Kiel rettet die kleine Chance
Der THW vermeidet gegen die Löwen ein Debakel
KIEL (SID) - Am Ende eines turbulenten Arbeitstages hatte Alfred Gislason sein Lächeln wiedergefunden. „Wir sind der moralische Sieger“, sagte der Trainer des THW Kiel. Und die 24:25Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen die Rhein-Neckar Löwen? Fast schon vergessen. Nach der beherzten Aufholjagd habe sein Team „noch alle Möglichkeiten. Die Hoffnung lebt, dass wir im Rückspiel etwas reißen können.“
Die Erleichterung war allen Kielern anzumerken. Während die Löwen, die trotz einer Sechs-Tore-Führung nur einen hauchdünnen Vorsprung ins Ziel gerettet hatten, nicht recht wussten, wie sie das Geschehene bewerten sollten, richteten sich die zuletzt arg gebeutelten Kieler an ihrem starken Schlussspurt auf.
„Wir haben nicht aufgesteckt und uns mit einer couragierten Leistung die Ein-Tore-Niederlage verdient“, sagte Torhüter Andreas Wolff. Als kurz nach der Pause alles auf ein Debakel für die in der Liga schon fast abgehängten Gastgeber (13:19) hindeutete, schlug Kiel angeführt von Steffen Weinhold, der nach 100 Tagen Verletzungspause fünf Tore warf, zurück. „Gegen so eine routinierte Mannschaft so zurückzukommen, ist nicht selbstverständlich. Ich bin stolz auf diese Moral“, sagte Gislason.
Die Ansprüche beim Rekordmeister sind klein geworden. Denn spielerisch lief ohne Kapitän Domagoj Duvnjak (chronische Überlastung der Patellasehne im linken Knie) und Abwehrchef Rene Toft Hansen (Adduktoren-Zerrung), die auch im Rückspiel am Donnerstag fehlen dürften, erneut nur wenig zusammen.
Während die Löwen, inspiriert von den Ideen ihres genialen Spielmachers Andy Schmid, lange Zeit Rhythmus und Tempo diktierten, fehlte es den Zebras über weite Strecken an Kreativität und Torgefahr – das Achtelfinal-Aus ist realistisch. Ein Champions-League-Viertelfinale ohne Kieler Beteiligung? Das gab es zuletzt in der Saison 2003/04, als der dreimalige Champion sich letztmals nicht für den Wettbewerb qualifiziert hatte.