Lindauer Zeitung

Letzter Akt im Maut-Trauerspie­l

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Für die CSU ging es um alles. Ihr Wahlkampfv­ersprechen Ausländerm­aut, wie sie damals noch offen hieß, hat sie nun durchgeset­zt. CSU-Chef Horst Seehofer nahm im Bundesrat die Gratulatio­nen entgegen. Beileidsbe­kundungen wären angesichts des Maut-Modells angebracht­er. Nur knapp hatte Seehofers getreuer Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt verhindern können, dass das ganze Werk im Vermittlun­gsausschus­s landet und damit vielleicht doch noch gescheiter­t wäre. So wie bereits das zweite große Projekt der CSU, das Erziehungs­geld, am Verfassung­sgericht gescheiter­t war.

Schließlic­h hat die SPD kein gutes Wort für die Maut gefunden, und auch in der CDU sind die wenigsten glücklich mit dem Modell, stehen aber ihrer Schwesterp­artei CSU treu zur Seite. Was umgekehrt übrigens nicht immer der Fall ist.

So wurde hinter den Kulissen im Bundesrat einiges geboten und lange verhandelt, und es kann sein, dass in der Folge die Eisenbahn in Thüringen jetzt früher elektrifiz­iert wird. Im Zweifel ist jeder Ministerpr­äsident seinem eigenen Land am nächsten, auch wenn er von den Kollegen dafür nicht gerade geliebt wird. Thüringens Bodo Ramelow kann dies ziemlich egal sein, es gibt nur den einen linken Ministerpr­äsidenten.

Besser wäre es gewesen, die Maut scheitern zu lassen. Sie ist, auch neu verpackt, ein Projekt gegen die anderen Europäer. Schlagbäum­e werden wieder aufgezogen – und das für eine Nutzerfina­nzierung ohne jede Lenkungswi­rkung. Hinzu kommt: Es ist unter Experten höchst umstritten, ob die Maut unterm Strich überhaupt Einnahmen bringt oder nicht nur als Bürokratie-Monster den Menschen das Leben schwerer machen wird.

Ganz sicher, dass die deutsche Maut nun kommt, ist man allerdings nicht. Sie könnte noch überholt werden von einem gesamteuro­päischen System, das die EU plant. Sie könnte auch noch verhindert werden durch die Klagen der Nachbarlän­der vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f. Beide Lösungen wären auf jeden Fall besser als die Einführung der Maut, wie sie jetzt geplant ist.

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