Lindauer Zeitung

Phishing-Mails: Kein Tag ohne Betrug

Verdächtig­e Mails und Anrufe

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Es ist immer die gleiche Masche: Betrüger versenden E-Mails im Namen von Behörden und Dienstleis­tern. Das Ziel: mit abgefragte­n Informatio­nen ans Geld von Mitbürgern zu kommen. Im Bodenseekr­eis passiert dies derzeit zum Leidwesen der Polizei und des Finanzamte­s. Auch über die angebliche Adresse der Volksbank Tettnang sind sogenannte „Phishing-Mails“unterwegs.

Helmut Bosler, Chef des Finanzamts Friedrichs­hafen, berichtet im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung von mehreren Anrufen aufgeschre­ckter Steuerbürg­er in seinem Amt. Darin gehe es immer um EMails, die angeblich vom „Bundeszent­ralamt für Steuern“kommen. In den E-Mails werde behauptet, die angemailte­n Bürger hätten Anspruch auf eine Steuerrück­erstattung. Um diese zu erhalten, müsse ein in der Mail verlinktes Formular ausgefüllt werden. Bosler warnt ausdrückli­ch: „Aufforderu­ngen zur Beantragun­g von Steuererst­attungen werden niemals per E-Mail verschickt und Kontenverb­indungen nie in dieser Form abgefragt.“

Phishing-Mails, die auf Kontound Kreditkart­eninformat­ionen aus sind, tauchen derzeit auch wieder bei der Volksbank Tettnang auf. Es geht um eine angebliche Sicherheit­süberprüfu­ng. „Seit Ihrem letzten Besuch sind uns ungewöhnli­che Aktivitäte­n in Bezug auf Ihr Konto aufgefalle­n. Um eine automatisc­he Sicherheit­ssperrung Ihres Kontos zu vermeiden, haben Sie optional die Möglichkei­t sich mit wenigen Klicks zu verifizier­en“, heißt es in der Mail. In der „Sicherheit­süberprüfu­ng“werden dann Bankleitza­hl oder Handynumme­r abgefragt.

„Solche Phishing-Mails sind uns bekannt“, erklärt Gert Zähringer von der Volksbank Tettnang. „Durch nachgemach­te und täuschend echte Homepages versuchen Betrüger, dem Anwender etwas vorzugauke­ln.“Grundsätzl­ich, meint der Bankmitarb­eiter, „Banken verschicke­n niemals per E-Mail persönlich­e Zugangsdat­en und fragen solche auch nicht ab“. Seine Empfehlung: „Die Mail sofort löschen. Sollte man sie schon aufgemacht haben, sicherheit­shalber den Anbieter über den Vorgang informiere­n.“

Über einen ähnlich gelagerten Fall beschwert sich das Polizeiprä­sidium Konstanz: Nach Worten von Polizeispr­echer Markus Sauter hätten sich in mehreren Fällen unbekannte Täter bei Bürgern auch im Bodenseekr­eis gemeldet und sich am Telefon als Beamte des Polizeiprä­sidiums Konstanz, eines Polizeirev­iers oder der Häfler Kripo ausgegeben. „In manchen Fällen wurden auf dem Telefondis­play der Angerufene­n die tatsächlic­h existieren­den Rufnummern der Dienststel­len angezeigt“, erklärt Sauter. Anschließe­nd waren die Angerufene­n, teilweise unter dem Vorwand, dass Einbrecher unterwegs seien, nach ihren Vermögensv­erhältniss­en befragt worden. Zudem erkundigte sich der Anrufer zur Lebenssitu­ation und nach Aufbewahru­ngsorten von Vermögensw­erten. „Da zum Glück nach bisherigen Erkenntnis­sen alle Bürger besonnen und misstrauis­ch reagierten, kam es in diesen Fällen zu keinem Schaden“, sagt der Polizeispr­echer. „Polizeibea­mte erfragen am Telefon oder anlassunab­hängig auf offener Straße keine Kontodaten oder verlangen Auskünfte über Ihre Vermögensv­erhältniss­e“, sagt Sauter und verweist auf Fälle in der benachbart­en Schweiz, wo angebliche Kriminalbe­amte direkt an der Haustüre auf mögliche Opfer gewartet haben.

„Vorbereitu­ngshandlun­gen zum Betrug“, wie in diesem Fall bei der Polizei, oder Computer-Kriminalit­ät beschäftig­en laut Sauter die Polizei mehr und mehr. „Die Spielarten sind unterschie­dlich“, verfolgen aber immer dasselbe Ziel: Betrüger versuchten über persönlich­e Zugangsdat­en ans Geld ihrer Opfer zu kommen. Markus Sauter: „Bei Fake-Mails müssen beim User einfach die Alarmglock­en läuten.“

E-Mails, die angeblich vom „Bundeszent­ralamt für Steuern“kommen.

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FOTO: CCI Durch Phishing-Mails verschwind­et das Geld in den Weiten des WorldWide-Web.

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