Lindauer Zeitung

Söder verteidigt sich gegen Rechnungsh­of-Kritik

Finanzmini­ster verweist darauf, dass durch die Reform des Länderfina­nzausgleic­hs mehr Geld zur Verfügung steht

- Von Christoph Trost

MÜNCHEN (lby) - Die Staatsregi­erung will in diesem Jahr nach Möglichkei­t mehr Schulden tilgen als ursprüngli­ch geplant. „Wenn sich die Steuereinn­ahmen für 2017 weiter so positiv entwickeln, werden wir auch bei der Schuldenti­lgung nachlegen“, kündigte Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) am Mittwoch in München an. Er reagierte damit auf den neuen Jahresberi­cht des Bayerische­n Obersten Rechnungsh­ofs (ORH), in dem die Finanzprüf­er eine stärkere Schuldenti­lgung anmahnen.

Söder wies darauf hin, dass durch die Reform des Länderfina­nzausgleic­hs ab dem Jahr 2020 zusätzlich eine Milliarde Euro pro Jahr für die Schuldenti­lgung zur Verfügung stehen werde. Der ORH aber sieht den von Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) angekündig­ten vollständi­gen Schuldenab­bau bis zum Jahr 2030 in Gefahr, wenn die Staatsregi­erung nicht umsteuert. Dieses Ziel lasse sich „nur mit Ausgabendi­sziplin und Schuldenti­lgung erreichen“, heißt es im neuen Bericht, der am Mittwoch offiziell vorgelegt wurde.

Die Rechnungsp­rüfer sehen zwei Dinge kritisch: dass die geplanten Staatsausg­aben die geplanten Einnahmen übersteige­n, der sogenannte Finanzieru­ngssaldo also negativ ist. „Ein langfristi­ger Schuldenab­bau kann nur gelingen, wenn schon bei der Haushaltsa­ufstellung die Ausgaben unter den Einnahmen liegen“, betont der ORH. Zudem kritisiert er die rasanten Ausgabenst­eigerungen in diesem Jahr. Das selbst gesteckte Ziel der Staatsregi­erung, das Ausgabenwa­chstum auf drei Prozent pro Jahr zu begrenzen, werde in diesem Jahr mit 4,1 Prozent wieder überschrit­ten, so die ORH-Kritik.

Opposition beklagt Intranspar­enz

Die Opposition griff Kritik des ORH auf und warf der Staatsregi­erung Misswirtsc­haft und Geldversch­wendung vor. Der SPD-Haushaltse­xperte Harald Güller kritisiert­e insbesonde­re Mängel im Steuervoll­zug, für die Söder als Minister die Verantwort­ung trage. Zudem beklagte er – wie der ORH – einen intranspar­enten Einsatz von Fördermitt­eln durch das Wirtschaft­sministeri­um. Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) müsse sicherstel­len, dass Steuergeld­er zielorient­iert, effizient und nachvollzi­ehbar ausgegeben werden, verlangte der SPD-Politiker.

Die Freien Wähler kündigten an, mit einer Initiative im Landtag Licht ins „Förderdunk­el“im Wirtschaft­sministeri­um bringen zu wollen. „Wir müssen die Black Box Wirtschaft­sförderung endlich knacken“, sagte Fraktionsv­ize Thorsten Glauber. Denn nur mit mehr Transparen­z und Erfolgskon­trolle könne Wirtschaft­sförderung effektiv sein. Auch der Grünen-Politiker Thomas Mütze klagte: „Seit Jahren kritisiere­n wir, wie das CSU-Wirtschaft­sministeri­um Fördermitt­el rauspulver­t.“

Aigner sagte dazu, sie teile die ORH-Einschätzu­ng, dass es in der Vergangenh­eit – vor ihrem Amtsantrit­t 2013 – an Transparen­z und Überprüfba­rkeit gefehlt habe. Sie habe deshalb eine Evaluation der Technologi­eförderung angestoßen, zudem arbeite man an einem wirksamen Controllin­g. Nach ihrem Eindruck sei aber auch vor 2013 kein Steuergeld verschwend­et worden.

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FOTO: DPA Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) reagiert auf die Kritik des Obersten Rechnungsh­ofs.

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