Kein Phosphat in Häfler Rohren
Braune Brühe in Wasserleitungen: Stadtwerk am See rät bei Verunreinigung zum Spülen
FRIEDRICHSHAFEN - Trübes Wasser, das plötzlich aus dem Wasserhahn kommt, ist ein Zeichen für eine verunreinigte Leitung. Ursache, so die Stadtwerke am See, seien oftmals alte Rohrleitungen in den Häusern. Im Zweifelsfall sollten sich die Betroffenen beim Stadtwerk melden.
Als bei einem Leser der Schwäbischen Zeitung braune Brühe aus dem Wasserhahn floss, hatte der gerufene Sanitärfachmann eine Erklärung parat: „Im Bodenseewasser ist zu wenig Phosphat, um die Rostbildung im Leitungssystem zu verhindern.“Tatsächlich ist kaum noch Phosphat im Bodenseewasser enthalten. Fachleute vom Stadtwerk am See aber sagen: „Da war nie soviel Phosphat drin, um die Verunreinigung in den Wasserleitungen zu verhindern.“Bei der braunen Brühe handelt es sich auch selten um Rost, vielmehr um Eintrübungen durch Ablagerungen im Leitungssystem.
Wasserwerke oder Hausverwaltungen geben teilweise Phosphat künstlich dem Wasser zu, nicht aber in Friedrichshafen. Die Stadtwerke Menden informieren ihre Kunden über Phosphatzugaben im Trinkwasser. Sie tun das, weil das Phosphat verhindere, dass die Ablagerungen in Schichten, die sich in den metallenen Rohrleitungen mit der Zeit bilden, kaputtgehen und aus den Wasserhähnen getrübtes Wasser fließe.
Die Stadtwerke Menden schreiben weiter, dass Phosphat schon seit Jahren dem Trinkwasser beigegeben werde, um diese Deckschichten zu stabilisieren, die Dosis liege unter 2 Milligramm pro Liter (mg/l). Eine Scheibe Käse beinhalte etwa 550 mg und Milch 2700 mg/l. Außerdem sei Phosphat ein lebensnotwendiger Stoff.
Dem widerspricht das Stadtwerk am See zwar nicht, sagt allerdings, dass in Friedrichshafen kein Phosphat dem Trinkwasser aus dem Bodensee beigefügt werde. Phosphat werde deutschlandweit in Hausinstallationen, aber auch in Wassernetzen zugefügt, um Korrosion und Eintrübung des Wassers zu vermeiden. „In den Häfler Netzen dosieren wir nicht zu.“
Geringen Durchfluss vermeiden
Das Stadtwerk widerspricht aber dem Sanitärfachmann. „Phosphat war im Bodensee nie so hoch konzentriert, als dass es Korrosion oder solche Verunreinigungen verhindert hätte. In Zeiten der höchsten Phosphat-Konzentration lag die Konzentration im Bodensee bei rund 0,9 mg/l, inzwischen ist die Konzentration bei etwa 0,03 mg/l.“Zu den Verschmutzungen im Leitungssystem, das von mehreren Haushalten in der Stadt gemeldet wird, sagen die Fachleute des Stadtwerks am See: „Häufige Ursache von Verunreinigungen sind zu geringer Durchfluss oder seltene Nutzung der Leitung. Wenn man dann den Hahn aufdreht, könne es zu Trübung oder Gelbfärbung kommen, weil die Leitung lange nicht genutzt worden sei. Wenn man dann das Wasser etwas laufen lässt, wird das Wasser wieder klar. Häufig tauche dies nach Urlauben oder längerer Abwesenheit in der Wohnung auf. Die eigentlichen Probleme entstehen laut Stadtwerk am See also bei Hausinstallationen und nicht im Wassernetz. Moderne Rohrleitungen würden diese Probleme nicht mehr mit sich bringen, weil sie statt aus verzinkten Stahlrohren aus Edelstahl oder Kunststoff hergestellt seien, sagt Stadtwerke-Sprecher Sebastian Dix. Im Fall des SZ-Lesers sind im Stadtteil Hofen jedoch mehrere nebeneinander liegende Häuser unterschiedlichen Baujahres betroffen gewesen. Auch hier hat das Stadtwerk am See eine Antwort parat.
Es könne auch zu zeitweisen Verunreinigungen kommen, wenn es einen Rohrbruch gegeben habe oder das Wassernetz außerhalb der Häuser gespült werde. Diese Spülungen nimmt das Stadtwerk vor, um Ablagerungen in den Leitungen zu verhindern und die Sauberkeit des Netzes zu gewährleisten. Das Stadtwerk am See bittet die Betroffenen, bei denen öfters trübes Wasser aus dem Wasserhahn komme, sich zu melden. Im Zweifelsfall werde das Leitungssystem dann detailliert untersucht.