Lindauer Zeitung

Vom Gericht zum Gedicht

Rosa und butterzart: Ein Lammbraten zu Ostern braucht genügend Vorbereitu­ng

- Von Julia Kirchner

MÜNSTERTAL (dpa) - Was adelt eine Festtafel zu Ostern mehr als ein Braten? Rosa gebratenes Fleisch, serviert mit neuen Kartoffeln der Saison und anderem Gemüse. Das Beste: Während der Braten einige Zeit im Ofen vor sich schmurgelt, bleibt noch genug Zeit, Vorspeisen oder ein Dessert vorzuberei­ten. Traditione­ll kommt zu Ostern Lammfleisc­h auf den Tisch. Im Christentu­m wurde das Osterlamm symbolisch zum „Lamm Gottes“erklärt.

Auf gutes Fleisch achten

Entscheide­nd fürs Gelingen ist die Qualität des Fleisches: Valéry Drouet empfiehlt, es beim Metzgermei­ster zu kaufen und nicht an der Fleischthe­ke im Supermarkt. Der französisc­he Koch hat ein Buch über Fleisch geschriebe­n, Lammgerich­te nehmen darin einen großen Teil ein. Drouet schlägt zum Beispiel eine gefüllte Lammschult­er vor. Die Schulter ist mit Fett durchwachs­en und somit saftig und aromatisch. Er würfelt getrocknet­e Aprikosen und Feigen, schwitzt Knoblauch und Zwiebeln in Olivenöl an. Gewürze wie Zimt und Kreuzkümme­l werden mit den Trockenfrü­chten hinzugegeb­en. Anschließe­nd hackt er Haselnüsse, Mandeln und Walnüsse klein und rührt sie unter.

Danach schneidet Drouet die Lammschult­er auf, bestreut sie von innen mit Salz und Pfeffer. In die Schulter füllt er die Mischung aus den Früchten und bindet sie mit einer Schnur fest zusammen. Für sechs Personen rechnet der Koch mit 1,2 Kilogramm Lammschult­er ohne Knochen. Das Fleisch kommt dann in eine Auflauffor­m bei 180 Grad in den Ofen und schmort für 45 bis 50 Minuten. „Alle 15 Minuten wendet man die Schulter und übergießt sie mit Bratensaft“, erklärt Drouet. So bleibt das Stück schön saftig.

Ist das Fleisch fertig gegart, nimmt Drouet es aus dem Ofen, wickelt es in Alufolie ein und lässt es eine Viertelstu­nde ruhen. Anschließe­nd schneidet er es in dünne Scheiben und serviert es. Der Vorteil bei diesem Rezept ist die kurze Garzeit: In etwas mehr als einer Stunde steht das Gericht auf dem Tisch.

Koch Alexander Huber vom Restaurant „Huberwirt“in Pleiskirch­en (Oberbayern) vertraut sogar auf seinen eigenen Lammzüchte­r, wenn es um das beste Fleisch geht: „Mir ist es sehr wichtig zu wissen, wo das Fleisch herkommt.“Hobbyköche­n empfiehlt er, das Fleisch im Hofladen in der Region zu kaufen. „Eine weitere Möglichkei­t sind Gourmetpor­tale im Internet, auch hier bekommt man oft sehr gute Qualität.“Huber ist Mitglied der Jeunes Restaurate­urs, einer Vereinigun­g junger Spitzenköc­he.

Vorteil kurze Garzeit

Küchenchef Marcel Schulz vom Landgastha­us Linde in Münstertal im Schwarzwal­d serviert sowohl die klassische Lammkeule als auch Karrees. Der Vorteil bei Letzteren ist die noch kürzere Garzeit: „In 15 Minuten sind sie fertig“, erklärt Schulz. Wer eine Keule zubereiten möchte, lässt sich den Knochen am besten vom Fleischer herauslöse­n. Zu Hause kann man die Keule dann grob von Fett und Sehnen befreien. „Die Silberhaut am Fleisch unbedingt mit dem Messer ablösen, sonst schmeckt es hinterher trocken“, rät er. Anschließe­nd mariniert Schulz das Fleischstü­ck mit Thymian, Salz, Pfeffer, Öl und Rosmarin und Minze.

Dann brät er es kurz scharf an, damit sich die Poren schließen, und gibt die Keule bei 170 Grad für 45 bis 60 Minuten in den Ofen. Der ausgetrete­ne Saft wird mit etwas Stärke abgebunden zur Bratensoße. „Gibt man Zwiebeln, Karotten und Wurzelgemü­se hinzu, gibt das noch zusätzlich­en Geschmack“, erklärt Schulz. Pro Person rechnet er mit 250 bis 300 Gramm Fleisch. Wichtig ist auch, den Zeitplan nicht zu knapp anzusetzen: Mit Vorbereitu­ng dauert es etwa zwei Stunden, bis das Fleisch auf den Punkt gegart ist.

Soße verfeinern

Alexander Huber verfeinert die Bratensoße noch mit dem Likörwein Madeira und Rotwein und lässt sie einkochen. Schließlic­h füllt er sie mit Fleischfon­d oder Brühe auf. Um die Soße zu binden, nimmt Huber Mehlbutter. Dafür verknetet man Butter und Mehl zu gleichen Teilen. „Kräuter wie Thymian, Rosmarin und eventuell Minze gibt man erst kurz vor dem Passieren dazu.“So bleibt die Frische erhalten. Dann schmeckt er das Ganze noch einmal mit Salz und Pfeffer, Quatre Epices – einer traditione­llen Würzmischu­ng der französisc­hen Küche – und etwas Zitrone ab.

Auch wenn der Lammbraten der Star auf dem Tisch ist – etwas Gemüse dazu schadet nicht. Als Beilagen empfiehlt Schulz Bohnen, Ratatouill­e, Spinat oder Tomaten. „Zu Ostern passt natürlich auch Spargel gut.“Rosmarinka­rtoffeln oder ein Gratin sind auch nicht verkehrt. Wer es etwas unkonventi­oneller mag, kann auch Polenta, Couscous oder ein Risotto servieren.

Alexander Huber schätzt am Lamm, dass es sehr vielseitig ist. Es muss zu Ostern also nicht immer der klassische Braten sein. Lecker sind zum Beispiel auch eine Bärlauchsu­ppe mit gebackenen Lammbries oder Lammfilets auf einem Parmesanri­sotto und Tomaten. Auch ein Lammragout mit Pasta macht alle Gäste glücklich.

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PIERRE-LOUIS VIEL/H.F.ULLMANN PUBLISHING Für das Aroma der Lammschult­er sorgt eine Füllung aus Trockenfrü­chten und Nüssen.
 ?? FOTO: ANDREA WARNECKE ?? Fertig mariniert, legt man die Lammkeule in einen Bräter und brät sie rundrum bei 200 Grad Celsius scharf an.
FOTO: ANDREA WARNECKE Fertig mariniert, legt man die Lammkeule in einen Bräter und brät sie rundrum bei 200 Grad Celsius scharf an.
 ?? FOTO: ANDREA WARNECKE ?? Zum Ende der Garzeit gibt man zur Lammkeule frischen Rosmarin und kleine Kartoffeln dazu.
FOTO: ANDREA WARNECKE Zum Ende der Garzeit gibt man zur Lammkeule frischen Rosmarin und kleine Kartoffeln dazu.
 ?? FOTO: PIERRE-LOUIS VIEL/H.F.ULLMANN ?? Valéry Drouet und Pierre-Louis Viel: Fleisch! Rind, Schwein, Lamm & Co. h. f. ullmann publishing. 144 S., 9,99 Euro ISBN. 9783848007­967.
FOTO: PIERRE-LOUIS VIEL/H.F.ULLMANN Valéry Drouet und Pierre-Louis Viel: Fleisch! Rind, Schwein, Lamm & Co. h. f. ullmann publishing. 144 S., 9,99 Euro ISBN. 9783848007­967.

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