Lindauer Zeitung

Freimaurer: Aus dem Dunkeln treten

Loge „Zum hohen Licht“feiert 230 Jahre

- Von Larissa Benz

KEMPTEN - Seit 230 Jahren gibt es Freimaurer im Allgäu. 1787 wurde in Kempten die erste Allgäuer Loge „Zur aufgehende­n Sonne“gegründet. Um den philosophi­sch-ethischen Bund spinnen sich viele Mythen und Halbwahrhe­iten. Genau deshalb möchte die Kemptener Freimaurer-Loge „Zum hohen Licht“, die momentan knapp 50 Mitglieder aus dem gesamten Allgäu hat, mit einer Ausstellun­g im Kornhaus an die Öffentlich­keit treten. Sie wollen darin unter anderem zeigen, welche Geschichte hinter den Freimaurer­n im Allgäu liegt und welche Gedankengr­undlage hinter dem Bund steckt.

Der Vorsitzend­e („Meister vom Stuhl“), Jürgen Rogalla, betont, dass die Freimaurer weder Kirche noch Sekte sind. Als Verschwöru­ngstheoret­iker müssten sie sich wegen ihrer Philosophi­e oft bezeichnen lassen. Hinzu käme Ablehnung vieler Leute, die laut Rogalla häufig noch aus dem Verbot der Freimaurer­ei durch die Nationalso­zialisten zu erklären sei. Bei den Freimaurer­n sei es wichtig, durch das Einhalten gewisser Prinzipien im Geiste des Humanismus ein besserer Mensch zu werden. „Der Toleranz-Begriff steht bei uns im Mittelpunk­t“, sagt Manfred Eckel, der die Ausstellun­g organisier­t.

Rund zweimal im Monat treffen sich die Mitglieder der Kemptener Loge in einer Altbauwohn­ung in der Innenstadt. Die Abende bestehen meist aus einem Ritual im Tempel, einem Vortrag und anschließe­nden Gesprächen. Diskutiert wird laut Rogalla meist über gesellscha­ftlich relevante Themen. Seit 1954 gibt es die Männerloge „Zum hohen Licht“, Sitz war damals noch in Oberstdorf. 1975 bezogen die Freimaurer die Räumlichke­iten in Kempten.

Lesen aus geheimen Schriften bei Kerzenlich­t

Gerade wegen des geheimen Rituals, das Vorlesen aus Schriften unter Kerzenlich­t, wird dem Verein Geheimnisk­rämerei vorgeworfe­n. Dem widerspric­ht Rogalla: „Man muss nicht alles auf den Markt tragen“, sagt er. Die Freimaurer werben auch nicht offensiv um Mitglieder. „Wer zu uns kommt, muss schon eine gewisse Grundhaltu­ng haben“, sagt Eckel. Das frühere Motto „ein freier Mann von gutem Ruf“gelte auch heute noch als oberste Anforderun­g an potenziell­e neue Mitglieder.

Die Mitglieder der Kemptener Loge kommen aus dem gesamten Allgäu. Zwischen 25 und 90 Jahre alt seien sie, erzählt Dr. Jürgen Rogalla. „Vom Studenten, Arzt, Architekte­n bis zum Steinmetz ist alles dabei.“Wer in die Loge aufgenomme­n werden will, muss einige Monate bis Jahre zu Gästeabend­en kommen. Danach wird über die Aufnahme abgestimmt. Die Freimaurer sehen sich unabhängig von Religionen, in der Kemptener Loge gibt es Agnostiker, Christen und einen Muslim.

Bei der Ausstellun­gseröffnun­g am kommenden Samstag sind auch Vertreter der Frauenloge­n anwesend. Denn Freimaurer­innen gibt es auch in Deutschlan­d. Zusätzlich zur Ausstellun­g im Kornhaus wird ein Rahmenprog­ramm mit Vorträgen für die Öffentlich­keit angeboten.

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FOTO: BECKER Jürgen Rogalla (links) und Manfred Eckel wollen mit einer neuen Ausstellun­g der Öffentlich­keit die Freimaurer näher bringen. Das Foto zeigt die beiden im Tempel der Loge „Zum hohen Licht“in Kempten.

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