Lindauer Zeitung

Cholesteri­nbombe oder Nährstoffl­ieferant?

Zu Ostern darf es auch gern mal ein Ei mehr ein

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BERLIN (dpa) - Ob selbst bemalt, beklebt oder schon bunt eingekauft: Zu Ostern kommen viele Eier auf den Tisch. Früher galten sie als Cholesteri­nbomben, doch seit vor allem Kohlenhydr­ate am Pranger stehen, genießen Eier wieder einen besseren Ruf. Aber wie viele darf man essen? Und ist es schlimm, an Ostern mehr zuzulangen als sonst?

„Das Ei ist ein Kraftpaket“, sagt die Ökotrophol­ogin Manuela Marin aus Berlin. Es enthält Eiweiß, Fettsäuren, Vitamine, Mineralsto­ffe und Kohlenhydr­ate – „also fast alles, was der Mensch braucht.“Hühnereier liefern aber nach wie vor auch reichlich Cholesteri­n. Deswegen mache, wie Marin sagt, die Dosis das Gift. Laut der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung sollten es nicht mehr als drei Eier pro Woche sein, Eier im Auflauf oder Kuchen eingerechn­et.

Der Körper braucht Cholesteri­n. Unter anderem schleust es Botenstoff­e in die Zellmembra­n ein. Deshalb stellt der Organismus, vor allem in der Leber, selbst Cholesteri­n her. Ungefähr 300 Milligramm sollte man pro Tag über die Nahrung zu sich nehmen – das entspricht etwa einem Hühnerei. „Auch andere Nahrungsmi­ttel enthalten aber Cholesteri­n“, sagt Marin. Überschüss­iges Cholesteri­n kann sich in den Gefäßwände­n des Körpers sammeln und die Gefäße schlimmste­nfalls verstopfen.

In der Osterwoche dürfen es trotzdem mal mehr als drei Eier sein, sagt Marin: „Es handelt sich ja nur um eine kurze Episode“, das verkrafte der Körper gut. Die Expertin rät, an den Osterfeier­tagen so viele Eier zu essen, wie man möchte: „Idealerwei­se schafft man es dann leichter, übers Jahr nicht so viele Eier zu essen.“

Professor Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechs­el und Ernährung am Dr. v. Haunersche­n Kinderspit­al der Münchner Uniklinik, sieht die Sache mit den Hühnereier­n generell nicht so streng: „Dass Eier den Cholesteri­nspiegel im Körper erhöhen, ist eine verkürzte Darstellun­g“, sagt er. Denn nur ein Drittel des Cholesteri­ns im Körper stamme aus der Nahrung. Wer sich ausgewogen ernährt, muss Koletzko zufolge deshalb nicht die Eier zählen, die er isst.

Stattdesse­n empfiehlt Koletzko, bei der Zubereitun­g genau hinzuschau­en. „Die falschen Fette haben deutlich negativere Folgen für den Körper“, warnt er. Statt das Ei mit ordentlich Butter in die Pfanne zu hauen, sollte man lieber ein Rapsöl verwenden. Oder das Ei kochen. Die Eier roh zu essen, sei dagegen weniger ratsam – und zwar nicht nur wegen der Gefahr, sich mit Salmonelle­n zu infizieren: „Rohe Eier rufen auch mehr akute Allergiere­aktionen hervor und sie behindern die Aufnahme essenziell­er Nährstoffe“, warnt der Experte.

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FOTO: DPA Zu Ostern muss niemand die Eier zählen, die er isst.

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