Lindauer Zeitung

Kein Phosphat in Häfler Rohren

Braune Brühe in Wasserleit­ungen: Stadtwerk am See rät bei Verunreini­gung zum Spülen

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Trübes Wasser, das plötzlich aus dem Wasserhahn kommt, ist ein Zeichen für eine verunreini­gte Leitung. Ursache, so die Stadtwerke am See, seien oftmals alte Rohrleitun­gen in den Häusern. Im Zweifelsfa­ll sollten sich die Betroffene­n beim Stadtwerk melden.

Als bei einem Leser der Schwäbisch­en Zeitung braune Brühe aus dem Wasserhahn floss, hatte der gerufene Sanitärfac­hmann eine Erklärung parat: „Im Bodenseewa­sser ist zu wenig Phosphat, um die Rostbildun­g im Leitungssy­stem zu verhindern.“Tatsächlic­h ist kaum noch Phosphat im Bodenseewa­sser enthalten. Fachleute vom Stadtwerk am See aber sagen: „Da war nie soviel Phosphat drin, um die Verunreini­gung in den Wasserleit­ungen zu verhindern.“Bei der braunen Brühe handelt es sich auch selten um Rost, vielmehr um Eintrübung­en durch Ablagerung­en im Leitungssy­stem.

Wasserwerk­e oder Hausverwal­tungen geben teilweise Phosphat künstlich dem Wasser zu, nicht aber in Friedrichs­hafen. Die Stadtwerke Menden informiere­n ihre Kunden über Phosphatzu­gaben im Trinkwasse­r. Sie tun das, weil das Phosphat verhindere, dass die Ablagerung­en in Schichten, die sich in den metallenen Rohrleitun­gen mit der Zeit bilden, kaputtgehe­n und aus den Wasserhähn­en getrübtes Wasser fließe.

Die Stadtwerke Menden schreiben weiter, dass Phosphat schon seit Jahren dem Trinkwasse­r beigegeben werde, um diese Deckschich­ten zu stabilisie­ren, die Dosis liege unter 2 Milligramm pro Liter (mg/l). Eine Scheibe Käse beinhalte etwa 550 mg und Milch 2700 mg/l. Außerdem sei Phosphat ein lebensnotw­endiger Stoff.

Dem widerspric­ht das Stadtwerk am See zwar nicht, sagt allerdings, dass in Friedrichs­hafen kein Phosphat dem Trinkwasse­r aus dem Bodensee beigefügt werde. Phosphat werde deutschlan­dweit in Hausinstal­lationen, aber auch in Wassernetz­en zugefügt, um Korrosion und Eintrübung des Wassers zu vermeiden. „In den Häfler Netzen dosieren wir nicht zu.“

Geringen Durchfluss vermeiden

Das Stadtwerk widerspric­ht aber dem Sanitärfac­hmann. „Phosphat war im Bodensee nie so hoch konzentrie­rt, als dass es Korrosion oder solche Verunreini­gungen verhindert hätte. In Zeiten der höchsten Phosphat-Konzentrat­ion lag die Konzentrat­ion im Bodensee bei rund 0,9 mg/l, inzwischen ist die Konzentrat­ion bei etwa 0,03 mg/l.“Zu den Verschmutz­ungen im Leitungssy­stem, das von mehreren Haushalten in der Stadt gemeldet wird, sagen die Fachleute des Stadtwerks am See: „Häufige Ursache von Verunreini­gungen sind zu geringer Durchfluss oder seltene Nutzung der Leitung. Wenn man dann den Hahn aufdreht, könne es zu Trübung oder Gelbfärbun­g kommen, weil die Leitung lange nicht genutzt worden sei. Wenn man dann das Wasser etwas laufen lässt, wird das Wasser wieder klar. Häufig tauche dies nach Urlauben oder längerer Abwesenhei­t in der Wohnung auf. Die eigentlich­en Probleme entstehen laut Stadtwerk am See also bei Hausinstal­lationen und nicht im Wassernetz. Moderne Rohrleitun­gen würden diese Probleme nicht mehr mit sich bringen, weil sie statt aus verzinkten Stahlrohre­n aus Edelstahl oder Kunststoff hergestell­t seien, sagt Stadtwerke-Sprecher Sebastian Dix. Im Fall des SZ-Lesers sind im Stadtteil Hofen jedoch mehrere nebeneinan­der liegende Häuser unterschie­dlichen Baujahres betroffen gewesen. Auch hier hat das Stadtwerk am See eine Antwort parat.

Es könne auch zu zeitweisen Verunreini­gungen kommen, wenn es einen Rohrbruch gegeben habe oder das Wassernetz außerhalb der Häuser gespült werde. Diese Spülungen nimmt das Stadtwerk vor, um Ablagerung­en in den Leitungen zu verhindern und die Sauberkeit des Netzes zu gewährleis­ten. Das Stadtwerk am See bittet die Betroffene­n, bei denen öfters trübes Wasser aus dem Wasserhahn komme, sich zu melden. Im Zweifelsfa­ll werde das Leitungssy­stem dann detaillier­t untersucht.

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FOTO: RALF SCHÄFER Immer wieder kommt rostige Brühe aus dem Wasserkran. Am fehlenden Phosphat im Bodenseewa­sser liegt es nicht.

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