Das Festspielhaus soll ohne Outlet glänzen
Kultur, Gastronomie, Hochzeiten und Firmenevents am Forggensee geplant – auch Einzelhandel kann es geben
FÜSSEN - Sie wollen dem Festspielhaus zu Glanz verhelfen – wissen aber, dass viel Arbeit vor ihnen liegt: Jan Dieter Leuze und Manfred Rietzler hatten das Füssener Musiktheater Ende vergangenen Jahres übernommen. Die beiden hoffen, dass das Insolvenzverfahren gegen die früheren Eigentümer im Sommer abgeschlossen ist. „Der Kaufvertrag gilt, wir haben die Grunderwerbsteuer bezahlt und die Bezahlung der letzten Tranche der Kaufsumme ist gesichert“, sagt Rietzler. Die beiden möchten aber eigentlich nicht über die Probleme früherer Eigentümer reden, sondern nach vorn schauen.
Damit haben sie genug zu tun: Der eine, Rietzler, gebürtiger Marktoberdorfer, der jetzt in Thailand lebt, ist ein erfolgreicher Unternehmer, unter anderem in der Computerbranche. Der andere, Jan Dieter Leuze, war in verschiedenen Branchen aktiv, hat zuletzt versucht, Outlet-Center aufzubauen. Im Kulturbereich waren beide bisher nicht tätig. Die Frage, ob auch am Festspielhaus ein Outlet entstehen soll, hatte vergangenes Jahr für Wirbel und Widerspruch gesorgt. Nun sagt Leuze: „Das Thema Outlet gibt es für uns nicht in Füssen, das passt nicht zu diesem Palast.“Manfred Rietzler und Jan Dieter Leuze wollen die Nutzung der Immobilie auf drei Bereichen aufbauen: Theater, Event und Gastronomie. Am 1. April soll der Spielplan für 2017 vorgestellt werden. Es soll wieder ein Ludwig-Musical auf die Bühne kommen, auch ein Varieté sei geplant. Die beiden warnen jedoch vor überzogenen Erwartungen an das Programm: Die Zeitspanne zwischen der Übernahme und dem Spielbeginn sei kurz, hochkarätige Künstler hätten oft langfristige Verträge – 2018 jedoch gebe es „einen vollen Veranstaltungskalender“.
Kontinuität habe bislang gefehlt
Die Gastronomie sei ebenfalls ein wichtiger Baustein: „Wir möchten das ganze Jahr über an zehn Stunden pro Tag Speisen und Getränke anbieten“, sagt Rietzler. Diese Kontinuität habe den bisherigen Eigentümern gefehlt. Wer die Gastronomie übernimmt, ist noch nicht klar, der frühere Wirt hat noch einen Mietvertrag bis zum Jahresende.
Ein dritter Bereich, der ausgebaut werden soll, sind Hochzeiten und Firmenveranstaltungen. Leuze sagt, auch ein Brautmode-Geschäft sei geplant. Also doch Einzelhandel? Ja, antworten die beiden, aber sicher kein Outlet. Sie möchten auch Produkte rund um das Festspielhaus und König Ludwig II. verkaufen.
Soll auch ein Hotel gebaut werden? „Das ist in einer zweiten Phase denkbar“, sagt Rietzler. Zunächst müsse man „den Betrieb sicherstellen“, dann denke man über einen Hotelbau auf dem Gelände nach. Im Raum Füssen gebe es zu wenige Hotelbetten, ein eigenes Angebot könne deshalb für zusätzliche Auslastung im Festspielhaus sorgen. Und in dem Hotel könnten dann auch hochwertige Läden entstehen.
Was ist mit den Konzerten unter freiem Himmel, die Tausende Besucher ans Festspielhaus lockten? „Rockkonzerte wird es nicht geben“, sagt Rietzler, das passe nicht zu dem im Barockstil angelegten Garten, den man aufmöbeln wolle. Andere Konzerte seien möglich, man denke sogar darüber nach, eine feste Seebühne zu installieren. Derzeit investieren die beiden aber erst einmal im Inneren: „Die Haustechnik ist nach 15 Jahren sanierungsbedürftig“, sagt Rietzler. Knapp 500 000 Euro seien in die dringendsten Arbeiten gesteckt worden.