Bei minus zehn Grad in 35 Metern Höhe
Das Dach des Kirchturms von St. Georg in Siberatsweiler musste im Winter saniert werden
ACHBERG (andy) - Es ist kein gewöhnlicher Arbeitsplatz für Thomas Schele und Guillermo González von der Zimmerei Schele aus Ratzenried. Sie sanieren seit Anfang Januar das Dachtragewerk des Turms der Kirche St. Georg in Siberatsweiler. In 25 bis 35 Metern Höhe ersetzten sie morsche und verfaulte Balken und Spanten, legten neue Zwischenböden ein und ersetzten die poröse Holzschalung. Sie arbeiteten im Winter mehrere Wochen bei rund minus zehn Grad. Und häufig ließ der Wind den ganzen Turm wackeln. Eine Folie zum Schutz gegen Regen und Wind konnten sie aus statischen Gründen nicht spannen.
Dass sie ausgerechnet in den vergangenen Monaten, in denen das Wetter erfahrungsgemäß nicht besonders angenehm ist, auf dem Turm arbeiteten, hat jedoch seinen Grund: Der Turm ist das Sommerquartier für eine der größten Fledermauskolonien in der Region. Und Anfang April wollen die mehr als 300 Tiere dort wieder einziehen.
Fledermäuse richteten Kirchturm stark zu
Neben den Witterungsverhältnissen wurde die Arbeit auch dadurch erschwert, dass in dem schmalen Turm nicht viele Leute arbeiten konnten. Außerdem mussten die Balken, die die komplette Turmzwiebel trugen, Stück für Stück erneuert werden. „Oft hat man am Abend nicht viel von dem gesehen, was wir tagsüber geschafft haben“, sagt Schele. Wo es möglich war, wollten sie das alte Holz erhalten. Und so erneuerten sie nur einen Teil des Gebälks. Schele sagt: „Wir haben viel Verschnitt gehabt.“Denn die beiden Handwerker mussten schadhafte Hölzer entfernen und die neuen Stücke passgenau zuschneiden. So sieht man an vielen Balken das dunkle, alte Holz, das nur kurz von einem hellen Stück unterbrochen wird. Neben der Verschalung ersetzten sie die Balken im obersten Teil des Turms komplett. Dort hatten sich die Fledermäuse hingehangen und das Holz mit ihren Krallen durchlöchert.
Neuer 300 Kilogramm schwerer Eichenpfosten für das Kreuz
Außerdem verlegte die Firma einen neuen Zwischenboden, denn der alte war komplett mit dem Kot der Tiere bedeckt. González sagt: „Es hat sehr stark gerochen.“Der neue Boden soll eine glatte Oberfläche haben, so dass er einfacher zu reinigen ist. Das übrige Holz ist mit einem Holzschutzmittel imprägniert, um der Feuchtigkeit besser standzuhalten.
Eine große Herausforderung für die Arbeiter war der Pfosten an der Spitze des Turmes, der das Kreuz der Kirche trägt. Auch hier setzten sie einen neuen ein. Den fünf Meter langen und mehr als 300 Kilogramm schweren Eichenpfahl konnten Schele, González und ihre Kollegen zwar größtenteils mit dem Lastenaufzug hinauftransportieren. Die letzten paar Meter allerdings mussten sie ihn allerdings per Hand und mithilfe eines Flaschenzugs in die richtige Position bringen.
Nun müssen sie nur noch Stahlträger einbauen, die den Glockenstuhl halten und die Holzbalken entlasten sollen, und einen weiteren Zwischenboden einlegen. „Wir sind Ende März fertig“, verspricht Schele. Für die Fledermäuse, die durch die Schallläden in den Turm hineinfliegen können, gibt es mehrere Löcher in den Böden, durch die sie ihr Quartier wieder beziehen können. Die Arbeiten waren für Schele eine Herausforderung. Er sagt: „Jeden Tag hat uns etwas Neues erwartet, aber das ist das Interessante.“Derzeit bringen zudem die Flaschner das neue Kupferdach auf der Turmzwiebel an.
Insgesamt kostet die Instandsetzung des Turms rund 850 000 Euro. Davon übernimmt die Diözese rund drei Viertel – allerdings nur, wenn die Gemeinde es schafft, einen Spendenanteil von zehn Prozent der Gesamtkosten einzunehmen. Bisher (Stand Februar 2017) sind etwas mehr 13 000 Euro eingegangen. Die Kirchengemeinde veranstaltet deshalb am Sonntag, 26. März, in der Kirche St. Michael in Esseratsweiler ein Benefizkonzert. Ab 19.30 Uhr spielt der Musikverein Achberg.