Vom „Wunder von Bern“zur Talkshow
Louis Klamroth hat bei n-tv sein eigenes Magazin – Nächster Gast ist Christian Lindner
BERLIN (dpa) - Er ist der Sohn von Schauspieler Peter Lohmeyer, war der kleine Held im Filmhit „Das Wunder von Bern“. Und trotzdem ist Louis Klamroth kein Schauspieler geworden. Dafür talkt er jetzt im Fernsehen.
Als schmächtiger Ruhrpott-Junge himmelte er im Kinohit „Das Wunder von Bern“sein Fußball-Idol Helmut Rahn an. Louis Klamroth spielte den kleinen Matthias Lubanski, der es irgendwie schafft, beim legendären WM-Finale Deutschland gegen Ungarn 1954 ins Berner Wankdorfstadion zu gelangen und zu verfolgen, wie Rahn das historische 3:2 machte. 3,7 Millionen Besucher strömten 2003 in die Kinos. Klamroth wurde über Nacht zum Star.
Dem heute 27-Jährigen war ziemlich bald nach dem „Wunder von Bern“klar, dass er keine Filmkarriere im Stile seines Vaters anstreben würde. „Der Rummel wurde mir schnell zu viel“, erzählt der Sohn von Schauspieler Lohmeyer und der Dramaturgin Katrin Klamroth.
Trotzdem steht Louis Klamroth bald 15 Jahre später vor der Kamera. Beim Nachrichtensender n-tv hat er mit „Klamroths Konter“eine eigene, gut 20 Minuten lange Talkshow bekommen, die bereits zweimal getestet wurde und jetzt im Wahljahr häufiger auf den Bildschirm kommen soll. Kommenden Dienstag erwartet Klamroth den FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner zum verbalen Schlagabtausch. Das Konzept sieht vor, dass er nur einen einzigen Gesprächspartner hat, mit dem aber Tacheles redet.
„Ich hatte nie den Masterplan, Talk im TV zu machen“, sagt der gebürtige Hamburger, der in London und Amsterdam Politikwissenschaften studierte. „Aber ich war während meiner Ausbildung im angelsächsischen Raum ein erfolgreicher Debattierer, wie man es dort nennt. Und nach der Rückkehr habe ich Praktika bei ,Günther Jauch’ und bei der ZDFSendung ,log in’ gemacht, bis Produzent Friedrich Küppersbusch auf mich aufmerksam wurde.“Vor seinem geistigen Auge habe er sich als Talker erst mit grauen Haaren und um die 55 gesehen. Aber Küppersbusch habe gemeint: „Das trauen wir ihm jetzt schon zu.“
Zur Fußballkarriere hat es nicht gereicht
Wie sein Idealbild eines Talkmasters aussieht? „Ich hätte gern die rhetorischen Fähigkeiten eines Friedrich Küppersbusch, die scharfe Analyse eines Georg Restle, die Empathiefähigkeit eines Louis Theroux, die politische Schlagkraft eines John Oliver und das Aussehen eines Jan Böhmermann – dann wäre ich zufrieden.“Ob er Letzteres ernst meint, lässt Klamroth offen. Familiär vorbelastet ist er nicht nur im Bereich Fiktion, sondern auch im Genre Information durch seine Großtante Wibke Bruhns (78). Sie war 1971 die erste westdeutsche Nachrichtensprecherin („heute“).
Den Klassiker „Das Wunder von Bern“habe er inzwischen „bestimmt 23 mal gesehen, auch auf Italienisch und Japanisch“. Unvergessen bleibt vielen Menschen die Szene, als Peter Lohmeyer, der im Film auch den Vater des kleinen Matthias spielte, die geliebten Kaninchen schlachtete und sich so den Hass des Jungen zuzog. „Wir haben, meine ich, sogar während der Dreharbeiten Kaninchenfleisch gegessen, das war lecker“, erinnert sich Klamroth. „Aber heute versuche ich, auf Anraten meiner Freundin so wenig Fleisch wie möglich zu essen.“
Zu einer Karriere im Stil seines Film-Vorbilds Helmut Rahn hätte es für ihn nicht gereicht, erklärt Klamroth, der zwölf Jahre in der Jugend des Hamburger Traditionsclubs Altona 93 spielte: „Ich war zwar ein guter Fußballer, aber meine Ambitionen stimmten nicht mit meinem Talent überein.“
Klamroths Konter läuft am kommenden Dienstag um 23.30 Uhr auf n-tv.