Gemeinde will für Schloss neues Kapitel aufschlagen
Bad Grönenbach sucht Nutzung für das historische Gemäuer
BAD GRÖNENBACH (sar) - Als Wahrzeichen thront das Hohe Schloss von Bad Grönenbach auf einem Felsen weithin sichtbar über dem Ort. Eine Zeitreise durch seine rund 800-jährige Geschichte und Erkenntnisse aus der Bauforschung präsentierte nun ein Infoabend mit mehr als Hundert Besuchern im Postsaal. Als „richtige Entscheidung“der Marktgemeinde bewertete Bürgermeister Bernhard Kerler den Kauf des Schlosses vor 20 Jahren. Seither ringt die Gemeinde um eine Nutzung für Schloss und umliegendes Areal. Eine sinnvolle Lösung zu finden, sei eine große Aufgabe, verbunden mit hohem finanziellem Aufwand, sagte Kerler.
Immer wieder scheiterten in der Vergangenheit nach seinen Worten Gespräche mit Investoren. Bevor eine Nutzung beginnen könne, seien Themen wie die Sanierung der Haustechnik, die Einhaltung der Brandschutzvorschriften und Barrierefreiheit zu klären. Wie es künftig weitergehe, könne man noch nicht sagen. Laut Kerler wird dies den Marktgemeinderat nochmals bei einer Klausur beschäftigen.
Im Postsaal ging es um die Schlossgeschichte zwischen 1200 und 1900, die Bernhard Niethammer, Experte für Bauforschung und Denkmalpflege, vorstellte. Die aktuelle Bausubstanz stammt demnach aus der Zeit um 1300. In der Anfangszeit handelte es sich um eine Burg mit offenem Innenhof. Erster Fortschritt zog 1690 ein: mit der Installation einer Wasserversorgung. Erst nach 1695 folgte der Umbau zum Schloss, das den Fürstäbten aus Kempten als Sommerresidenz diente.
1803 fiel das Schloss bei der Säkularisation an den Bayerischen Staat und beherbergte Räume des Landgerichts. An Superior Dominikus Ringeisen aus Ursberg ging das Areal dann im Jahr 1901 für 30 000 Mark. Das Wirtschaftsgebäude neben dem Schloss (Ringeisenhaus) sei das Niedere Schloss gewesen. Dort waren etwa die Brauerei und der Pferdestall untergebracht.
„Um 1900 war das Schloss noch komplett erhalten“, betonte Architekt Burkhard Günther. Bei der Umnutzung durch das Ringeisenwerk entstanden eine Kleinkinderschule, eine Arbeitsschule und eine Krankenstation der St. Josefs-Schwestern. Günther sprach von einem rigorosen Vorgehen beim Umbau – so seien etwa Barocksäle ohne Rücksicht auf Stuckdecken und Bausubstanz in kleinere Zimmer unterteilt worden. 1918, nachdem die Brauerei stillgelegt war, erwarb Ringeisen das benachbarte Anwesen und die Küferei (späteres Altenheim). Auch hier wurden mit großen baulichen Eingriffen im Ringeisenhaus Schlafund Unterrichtsräume geschaffen. Vom historischen Bestand ist so kaum etwas erhalten. Ideen für eine Nutzung des Schlosses – etwa als Jagdmuseum – kamen ab 1980 ins Gespräch. Jedoch erwies sich keine als tragfähig.