Ein Blitzer ohne Blitz
Radarfallen-Attrappe bei Markdorf irritiert Autofahrer
MARKDORF (dpa) - Autofahrer gehen vom Gas, wen sie ihn sehen – aber er würde ohnehin nicht blitzen: Ein Anwohner hat einen täuschend echten Blitzer gebaut. Das findet nicht jeder komisch – in einem anderen Bundesland endete so eine Aktion sogar einmal explosiv.
Was viele im Vorbeifahren für eine echte Blitzersäule halten, war früher mal ein Kanalrohr. Ein Anwohner, dem der Verkehr an der Bundesstraße 33 bei Markdorf (Bodenseekreis) auf die Nerven geht, hat sie nachgebaut – ziemlich gut, in den kleinen Fenstern meint man sogar, eine Kamera zu erkennen.
Wie genau er den Tempo-Messer gebastelt hat und warum, will der Mann aber nicht verraten. Er habe im Internet viel Kritik dafür einstecken müssen, manche Autofahrer seien sogar so verärgert, dass sie laut hupend an seinem Haus vorbeiführen, sagt er. Auch andernorts kamen Bürger schon auf ähnliche Ideen – legal ist das aber nicht immer.
Die Behörden bleiben entspannt: „Wir haben das geprüft und uns entschieden, es nicht zu beanstanden“, sagt ein Sprecher des Landratsamtes. Der Verkehr werde durch die falsche Radarkontrolle nicht gestört. „Es blitzt nicht, es blendet nicht. Für uns ist das unproblematisch.“Ähnlich sehen es die Stadt Markdorf und der zuständige Gemeindeverwaltungsverband. Zwar müssen Bauwerke einen bestimmten Abstand zur Straße und auch ein gewisses Format einhalten. Der falsche Blitzer werde aber trotzdem geduldet, sagt Hauptamtsleiter Klaus Schiele. Es gebe keine Notwendigkeit einzuschreiten. „Wir werden uns dann wieder um die Angelegenheit kümmern, wenn wir wirklich einen Grund dafür haben und den sehen wir im Moment nicht.“Die Idee des Mannes sei eine kreative Lösung und „eine besondere Ausdrucksweise von Meinungsfreiheit“, sagt Schiele weiter. Zudem sei die Intention des Anwohners grundsätzlich verständlich: Der Mann wünsche sich in der Nähe einen Blitzer – der ist aber laut Landratsamt momentan nicht geplant.
Kreativer Umgang mit Rasern
Der Blitzer-Bauer vom Bodensee ist nicht der erste, der einen kreativen Umgang mit seinem Ärger über Raser pflegt: Im Ruhrgebiet hatten Anwohner der Stadt Moers 2011 eine Radarfalle aus einem Vogelhäuschen nachgebaut. Der „Starenkasten“hatte obendrein ein Herz für Tiere – mit einem Einflugloch für kleine Vögel auf der Rückseite. Zuvor hatten sich die Nachbarn bei der Stadt vergeblich für eine Verkehrsberuhigung eingesetzt. Die Kommune blieb aber ebenfalls entspannt.
Weniger legal war dagegen eine Attrappe in Sachsen-Anhalt: Unbekannte bauten 2015 eine falsche Radarkontrolle aus einem Vogelhäuschen. Im Inneren war eine FahrradRückleuchte installiert, die rot blinkte. Wie sehr sich Menschen über solche Attrappen aber offenbar auch ärgern können, zeigt ein Fall aus dem Jahr 2005: Unbekannte hatten im Saarland einen falschen Blitzer mit einer Ladung Sprengstoff in die Luft gejagt – laut Polizei flogen die Teile bis zu 30 Meter weit.