Kirgistan
Die frühere Sowjetrepublik Kirgistan mit sechs Millionen Einwohnern nennt sich selbst gerne die „Schweiz Zentralasiens“. Tatsächlich jedoch hat der an China, Tadschikistan, Kasachstan und Usbekistan angrenzende Staat mit der wohlhabenden, demokratischen Alpenrepublik nur die Topografie gemein. Drei viertel der kirgisischen Fläche nehmen mächtige Berge von bis zu 7500 Höhenmetern ein. Sie sorgen für einen steten Touristenstrom in das landwirtschaftlich geprägte Land, das allerdings einen wirklichen Aufschwung seit der Erlangung der Unabhängigkeit 1991 nie geschafft hat. In der Länder-Rangliste des IWF nach Pro-KopfBruttoinlandsprodukt nahm Kirgistan 2015 nur Platz 138 ein. Anders als das autoritär regierte Usbekistan galt Kirgistan lange Zeit als vergleichsweise liberal, offen und stabil. 2005 rebellierten jedoch die Opposition und Bürger in der „Tulpenrevolution“gegen Wahlbetrug und Korruption an der Staatsspitze. Der langjährige Präsident Askar Akajew musste das Land verlassen. Das gleiche Schicksal ereilte dessen Nachfolger, der 2010 abgesetzt wurde. Dem jetzigen Präsidenten Almasbek Atambajew wird vorgeworfen, die freie Presse zu unterdrücken und die Opposition zu verfolgen. Kirgistan erlebte seit 1991 eine Wiedergeburt des moderaten Islam, wobei sich die Zahl der Moscheen im Land bis 2016 verfünfzigfacht hat. Allerdings leidet die Republik auch zunehmend an einer religiösen Radikalisierung. Mehr als 400 Kirgisen kämpften nach offiziellen Angaben 2015 für den „Islamischen Staat“in Syrien, fast 2000 Personen im Land waren als „Extremisten“registriert. Im Juli 2016 griff ein islamistischer Attentäter in der Hauptstadt Bischkek die chinesische Botschaft an. Der Täter kam dabei ums Leben. Alexei Makartsev