Deutliche Mehrheit steht zur Westtrasse
Am Ende kommt es auf den Konsens in der Region an – „Gegen den Willen einer Gemeinde wird nicht gebaut“
MECKENBEUREN (rwe) - Die Mehrheit im Meckenbeurer Gemeinderat favorisiert für die Umfahrung der Gemeinde im Zuge der B 30-neu die Westtrasse. Das wurde bei einer Sondersitzung des Gremiums deutlich. Die Variante West ohne Anschluss Brochenzell, aber mit Ortsumfahrung Liebenau und Querspange Tettnang war zugleich der Verwaltungsvorschlag. Dagegen sprach sich die BUS (Bürgerliste für Umwelt und Soziales) aus. Für die Westtrasse mit einem Anschluss für Brochenzell plädierte Fritz Weber (CDU).
„Wir gucken aus der Sicht von Meckenbeuren“, sagte Bürgermeister Andreas Schmid. Zwei Aspekte waren ihm dabei wichtig: „Wir brauchen eine rechtssichere Trasse“, denn die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person oder Institution klagt, sei sehr hoch. Zudem werde in der Region „eine politische Grundakzeptanz“benötigt. Auf die Frage „wo stehen wir?“wies Schmid auf den Unterschied zwischen Bau- und Planungsgruppe hin. In Letzterer befinde sich die B 30-neu zwischen Eschach und Friedrichshafen – dies im Regierungspräsidium zusammen mit 45 anderen Projekten, für die ein Gesamtumsetzungszeitraum von 18,5 Jahren genannt werde. Fließe mehr Geld in personelle Ressourcen, könnte sich der auf zehneinhalb Jahre verringern. Freilich gibt es noch einen Haken, da die Querspange Tettnang (bei Walchesreute) nur in Stufe II des Umsetzungskonzepts verankert sei.
Vier Fälle genauer betrachtet
Von maximal 39 Planfällen berichtete Wolfgang Wahl vom Büro Rapp Trans AG, das die Verkehrsuntersuchung durchgeführt hatte. Als wesentliches Element ihrer Beurteilung galt die Verkehrsentlastung der Ortsdurchfahrten, aber auch, wo dadurch neue Betroffenheiten entstehen. Vier Fälle wurden genauer betrachtet. Für die Trasse Mitte hat das Regierungspräsidium Tübingen die Variante 8.6a favorisiert, während die Verwaltung dies ganz anders sah. Die Gemeinde empfiehlt, „die Trasse Mitte nicht weiterzuverfolgen“.
Waren sich Gemeinde und Regierungspräsidium bei der Basisvariante Ost 6.4 einig, so ergaben sich unterschiedliche Priorisierungen für die Westtrasse: Das RP nennt die Variante 5.1a als Favorit – inklusive einer Abfahrt Brochenzell. Hingegen setzt die Verwaltung auf die Option 5.1, die keine Abfahrt vorsieht. Die Begründung: Eine Abfahrt Brochenzell wirke sich für den Ortsteil deutlich negativ aus – etwa mit einer Verdoppelung des Verkehrs in der Ettenkircher Straße – während in den übrigen Bereichen in Meckenbeuren die positive Wirkung „relativ gering“erscheine.
Irritierende Zahlen für Kehlen
Volle Entlastungswirkung könne die West-Umfahrung nur entfalten, wenn als Netzergänzung die Ortsumfahrung Liebenau und Querspange Tettnang dazukommen. Im Vergleich zum Nullfall im Jahr 2025 (wenn sich nichts ändert) lagen die Entlastungswerte bei Ost und West eng beisammen.
Als weiteres Kriterium ging Ordnungsamtsleiterin Bernadette Steible auf die Betroffenheiten durch die Neubaustrecke ein. Hier schnitt Ost geringfügig schlechter ab als West. Deutlich war der Unterschied hingegen bei der Länge der Neubaustrecken – Ost 7,2 (da vielfach im Bestand) und West 13,1 Kilometer, da inklusive Ortsumfahrung Liebenau und Querspange Tettnang. Gerade andersherum ist es nämlich bei der Länge der Trasse: Ost 13,3 Kilometer, West 8,05 km als die direkte Variante.
Bedeutsam die Einschätzung, was eine Osttrasse für Kehlen bedeuten würde (berechnet auf 38 000 Fahrzeuge am Tag). Von einer Entlastung durch die Südumfahrung Kehlen könnte dann keine Rede mehr sein. „Das ist im südlichen Gemeindebereich um Kehlen politisch nicht vermittelbar“, sagte Fritz Weber.
Aus Verwaltungssicht mitentscheidend für das Votum pro Westtrasse: die Mehrkilometer bei der Ost-Option, die sich Wolfgang Wahl zufolge aus der wesentlich längeren Strecke plus einem höheren Bündelungseffekt ergeben.
Wenn auch ohne Detailvorstellung der ökologischen und landwirtschaftlichen Aspekte bereits ein Votum abgegeben werde, so sah Schmid darin „kein unabsehbares Risiko“. Hoch schätzte er das Risiko ein, dass die Umsetzung auf die lange Bank geschoben werde, wenn es in der Region keinen Konsens gebe – wenn etwa Tettnang gegen Meckenbeuren stehe. „Es werden keine Straßen gegen den Willen einer Gemeinde gebaut“, so seine Einschätzung.
Die Verkehrsuntersuchung durch das Büro Rapp Trans AG ist zu finden unter Aktuelles auf ●» www.meckenbeuren.de