Die „Aero“wird 40 Jahre alt
Luftfahrtmesse in Friedrichshafen entstand als eine Abteilung der RMF
FRIEDRICHSHAFEN (sig) - Wenn am 5. April die „Aero“zum 25. Mal die Lufthoheit in Friedrichshafen übernimmt, blickt die Ausstellung auf eine ganz besondere Luftfahrttradition. Zum Auftakt im Frühjahr 1977 beteiligten sich zehn Aussteller im Rahmen einer Flugsportabteilung bei der Ausstellung Rennsport-Motor-Freizeit (RM), laut dem ehemaligen Messegeschäftsführer Ernst Haller. Ein Jahr später gewann Haller 24 Aussteller und das „F“des Messe-Kürzels RMF änderte sich von „Freizeit“in „Flugsport“.
Die Häfler Ideengeber ließen sich nicht beirren obwohl die Kalkulation zunächst nicht aufging. Der Markt für die Aussteller im Bereich der allgemeinen Luftfahrt gab nur sehr niedere Standmietenpreise her. Anders dagegen die Autoaussteller der RMF: Die zahlten hohe Standpreise, ein Glücksfall für die Messe. Denn damit wurde das „Aero“-Defizit ausgeglichen und der Ausbau der Luftfahıtmesse finanziert. Fortan fand die gerettete „Aero“alle zwei Jahre statt, alternierend mit der ILA in Hannover, später in Berlin.
Die Messe gewann an Bedeutung, Aussteller- und Besucherzahlen stiegen. Claudius Dornier unterstützte als Friedrichshafener und als Präsident der Oskar-Ursinus-Vereinigung das Bemühen. Bekannte Fliegerinnen wie Hanna Reitsch und Elly Beinhorn kamen nach Friedrichshafen. Einer der jüngeren Stars in den Siebzigerjahren war der Amerikaner Mike Harker. Der Pionier des Drachenflugs ist damals mit einem spektakulären Gleitschirmflug um das Märchenschloss Neuschwanstein bekannt geworden. In späteren Jahren waren die Astronauten Ulf Merbold, Ernst Messerschmidt und Reinhard Furrer die Stars der „Aero“.
Der Deutsche Aero-Club beschloss, das Jubiläum „200 Jahre Luftfahrt – 1783 bis 1983“, ausgehend von Montgolfiers erstem Ballonaufstieg in Frankreich, im Rahmen der „Aero“in Friedrichshafen zu feiern.
Carstens Ballon bleibt in der Luft
Die Eröffnung der Messe fand in Anwesenheit von Bundespräsident Carl Carstens und dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth statt. Beim anschließenden Messerundgang kam es zu einem Zwischenfall, der die Zuschauer erheiterte. Um einen besonderen Gag für die Fotografen zu produzieren, hatte man sich vorgenommen, den Bundespräsidenten mittels eines Ballonkorbes an die Hallendecke entschweben zu lassen. Aufgrund eines Kurzschlusses blieb der Ballonkorb mit dem Bundespräsidenten drei Meter über dem Boden stehen. Carstens zeigte sich unbeeindruckt, er entledigte sich seines Jacketts und stieg über den Korbrand auf die Schultern eines Begleiters und ließ sich zum Boden herunterheben.
Die Häfler Macher um Ernst Haller bemühten sich, neben der Ausstellung in den Messehallen den Flughafen mit „Static Display" und Flugvorführungen einzubeziehen. So wurde mit Unterstützung des Luftsportclubs sowie eines erfahrenen Friedrichshafener Fluglotsens eine mit hohem Sicherheitsstandard ausgestattete AirShow-Organisation aufgebaut. Besondere Flugzeugraritäten, angefangen bei der JU 52, und Kunstflugstaffeln, Weltmeister im Motor- und Segelkunstflug von Russland bis USA, waren mit ihren Vorführungen zu Gast.
Besucherrekord bei Jubiläum
Die Jubiläums-Messe „Aero 1983“lief einmalig über neun Tage und erreichte eine Rekordbesucherzahl von 92 500. Die Messe schloss erstmals mit einem Plus in der Bilanz. 1987 hatte die Messe mit 200 Ausstellern und 72 000 Besuchern internationale Anerkennung gefunden, wurde eine selbstständige Fachmesse und in den Weltverband der Messen (UFI) aufgenommen. Die Messestruktur änderte sich zu mehr Luftfahrt-Business. Die Besucherzahlen pendelten sich bei 45 000 ein.
Im Jahr 2000 wurde Ernst Haller wegen seiner Verdienste um die Schaffung einer Messe für die Allgemeine Luftfahrt in die Traditionsgemeinschaft der „Alten Adler" aufgenommen. Auf der 13. „Aero 2001“überreichte das Luftfahr-Bundesamt die Musterzulassung für den Zeppelin NT. Das Messegelände wurde an den Nordrand des Flughafens verlegt und dort neue Hallen gebaut. Damit öffnete die „Aero“erstmals ihre Tore in Nachbarschaft des Flughafens Friedrichshafen. Das neue Messegelände wurde auf die Bedürfnisse der „Aero“ausgerichtet. Die zwei Hallen des Gesamtkomplexes bekamen 22 Meter große Hangartore und einen Rollweg von der Landebahn bis in die Messehallen. Damit wurde sichergestellt, dass Geschäftsreiseflugzeuge die zum oberen Segment zählen, von der Landebahn des Flughafens bis in die Messehalle rollen können.