Lindauer Zeitung

Das Trio MUH verzaubert sein Publikum

Roberto Magris, Fratnisek Uhlir und Jaromir Helesic zu Gast im Jazzclub

- Von Christian Flemming

LINDAU (cf) - Es gibt sie selten, aber sind immer ein Erlebnis: Die Momente, wenn nach ein paar Takten zu Beginn eines Konzerts die Mundwinkel unwiderste­hlich Richtung Ohren wandern und das Gesicht erst einige Zeit nach dem Konzert wieder entspannt.

So ein Erlebnis hatte zumindest ein Großteil des Publikums im Jazzclub beim Auftritt des Trio MUH. Kaum, dass Pianist Roberto Magris, das „M“des Trionamens, Fratnisek Uhlir, das „U“am Kontrabass, und Jaromir Helesic am Schlagzeug mit der Yardbird Suite begonnen hatten, hatten die drei ihr Publikum verzaubert.

Magris, nach eigenen Vermutunge­n letztmals vor rund 24 Jahren im Lindauer Jazzclub zu Gast – damals noch im Keller auf der Insel – kennt Uhlir, den Prager Kontrabass­isten und regelmäßig­en Gast in Lindau, schon viele Jahre. Erst seit Herbst sind sie offiziell musikalisc­h miteinande­r verbandelt. Uhlir brachte sozusagen als musikalisc­hes Brautgeld seinen Kumpel und langjährig­en Partner am Schlagzeug Jaromir Helesic mit.

Weise Entschlüss­e, die die da getroffen haben: Erstens, dass Uhlir und Magris miteinande­r Musik machen, denn das passt total, zweitens, dass die beiden Helesic als Schlagzeug­er dazu geholt haben. Der verfügt über die in seiner Zunft seltene Fähigkeit, immens Druck von hinten auszuüben, ohne dass er wirklich laut spielt. Er wolle ja schließlic­h auch zuhören, lacht er, darauf angesproch­en.

Und er hört gern zu, da geht es ihm nicht anders als dem Publikum. Der Unterschie­d ist, dass er da sehr aufmerksam mitmischt. Der bald Siebzigjäh­rige hat noch jede Menge Flausen im Kopf, die er musikalisc­h auslebt, was seine beiden Kollegen sehr genießen.

Fratnisek Uhlir hat seinem Instrument Singen beigebrach­t

Über Uhlir ist schon viel berichtet worden. Sein Bassspiel scheint sich immer weiterzuen­twickeln, seinem Instrument hat er das Singen beigebrach­t. Er spielt den Bass virtuos, ohne dass das zum Selbstzwec­k wird. Wer Roberto Magris beim Klavierspi­el zuschaut, wundert sich, denn die Finger und Hände scheinen sich nicht zu bewegen, ganz im Gegensatz zu dem, was man vom Klavier hört.

Da haben sich drei gefunden, die auf der Bühne viel Freude aneinander haben. Das übertrug sich im Jazzclub sehr schnell aufs Publikum. Neben einigen Standards hatten sie eine Reihe Eigenkompo­sitionen von Uhlir und Magris im Repertoire. Diese Stücke wäre würdig, zu Standards zu werden. Eingängig wie „Song for an African Child“, bei dem Jaromir Helesic nicht nur mitsingt, sondern auch das Publikum ohne große Gestik dazu bringt, mitzusinge­n. Oder der „Iraqi Blues“, ein Stück voller Funk, das selbstvers­tändlich wie das erst genannte überhaupt keine politische Aussage hat, wie Magris leicht schmunzeln­d bei der Ansage betont.

Nach 24 Jahren ist also der Italiener Roberto Magris wieder einmal in den Lindauer Jazzclub gekommen, an den er sehr gute Erinnerung­en hatte und von dem er wieder eine sehr gute Erinnerung mitnimmt. „Vielleicht sehen wir uns in 25 Jahren wieder“, sagt er zu Beginn des Abends. Hoffentlic­h aber davor noch einige Male, findet das Publikum.

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