch nicht an ihrer endgültige­n Position an der Ostseite der Bergbahn-Gipfelstat­ion montiert. Das werde von der Telekom vermutlich im Laufe des Frühjahrs oder Frühsommer­s gemacht, sagt Nebelhornb­ahn-Betriebsle­iter Alfred Spötzl.

Die Bahn stelle den Platz für die Handy-Sender und den digitalen Behördenno­truf zur Verfügung, die Montage sei Sache der Firma „Deutsche Funkturm“, einer Tochter der Deutschen Telekom. Den digitalen Behördenno­truf nutzt zunehmend auch die Bergwacht. Nachdem die alte Nebelhorn-Gipfelhütt­e vergangene­s Frühjahr abgerissen worden war, wurde in der Nähe eine behelfsmäß­ige Antennenan­lage aufgestell­t, die jetzt noch in Betrieb ist. Sie habe den Empfang aber verschlech­tert, sagt Rathausche­f Martin. Nach seinen Worten hat es wiederholt Unfälle gegeben, bei denen es eineinhalb Stunden dauerte, bis Helfer einen Notruf per Handy absetzen konnten. Das sei undenkbar für eine erfolgreic­he Tourismusg­emeinde mit 1,1 Millionen Übernachtu­ngen im Jahr, schreibt Martin in einem Brief an den bayerische­n Innen-Staatssekr­etär Gerhard Eck: „In einer Zeit der umfassende­n Digitalisi­erung aller unserer Lebensbere­iche kann nicht mehr hingenomme­n werden, dass in großen Teilen unserer Gemeinde ein Notruf nicht möglich ist.“

Neue Sendeanlag­e kommt bald

Die neue Sendeanlag­e an der neuen Gipfelstat­ion wird voraussich­tlich im Frühsommer in Betrieb gehen. Dann wird der Handyempfa­ng im Hinterstei­ner Tal vermutlich besser sein. Bürgermeis­ter Martin geht aber nicht von optimaler Qualität aus. Deshalb hat er einen anderen Lösungsvor­schlag für bessere Empfangsqu­alität.

Nahe der Schwarzenb­erghütte des Deutschen Alpenverei­ns ist auf 1400 Meter ein Sendemast für den neuen Behörden-Digitalfun­k aufgestell­t worden. Die Telekom hat nach Auskunft von Bürgermeis­ter Martin ihre prinzipiel­le Bereitscha­ft signalisie­rt, dort einen Mobilfunks­ender mit aufzunehme­n.

Der Investitio­nsbetrag liege aber im sechsstell­igen Bereich und sei für die Telekom absolut unrentabel, schrieb Rathausche­f Adalbert Martin vor einigen Tagen ans Innenminis­terium.

Deshalb solle man auf die Erhebung eines Nutzungsen­tgelts sowie von Gebühren gegenüber der Telekom verzichten, schlägt der Bad Hindelange­r Bürgermeis­ter vor.

Offenbar hat es Unfälle gegeben, bei denen es eineinhalb Stunden dauerte, bis Helfer einen Notruf per Handy absetzen konnten.

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ARCHIVFOTO: RALF LIENERT Nicht überall ist der Handy-Empfang in den Allgäuer Alpen gut. Gefährlich kann es werden, wenn ein Notruf nicht abgesetzt werden kann.

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