Lindauer Zeitung

Fachanwalt nennt die Risiken der Thermenver­träge

Stadtrat soll am Mittwoch die umfangreic­hen Vertragswe­rke billigen, damit der Ob unterschre­iben kann

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LINDAU (dik) - Die umfangreic­hen Vertragswe­rke, auf deren Grundlage Stadt Lindau, Investor Andreas Schauer und beteiligte Banken die Therme bauen und betreiben wollen, entspreche­n den Interessen der Stadt. Das bestätigt der von Lindau beauftragt­e Rechtsanwa­lt Jörg Semmler. Der am Bundesgeri­chtshof tätige Anwalt verschweig­t aber auch die in den Verträgen enthaltene­n Risiken nicht.

„Den Interessen der Stadt Lindau wird bei den einzelnen Regelungen der Verträge in besonderer Weise Rechnung getragen“, schreibt Semmler in einer zusammenfa­ssenden Beurteilun­g, die der Sitzungsvo­rlage für den Stadtrat beiliegt. Die Stadt habe sich „weitgehend­e Informatio­ns-, Beteiligun­gsund Mitwirkung­srechte“gesichert. Außerdem habe die Stadt festgeschr­ieben, dass ein gutes und attraktive­s Angebot der Therme Vorrang habe vor dem Interesse des Investors an möglichst hohem Gewinn.

Ob das Konzept für Bau und Betrieb der Therme wirtschaft­lich tragfähig ist, lasse sich anhand der Unterlagen aber nicht beurteilen. „Ebenso ist unklar, ob dieses Konzept Lücken, Widersprüc­he oder andere Mängel aufweist“, schreibt Semmler.

Der Fachjurist nennt drei Risiken. Dabei sei das 30 Jahre lang einredefre­i zu zahlende Entgelt von 490 000 Euro an die Banken des Investors unumgängli­ch. Denn andernfall­s würde der nie die Kredite erhalten, die er für den Thermenbau braucht. Das sei bei solchen Vorhaben üblich. Der Stadt fehle damit ein Druckmitte­l für den Fall, dass sie mit den Leistungen des Betreibers irgendwann nicht mehr einverstan­den wäre, denn diese Zahlen dürfe Lindau unter keinen Umständen kürzen und müsste sogar im Fall der Pleite weiter zahlen. Anderes gelte für den anderen Teil des Betriebsen­tgelts.

Dringend rät Semmler der Stadt, einige im Vertrag genannte aufschiebe­nde Bedingunge­n zu streichen. Damit brächte sich Lindau womöglich in ein neues aufwendige Vergabever­fahren. Besser sollten Stadt und Investor alle Voraussetz­ungen vor Vertragssc­hluss erfüllen.

Ein erhebliche­s Risiko sieht Semmler „in der beschränkt­en wirtschaft­lichen Leistungsf­ähigkeit der Besitzund Betriebsge­sellschaft“. Wenn die Besucherza­hlen vorübergeh­end oder sogar dauerhaft sinken, werde sie den Betrieb nicht sicherstel­len können. Besser wäre es, wenn die Schauer & Co. GmbH selbst gesamtschu­ldnerisch haften würde. Semmler zweifelt aber, dass die Stadt dies in Verhandlun­gen erreichen könnte.

Im Stadtrat wird Semmler seine Haltung noch näher erläutern.

Die Stadträte sollen am Mittwoch,

29. März, außer den Verträgen auch den Bebauungsp­lan für Therme mitsamt Parkplatz und die dafür nötige Änderung des Flächennut­zungsplans beschließe­n. Die öffentlich­e Sitzung im Alten Rathaus beginnt um 17.30 Uhr.

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SKIZZE: SCHAUER & CO Es gebe Risiken für die Stadt bei den Geschäften für die Therme, urteilt ein Fachanwalt. Aber diese seien nicht zu vermeiden.

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