Das Projekt Rhesi gewinnt an Gestalt
Umbau des Rheins vor seiner Mündung in den Bodensee soll vorangetrieben werden
LINDAU - Nun liegen erstmals greifbare Pläne zum Umbau des Rheins vor seiner Mündung in den Bodensee vor. Es geht dabei um das Projekt Rhesi. Das Kürzel steht für Rhein-Erholung-Sicherheit.
Wie es in einer Pressemeldung des Projektleiters Markus Mähr heißt, wird dem Rhein jetzt an mindestens fünf Stellen mehr Raum eingeräumt. Bisher fließt er auf den 26 von den Arbeiten betroffenen Flusskilometern streng eingezwängt in einem Kanal zum Bodensee. Durch Rhesi soll der Rhein wieder etwas naturnäher werden. Möglich wird der Umbau durch Zwänge des Hochwasserschutzes. Er ist in dem größtenteils zwischen Vorarlberg und der Schweiz gelegenen Projektgebiet nicht mehr zeitgemäß. Bei drei der Dammaufweitungen würde der regulierte Rheinkanal laut den Angaben von Mähr „eine Breite von 250 bis 300 Metern bekommen“. Andere würden bescheidener ausfallen. Prinzipiell geht es darum, die bestehenden Dämme weiter ins Hinterland zu verlagern. So entstehen nicht nur Überschwemmungsflächen für den Hochwasserschutz, sondern auch Möglichkeiten für das Mäandern des Flusses.
Kosten unklar
Konkret geplant wird an dem Projekt bereits seit sechs Jahren. Noch älter ist ein erster Kostenvoranschlag. Er beinhaltete eine Summe von 500 Millionen Euro, die über eine Bauzeit von 20 Jahren ausgegeben werden sollte. Insider gehen davon aus, dass die Kosten inzwischen weit über dieser Summe liegen.
Schwierig ist es vor allem, die anliegenden Gemeinden zu überzeugen. Einige haben schon Gemarkungsteile verloren, als der Rheinkanal vor etwa 100 Jahren gebaut wurde. Durch Rhesi drohen weitere Gebietsverluste: Ackerland, Grund für Neubau- und Gewerbegebiete. So leisten etwa die Vorarlberger Gemeinden Hard und Fußach nachhaltigen Widerstand. In diesem Flussbereich ist die Form der Rheinausweitung auch noch nicht bis ins letzte geklärt. 20 Grundstücksbesitzer müssten Flächen abtreten.
Ein weiterer strittiger Punkt findet sich in Lustenau in Vorarlberg und dem eidgenössischen Widnau. Auch hier könnte eine Aufweitung kommen. Dort wären aber sechs Trinkwasserbrunnen betroffen. Fallen sie ins Überschwemmungsgebiet, bedeutet dies ihr Aus.
Ein drittes Fragezeichen gibt es auf der Höhe von Koblach, einer weiteren Vorarlberger Gemeinde. Prinzipiell wurde laut eines Berichts der „Vorarlberger Nachrichten“eine Lösung gefunden, die den Verlust von Ackerland begrenzt.
Mähr hat aber bereits deutlich gemacht, dass er die Pläne nicht an allen drei Punkten ändern könnte. Sollte die weitere Diskussion jedoch darauf hinlaufen, sei der Gesamtplan gescheitert. Daran haben aber weder die politisch Verantwortlichen auf Vorarlberger noch auf Schweizer Seite ein Interesse. Vor allem der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner versucht angestrengt, das Projekt Rhesi weiterzutreiben. Auf dem Neujahrsempfang seiner Landesregierung betonte er, dass die Planungen in diesem Jahr abgeschlossen werden müssten. Sonst verzögere sich der Baubeginn bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Wallner befürchtet ein katastrophales Rheinhochwasser, dem die alten Dämme nicht mehr standhalten könnten. Erneut kritisch haben sich aktuell eidgenössische Ökoverbände geäußert. Ihnen waren bereits früher die Pläne nicht weit genug gegangen. Sie träumen letztlich von der Rückkehr zu einer Art Wildfluss. Jetzt hat die Umweltorganisation Pro Natura St. Gallen/Appenzell bemängelt, dass unter anderem die Rheinausweitungen zu weit auseinanderliegen würden. Mähr hält diese Bedenken nach einer Meldung des ORF für unbegründet.