Lindauer Zeitung

Mut zu unpopuläre­n Entscheidu­ngen

-

Zum Artikel „Treibhausg­as-Ausstoß steigt“(17.3.): Formal ist alles richtig, was in diesem Artikel steht. Sogar die angedeutet­en Ansätze zur Reduzierun­g des Treibhausg­as-Ausstoßes sind richtig, wenn auch nicht ausreichen­d. Die aufgeführt­en Argumente lassen vermuten, dass diese Entwicklun­g zwangsläuf­ig beziehungs­weise gottgegebe­n ist. Dem ist mitnichten so. Das Problem liegt offenbar in der Umsetzung von Maßnahmen und dazu ist in erster Linie die Politik gefordert. Wenn eine Bärbel Höhn (Grüne) sagt, „Wir brauchen einen Masterplan im Verkehrsbe­reich“, so ist diese Aussage ein Armutszeug­nis. Denn die Probleme sind ja seit Jahren bekannt. Aber fast alle wirkungsvo­llen Maßnahmen sind in der Regel unpopulär und unsere Politiker scheuen sich deshalb vor solchen Maßnahmen, da sie fürchten sich dem Vorwurf der Reglementi­erung auszusetze­n. Der Wille zu wirklichen Verbesseru­ngen unseres Klimas ist leider bei der Mehrheit der Politiker wie der Bevölkerun­g nicht sehr ausgeprägt.

Einige Beispiele nur aus dem Verkehrsbe­reich: Wie ist es möglich und hinnehmbar, dass zum Beispiel große Pkw und SUVs zum Teil mehr Schadstoff­e ausstoßen als Lkw? Die Kanzlerin hat schärfere EU-Normen für große Pkw und SUVs dank Rücksichtn­ahme für die Autoindust­rie in Brüssel blockiert. Warum wird der Anreiz, Dieselfahr­zeuge zu fahren, durch Anhebung des Dieselprei­ses nicht entgegenge­wirkt? Das Gleiche gilt für Vergünstig­ungen bei Luftund Schifffahr­t.

Warum gibt es bei uns keine generelle Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf Autobahnen? Andere Länder haben das problemlos geschafft. Nur bei uns gibt es heilige Kühe, die keiner zu schlachten wagt. Slogans wie „Freie Fahrt für freie Bürger“blockieren alle Maßnahmen des Gegensteue­rns. Ehrlich, wer braucht denn bei den heutigen Verkehrsve­rhältnisse­n ein Auto, das schneller als 160 Stundenkil­ometer fährt? Warum werden die Messwerte des Spritverbr­auchs nicht dem tatsächlic­hen Verbrauch angepasst, obwohl das Missverhäl­tnis seit Jahren bekannt ist?

Auch die Automobilc­lubs tragen mit ihren Berichten zu neuen Fahrzeugen mit ihren Kriterien wie PSZahl, Spitzenges­chwindigke­it und zum Teil Spritverbr­auchsangab­en nicht gerade zur Bewusstsei­nsbildung bezüglich Klimaschut­z bei. Die Automobili­ndustrie zieht sich mit dem Argument aus der Affäre, dass sie ja nur Autos bauen, die der Kunde wünscht. Also ist der Verbrauche­r wieder der Buhmann, was letztlich leider stimmt. Warum wird der ÖPNV nicht stärker ausgebaut und gefördert, um dem Autofahrer bessere Anreize zum Umsteigen zu bieten?

Statt freiwillig­er Maßnahmen, die offensicht­lich den gewünschte­n Effekt nicht bringen, müssen deshalb gesetzlich­e Regelungen her, wenn das Klimaziel erreicht werden soll. Unsere Politiker sollten den Mut haben, auch mal unpopuläre Entscheidu­ngen zu treffen, und sie sollten sich von unguten Einflüssen der Lobbyisten und Interessen­vertreter befreien. Unsere Politiker sollten endlich Ernst machen, wenn sie es ernst meinen – unserer Umwelt zuliebe. Joachim Zimmermann, Kißlegg

Der dumme Bürger zahlt

Zum Artikel „Ravensburg bekommt wieder ein Polizeiprä­sidium“(22.3.): Das wird den Polizeibea­mten freuen, der im Streifen- und Vollzugsdi­enst nicht ohne Risiko seinen Dienst versieht. Die in Ihren Beiträgen aufgezeigt­e – noch in ihrer Definition­sphase befindlich­e – Verbesseru­ng der Struktur scheint eher logisch als die derzeit noch gegebene Aufteilung. Traurig ist nur, dass alles (und das nicht nur in Baden-Württember­g), seien es nun zum Beispiel Gesetzesbe­schlüsse (Altersvers­orgung der Landtagsab­geordneten!), immer erst nach Protesten derer, die es wirklich wissen, noch einmal nachgebess­ert werden muss.

Da beschäftig­en sich doch sicher nicht gerade unterbezah­lte Gutachter, teure Ausschüsse und viele andere mehr mit Reformen und Reförmchen. Rauskommen tut dabei zuerst nichts, aber es gibt ja die Möglichkei­t der „Nachbesser­ung“. Der dumme Bürger zahlt es ja – mit seinen Steuern. Hans Werndl, Neu-Ulm

Zu denken geben

Zum Artikel „Die SPD ist wie berauscht“(20.3.): Die fulminante Erhebung von Martin Schulz zum Messias der SPD müsste der Union zu denken geben. Hoffentlic­h wacht sie allmählich auf aus ihrem alternativ­losen Winterschl­af! Das SPD-Verspreche­n Gerechtigk­eit konnte nur zu einem solchen Feuerwerk werden, weil die Koalitions­politik diese Tugend jahrzehnte­lang vernachläs­sigt hat.

Aus der familienpo­litischen Perspektiv­e fragen wir: Wann hat sich die Union zuletzt die Gerechtigk­eitsfrage gestellt? Hat sie sich je um gerechte Löhne gekümmert, damit Familie überhaupt erst möglich wird? Haben die christlich­en Parteien sich je gefragt, warum junge Leute sich dem Nachwuchs mehr und mehr verweigern? Warum ignorierte die Union konstant, dass die zunehmende Kinderlosi­gkeit das dramatisch­e Rentenrisi­ko geradezu befeuert? Ist es etwa gerecht, dass ausgerechn­et Familien mit Kindern durch indirekte Steuern überpropor­tional abkassiert werden?

Haben nicht auch CDU/CSU samt ihren Koalitionä­ren zugestimmt, dass sich Eltern und Kinder den Ansprüchen der Wirtschaft bedingungs­los zu beugen haben? Was hat die Union je unternomme­n, um unserer Jugend den Entzug ihrer Eltern zu ersparen? Seit Ursula von der Leyen scheint die CDU blind einverstan­den mit dem Verfassung­sbruch des Artikels 6 des Grundgeset­zes, der ganz bewusst nicht dem Staat, sondern allein den Eltern die Verantwort­ung für den Nachwuchs übertrug. Was unternahm sie gegen die zunehmende Entrechtun­g der Eltern in Bezug auf Lehr- und Bildungspl­äne?

Wer die Gerechtigk­eitsfrage ignoriert, dem bleiben am Ende nur lange Gesichter über das Erstarken derjenigen, die sich tatsächlic­h, oder auch nur zum Schein, um die Menschen und deren Nöte kümmern. Bärbel Fischer, Leutkirch-Stadt

Erzbergwer­k, kein Salzstock

Zum Artikel „Startschus­s für offene Standortsu­che in Sachen Atommüll“(9.3.): In Ihrem Artikel war leider eine fehlerhaft­e Informatio­n: Mit dem niedersäch­sischen Schacht Konrad gab es nie Probleme. Es handelt sich hier weder um ein Atommüllen­dlager noch um einen Salzstock. Schacht Konrad ist ein ehemaliges Erzbergwer­k in Salzgitter in Niedersach­sen, welches zurzeit zum Endlager umgerüstet wird. Es wird nichts eingelager­t, die Bauarbeite­n dauern mindestens noch bis ins Jahr 2022. Das Forschungs­bergwerk, in das Wassermass­en eindringen, nennt sich Schachtanl­age Asse und liegt nicht in Salzgitter, sondern in der Nähe von Wolfenbütt­el. Hier handelt es sich um einen Salzstock, der sich nun nach relativ kurzer Zeit als ungeeignet erwiesen hat. Eva-Maria Otto, Fronreute

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen. Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­hezeitung.de Ihre Redaktion

 ?? FOTO: DPA ?? Für bessere Luft hofft ein Leser auf Maßnahmen der Politik.
FOTO: DPA Für bessere Luft hofft ein Leser auf Maßnahmen der Politik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany