People’s gibt Flüge nach Köln auf
Auslastung der Flüge war offenbar zu gering - Erneuter Rückschlag für Bodensee Airport
FRIEDRICHSHAFEN - Die Airline People’s Viennaline (People’s) will ab Mitte April nicht mehr von Friedrichshafen nach Köln/Bonn und zurück fliegen. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens vom Freitag hervor. Es ist das dritte Mal in kurzer Zeit, dass eine Fluggesellschaft die Strecke ab Friedrichshafen unerwartet aufgibt.
„Die seit Ende Oktober 2016 bediente Strecke Altenrhein-Friedrichshafen-Köln/Bonn wird auf den 14. April eingestellt“, heißt es in der Mitteilung. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der am Flughafen Altenrhein in der Schweiz beheimateten People’s Viennaline teilen mit, dass sich der Markt nicht so entwickelt habe, wie dies erwartet wurde.
„Trotz großen Verkaufs- und Marketinganstrengungen hat sich die Auslastung der Flüge nur zögerlich verbessert“, heißt es. Im März haben offenbar nur 2300 Passagiere die Verbindung benutzt. Geplant waren auf der Strecke einst bis zu 40 000 Passagiere im Jahr, das wären mehr als 3000 pro Monat. Markus Kopf, Eigentümer der People’s Viennaline, sagt dazu: „Es war zwar eine klare Entwicklung zu erkennen, wir glauben aber nicht, dass wir das anvisierte Passagierziel erreichen können."
Auch Daniel Steffen, CEO der People’s Air Group, zeigt sich enttäuscht: „Wir haben versucht, Friedrichshafen und den Bodenseeraum mit einem tollen People’s Produkt primär für den Geschäftsreisemarkt aufzubauen. Leider geht dieser Plan aufgrund der zurückhaltenden Entwicklung und der relativ hohen Kosten für diesen Flug nicht auf."
Tickets werden erstattet
Bereits bezahlte Flugtickets werden nun laut People’s und entsprechend der geltenden EU-Passagier-Bestimmungen voll erstattet. Als letzter Flugtag wird von People’s nun der Karfreitag, 14. April 2017, angegeben.
Der Rückzug der Airline ist für den Bodensee Airport Friedrichshafen eine weitere schlechte Nachricht. Nach dem Aus der VorgängerAirlines Intersky und VLM hat nun die dritte Fluglinie innerhalb von weniger als anderthalb Jahren die Strecke aufgegeben. Bei Intersky und VLM kam das Aus noch wegen Zahlungsunfähigkeit der Fluggesellschaften, bei People’s gaben wohl wirtschaftliche Erwägungen den Ausschlag. „Wir hatten die Strecke eigentlich langfristig angelegt“, sagte daher Flughafensprecher Andreas Humer-Hager enttäuscht.
Auf die Frage, wie sich der Rückzug auf den ohnehin angeschlagenen Flughafen auswirkt, will er derzeit noch keine Antwort geben. Es sei zu früh für entsprechende Aussagen. Klar ist aber: Der Ausfall von mehreren Zehntausend Passagieren ist für den Flughafen mit rund 520 000 Passagieren im Jahr ein bedeutendes Minus.
Aus für Bodensee-Hopser
Umso dringender scheint nun, die Frage nach Ersatz für bisher zwei, nun wieder drei unbesetzte Deutschland-Strecken zu finden. Damit der Flughafen Friedrichshafen wieder Flüge zu den klassischen Zielen Berlin, Hamburg und Köln oder Düsseldorf anbieten kann, will das Unternehmen nun „den Markt anders bearbeiten als bisher“.
Laut Humer-Hager will man vor allem versuchen, die Wirtschaft der Region in die Pflicht zu nehmen. Man führe hinter den Kulissen Gespräche mit rund fünf Unternehmen über engere Verpflichtungen bei der Besetzung von Flügen ab Friedrichshafen: „Der Schulterschluss muss jetzt kommen“, so Humer-Hager weiter. Davon abgesehen, wolle man mutmaßlich konkrete Gespräche mit einer Airline zur Übernahme der Berlin- und Hamburgstrecke jetzt auch auf Köln ausweiten.
Neben all diesen Problemen bringt der Ausfall von People’s noch eine weitere Folge mit sich: das Aus des laut People’s angeblich kürzesten internationalen Linienflugs der Welt von Friedrichshafen nach Altenrhein, in acht Minuten über den Bodensee.
Der Flug war mit bundesweitem Medienecho eingeführt worden, aber als Abfallprodukt der Peoples’s Flugstrecke Wien-Altenrhein-Friedrichshafen-Köln und zurück entstanden. Der „Bodensee-Hopser“war auch als ökologischer Unsinn kritisiert worden. Vor allem war er aber teuer: Weil der Zwischenstopp in Friedrichshafen einen zusätzlichen Start und eine zusätzliche Landung auf dem Weg nach Köln bedeutete, hatten Flugexperten schon vor dem Start der Fluglinie Zweifel an der Wirtschaftlichkeit angemeldet.