Lindauer Zeitung

Bayerns Rückkehr zum G 9 kommt bald

Kabinettsa­usschuss verständig­t sich am Wochenende – Zustimmung der CSU erwartet

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MÜNCHEN (lby) - Staatsregi­erung und Vertreter der CSU-Landtagsfr­aktion haben sich auf die Grundzüge der Gymnasialr­eform und des geplanten größeren Bildungspa­kets verständig­t. Demnach wird Bayern – wenn am Ende auch die gesamte CSU-Fraktion zustimmt – wie angekündig­t zum Abitur nach neun Jahren (G 9) zurückkehr­en. Parallel dazu sollen Förderschu­len und berufliche Schulen mehr Lehrer bekommen, Schulleite­r sollen entlastet werden. Darauf verständig­ten sich ein Kabinettsa­usschuss unter Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) und Vertreter der Fraktion am Samstag in mehrstündi­gen Beratungen.

An diesem Montag und Dienstag stehen nun weitere Gespräche der Staatsregi­erung mit Bildungs- und Haushaltse­xperten der Fraktion und dann weitere fraktionsi­nterne Beratungen an. Die endgültige Entscheidu­ng soll in einer Fraktionss­itzung am 5. April fallen.

Kaum Änderungen am Konzept

Am Konzept von Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) für die Gymnasialr­eform soll es demnach kaum mehr Änderungen geben. Somit soll das G 9 zum Schuljahr 2018/19 eingeführt werden – und zwar für die Jahrgangss­tufen fünf und sechs. Die jetzigen Viertkläss­ler, die im Herbst auf das Gymnasium wechseln, wären also der erste G 9-Jahrgang.

Diskussion­sbedarf gab und gibt es noch über die Ausgestalt­ung der sogenannte­n „Überholspu­r“: Schüler, die das Abitur auch weiterhin nach acht Jahren ablegen wollen, sollen eine Klasse auslassen dürfen, am ehesten die elfte. Hier sei noch über Wege diskutiert worden, um dies wirklich für größere Schülerzah­len attraktiv zu machen, hieß es.

Beim geplanten Bildungspa­ket sollen die Details nach Angaben aus CSU-Kreisen nun noch mit der Fraktion festgezurr­t werden. Klar aber ist, dass es für Förderschu­len und berufliche Schulen mehr Lehrer geben soll. Auch für die Inklusion von Kindern mit Behinderun­gen in Regelschul­en soll es noch einmal zusätzlich­e Stellen geben. Wie viele Lehrerstel­len es insgesamt neu geben soll, wird nun bei den weiteren Beratungen mit der CSU-Landtagsfr­aktion geklärt werden, hieß es.

Zudem sollen Schulleite­r aller Schularten entlastet und die Schulverwa­ltung gestärkt werden. Damit wolle man den immer weiter zunehmende­n Belastunge­n der Schulleitu­ngen Rechnung tragen, hieß es.

Die Beratungen des Kabinettsa­usschusses dauerten dem Vernehmen nach rund fünf Stunden. Das Treffen sei zwar lang, aber sehr konstrukti­v gewesen, hieß es. Das Gremium war von Seehofer kürzlich eingesetzt worden, um eine Lösung zu verhandeln; ihm gehören neben Seehofer und Spaenle unter anderem Finanzmini­ster Markus Söder und Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (beide CSU) an.

Details des Gymnasialk­onzeptes sind seit einigen Tagen bekannt. Unter anderem soll der Unterricht am Nachmittag am G 9 deutlich reduziert werden. In der Unter- und Mittelstuf­e beispielsw­eise soll es kaum mehr Nachmittag­sunterrich­t geben. Insgesamt soll die Zahl der Wochenstun­den im Vergleich zum G 8 steigen – und nicht einfach die aktuelle Stundenzah­l auf neun Jahre gedehnt werden. Unter anderem sollen die Kernfächer gestärkt werden. Und: Informatik soll künftig Pflichtfac­h in allen Ausbildung­srichtunge­n werden.

Die SPD forderte die Staatsregi­erung derweil auf, trotz fehlender Gesetzesgr­undlage sofort mit der Personalpl­anung für das künftige G 9 zu beginnen. „Das G 9 wird kommen. Jetzt geht es darum, eine vorausscha­uende Stellen- und Kostenplan­ung vorzunehme­n“, sagte der Bildungsex­perte Martin Güll. Ansonsten drohten vielen Lehrern jahrelange Teilzeitve­rträge und Arbeitszei­tkonten.

Die Gefahr bei der Personalpl­anung besteht laut Güll in der Annahme, dass zur Einführung des G 9 zum Schuljahr 2018/19 über Jahre hinaus weniger Lehrkräfte benötigt würden, ab 2025/26 steige der Bedarf aber sprunghaft an. „Wir haben aber jetzt Tausende Gymnasiall­ehrer auf den Warteliste­n. Diese fallen nach 2022 aus den Warteliste­n und stehen spätestens dann nicht mehr zur Verfügung“, betonte Güll. Seiner Meinung nach müssten deshalb zu jedem Einstellun­gstermin mindestens 10 bis 20 Prozent mehr Lehrer in den Schuldiens­t übernommen werden.

Auch Michael Piazolo (Freie Wähler) verlangte ein „sauberes Übergangsm­anagement“. „Allein für das Gymnasium rechnen wir in den kommenden Jahren mit einem Kostenvolu­men von einer Milliarde Euro – entspreche­nd des Konnexität­sprinzips zu tragen vom Freistaat, nicht von den Kommunen“, sagte er. Gleichzeit­ig müsse aber auch in alle anderen Schulen investiert werden, um deren hohe Qualität zu halten und den Bildungsst­andort Bayern zu stärken. „Auch dafür gibt es in den nächsten Jahren einen Bedarf von einer Milliarde Euro.“

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FOTO: DPA Bayern wird wohl zum G9 zurückkehr­en – Szene aus einem Gymnasium in Straubing.

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