Patientenzahl steigt
In Deutschland leben weit mehr Menschen mit Diabetes als bisher geschätzt: Inzwischen leidet rund jeder zehnte Bundesbürger mit einer gesetzlichen Krankenversicherung an der chronischen Stoffwechselerkrankung, heißt es in einer neuen Analyse für den Versorgungsatlas. Danach ist der Anteil der Diabetiker zwischen 2009 und 2015 von 8,9 auf 9,8 Prozent gestiegen. Die überwiegende Mehrheit der Patienten ist an einem Diabetes Typ 2 erkrankt. Aber auch die Autoimmunkrankheit Diabetes Typ 1 nimmt zu, und besonders stark betroffen sind die ganz kleinen Kinder. Uta Faller, Kinderärztin und Kinderdiabetologin am Elisabethenkrankenhaus in Ravensburg, stellt bei Kindern eine Steigerung von vier Prozent jährlich fest. Bei Kleinkindern sogar von fünf bis sieben Prozent. Immerhin haben Kinder und Jugendliche jetzt durch das neue Flexirentengesetz einen gesetzlichen Anspruch auf eine Reha-Maßnahme in einer Fachklinik.
Forscher arbeiten an einer Insulin-Impfung Bei der Autoimmunkrankheit Diabetes Typ 1 zerstört das körpereigene Immunsystem in der Regel bereits im Kindesalter die Insulin produzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse. Ausgelöst wird die Autoimmunreaktion durch Antigene, wie zum Beispiel das Insulin selbst, die der Organismus fälschlicherweise als „Fremdkörper“einstuft und bekämpft. Im Normalfall baut das Immunsystem dagegen in den ersten Lebensjahren eine Immuntoleranz gegen die körpereigenen Proteine auf, sodass es nicht zu einer Autoimmunreaktion kommt. Diese positive Immunantwort soll mithilfe der InsulinImpfung „antrainiert“werden, wie das Helmholtz-Zentrum München mitteilt. Erste Erfolge auf dem Weg zu einer präventiven Insulin-Impfung gegen Typ1-Diabetes verzeichnen Forschungen von Wissenschaftlern der TU Dresden, sowie des Helmholtz Zentrums in Zusammenarbeit mit Experten aus Wien, Bristol und Denver (USA). Auswertungen ihrer Pre-PointStudie deuten auf eine positive Immunreaktion bei Risikopersonen hin. Für die Studie wurden Kinder mit einem hohen Erkrankungsrisiko für Typ-1-Diabetes durchschnittlich ein halbes Jahr einmal täglich mit oralem Insulin behandelt. Die Gruppe nahm das Insulin in ansteigender Dosis als Pulver zusammen mit der Nahrung ein. In der höchsten Dosis (67,5 mg) rief das Insulinpulver schließlich die gewünschte Immunantwort hervor. (bawa)