Lindauer Zeitung

Mehr Ermittlung­en gegen Pfarrer wegen Kirchenasy­l

Kardinal Marx sieht darin jedoch nichts Illegales

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SCHWEINFUR­T (lby) - Immer mehr bayerische­n Pfarrern, die Flüchtling­en Kirchenasy­l gewähren, drohen rechtliche Konsequenz­en. Mehrere Staatsanwa­ltschaften haben Ermittlung­en wegen Beihilfe zum unerlaubte­n Aufenthalt aufgenomme­n. Die Schweinfur­ter Staatsanwa­ltschaft bestätigte mindestens zwei Fälle, die Würzburger ermitteln ebenfalls in mehreren Fällen und in Nürnberg landeten seit Jahresbegi­nn rund ein Dutzend dieser Fälle auf den Schreibtis­chen der Staatsanwä­lte. „Wir können nur ermitteln, wenn wir von der Polizei entspreche­nde Meldungen bekommen. Und die schlagen im Moment etwas vermehrt auf“, teilte die Würzburger Staatsanwa­ltschaft mit.

„Die Staatsanwa­ltschaften sind nach dem Gesetz verpflicht­et, bei einem Verdacht auf Straftaten zu ermitteln. Und die Unterbring­ung eines abgelehnte­n Flüchtling­s ist strafbar“, erklärte Ursula Haderlein, Leitende Oberstaats­anwältin in Schweinfur­t, das sogenannte Legalitäts­prinzip. Der Vorsitzend­e der katholisch­en Bischöfe Bayerns, der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx, sieht die Praxis des Kirchenasy­ls nicht grundsätzl­ich infrage gestellt und äußerte Verständni­s für die Behörden. Wenn jemand einen Pfarrer anzeige in der Annahme, dass dieser illegal Leute aufnehme, müsse die Staatsanwa­ltschaft ermitteln, sagte Marx am Donnerstag.

Er gehe davon aus, dass die Vereinbaru­ngen mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) zum Kirchenasy­l, die vor zwei Jahren getroffen wurden, weiter gültig sind, sagte Marx. „Wir wollen davon nicht abweichen.“Die Praxis des Kirchenasy­ls sei geduldet und niemand tauche unter. „Wir sind der Auffassung, dass hier nichts Illegales geschieht. Wir haben die Gepflogenh­eit, dass niemand mit Gewalt abgeholt wird.“

Den Ermittlung­en müssen sich evangelisc­he und katholisch­e Pfarrer stellen. In der evangelisc­hen Kirche in Bayern würden derzeit fast 60 Kirchenasy­le gewährt. Genaue Zahlen von der katholisch­en Kirche in Bayern gibt es nicht. Deutschlan­dweit sind der Ökumenisch­en Bundesarbe­itsgemeins­chaft Asyl in der Kirche 316 Kirchenasy­le für 531 Menschen, darunter 141 Kinder, bekannt.

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FOTO: EV. KIRCHENGEM­EINDE HASSFURT/DPA Der Flüchtling Hasib A. (re.) ist in Haßfurt im Kirchenasy­l untergekom­men.

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