Lindauer Zeitung

Importe aus Brasilien teilweise gestoppt

EU ergreift Schutzmaßn­ahmen nach Gammelflei­schskandal

- Von Georg Ismar und Julia Kilian

BRÜSSEL (dpa) - Wegen eines Gammelflei­schskandal­s in Brasilien hat die Europäisch­e Union einen Importstop­p für Ware aus den betroffene­n Unternehme­n verhängt. Die EU werde Kontrollen verschärfe­n, sagte der Ratsvorsit­zende, Maltas Premiermin­ister Joseph Muscat. In Brasilien sollen Firmen verdorbene­s Fleisch umetiketti­ert, teilweise gestreckt und mit Chemikalie­n bearbeitet haben.

Gegen 21 unter Verdacht stehende Unternehme­n verhängte Brasilien ein Exportverb­ot – das Land ist größter Exporteur der Welt. Der Importstop­p der EU richtet sich gegen das Fleisch betroffene­r Firmen, das schon unterwegs nach Europa ist.

Unter Verdacht stehen unter anderem Geflügel- und Rindfleisc­hfabriken von BRF und JBS, die zu den größten Fleischkon­zernen der Welt zählen. China, Chile und Ägypten, die zunächst ihre Märkte ganz geschlosse­n hatten, lockerten den Importstop­p. Wie die EU wollen sie nun nur noch Fleisch aus den 21 im Rahmen der Operation „Carne Fraca“(„Schlechtes Fleisch“) unter Verdacht stehenden Unternehme­n abweisen. Allein die Fleischexp­orte in die EU machten 2016 dem Portal „O Globo“zufolge 1,75 Milliarden USDollar aus. Bisher kam es zu 36 Festnahmen, 1100 Bundespoli­zisten sind an den Ermittlung­en in Brasilien beteiligt. Wegen eines dramatisch­en Nachfragei­nbruchs musste JBS für mehrere Tage an 33 von 36 Produktion­sstätten den Betrieb einstellen. In Deutschlan­d ist nach Einschätzu­ng des Bundesagra­rministeri­ums bisher kein Gammelflei­sch verkauft worden. Auch aus anderen EU-Staaten gebe es laut einem Schnellwar­nsystem keine Meldungen, dass gesundheit­sschädlich­es Fleisch aufgetauch­t sei.

Die Polizei hatte bei Razzien die Betrügerei­en aufgedeckt und ermittelt landesweit im Rahmen der Operation „Schlechtes Fleisch“. Deutschlan­d bezog dem Verband der Fleischwir­tschaft zufolge 9000 Tonnen Rind- und 21 000 Tonnen Geflügelfl­eisch aus Brasilien pro Jahr.

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FOTO: DPA Brasiliens Fleischexp­orte in die EU machten 2016 rund 1,75 Milliarden US-Dollar aus.

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