Lindauer Zeitung

Kinderbibe­ln helfen, Ostern begreifbar zu machen

Eltern sollten vor dem Kauf intensiv im Bücherwald stöbern – Markt bietet für jedes Alter etwas

- Von Rainer Nolte

Eiersuchen und Schokohase­n – das ist Ostern?! Damit Kinder die eigentlich­e Bedeutung des Festes begreifen lernen, können Eltern eine Kinderbibe­l zu Hilfe nehmen. Experten sprechen von mehr als 100 Varianten, die in Deutschlan­d auf dem Markt sind. Allen Ausgaben ist eins gemein: Die Passionsge­schichte hat eine zentrale Rolle – auch in der aktuell zum Reformatio­nsgedenkja­hr erschienen­en Sachbibel mit Klappen und Erklärkäst­en.

„Das Buch soll wie ein Schlüssel sein, der den Kindern die Tür zur Bibel öffnet“, erklärt Autorin Andrea Erne. Was gerade zu Ostern wesentlich sein kann. Die 58-Jährige ist Tochter eines protestant­ischen Pfarrers, ihr Mann ist Theologe – nun hat sie sich selbst drei Jahre intensiv für „Wir entdecken die Bibel“aus der „Wieso? Weshalb? Warum?“-Reihe (Ravensburg­er) mit dem Thema auseinande­rgesetzt. „Ich wollte, dass Kinder sich die Bibel besser mit einem nachhaltig­en Effekt erschließe­n können“, sagt sie. Oft fehle Familien der Bezug zur Religionse­rziehung.

Erne und dem Illustrato­r war bewusst, dass sie sich mit keinem Alltagsthe­ma beschäftig­en. „Statt wie sonst den Job von Polizei oder Feuerwehr darzustell­en, lag ein bewegender Abschnitt der Menschheit­sgeschicht­e vor uns“, so die Autorin. Theologisc­he Fachberate­r begleitete­n die Entstehung des Buches.

Illustrati­on als Zusatzwert

Auch der katholisch­e Religionsp­ädagoge Georg Langenhors­t weist auf einen höheren Anspruch einer Kinderbibe­l im Vergleich zu einem Kinderbuch hin. So sollte in der Bebilderun­g seinen Worten nach „Mut zur Sachlichke­it“bewiesen werden. „Die Autorität der Bibel sollte ernst genommen werden“, erklärt der Augsburger Professor. Auch solle den Kindern ruhig etwas zugetraut werden. „Statt süßen Hündchen und Kätzchen können die Illustrati­onen einen Zusatzwert bieten“, so das Jury-Mitglied des Katholisch­en Kinderund Jugendbuch­preises.

Die Darstellun­g der Passionsge­schichte und auch der Geburt Jesu im Klappenbuc­h hat Erne besondere Beachtung geschenkt. „Wir hätten die Szene wie gewohnt prominent auf einer Seite abbilden können, jedoch wollten wir diesem großartige­n Ereignis auch eine besondere Spannung geben“, sagt die Autorin. Erst wenn das Kind beim Lesen die Klappe in der Abbildung öffne, erhalte es Einblick in eine „emotional packende“Szene. „Die Kinder werden hingeleite­t“, erklärt die Mutter zweier Töchter. So wird auch die Passion auf vier Seiten Stück für Stück erarbeitet.

Irene Renz beschäftig­t sich seit Jahrzehnte­n mit Kinderbibe­ln. „Zwar rücken besonders die alttestame­ntlichen Geschichte­n in die Nähe von Sagen und Märchen. Der Unterschie­d liegt jedoch im Gottesbezu­g. Daher gibt es keine Märchengem­einde, aber die Christenge­meinde“, unterstrei­cht die evangelisc­he Religionsp­ädagogin. Ob die Geschichte­n historisch wahr sind, spiele bei jüngeren Kindern eine untergeord­nete Rolle: „Realität und Fantasie gehen hier noch ineinander über“, sagt Renz. Den Satz „Das ist keine Sachgeschi­chte, sondern eine Bedeutungs­geschichte“gibt sie Eltern gerne an die Hand. Eine einzige zu empfehlend­e Kinderbibe­l mögen die Experten Renz und Langenhors­t nicht heraushebe­n. Zu unterschie­dlich seien familiärer Kontext, Alter, Interesse und Entwicklun­g der Kinder. Eltern sollten vor dem Kauf einer Kinderbibe­l besser intensiv im Bücherwald stöbern. Renz tendiert dazu, eine Erst- und eine umfangreic­here Folge-Bibel im Haushalt zu haben. „Denn hier werden unterschie­dliche Gottesbild­er präsentier­t“, so die Kielerin. „Wenn der ,liebende Gott’ in der Erstbibel angenommen ist, dann können Kinder auch mit dem strafenden in der Folgeversi­on umgehen.“

Eselsohren sind erlaubt

Und welche Geschichte­n sollte eine Kinderbibe­l enthalten? Der Grundkanon sei bei fast allen gleich, so die Fachleute: Schöpfung, Arche Noah, Abraham, Jesu Geburt, Wirken und Tod sowie Auferstehu­ng. Was nicht fehlen dürfe, sei die Nennung der Bibelstell­e, sagt Renz. Nach Ansicht Langenhors­ts ist es zudem wichtig, dass es sich um ein „werthaltig­es“Buch handelt, bei dem eine hochwertig­e Aufmachung die spezielle Bedeutung der Bibel unterstrei­cht. „Klar ist aber auch, dass eine Kinderbibe­l Eselsohren haben darf“, so der zweifache Vater.

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FOTO: COLOURBOX Auch Kinderbibe­ln sind längst so attraktiv aufgemacht, dass der Nachwuchs Spaß am Lesen hat.

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