Lindauer Zeitung

Ausgetrete­ne Pfade verlassen für neue Ziele

Die Mitglieder­ausstellun­g eröffnet die Saison im Kunstbahnh­of – Besonderes Konzept für letzten Raum

- Von Babette Caesar

WASSERBURG (bc) - 39 Künstler bestreiten mit ihren Werken die Mitglieder­ausstellun­g im Kunstbahnh­of Wasserburg (Kuba). Sie wurde am Freitagabe­nd mit viel Besucheran­drang von Bürgermeis­ter Thomas Kleinschmi­dt und Helen Fellner vom Kunstbahnh­of eröffnet. Alle künstleris­chen Sparten sind vertreten – von Malerei, Fotografie, Collage, Objekten, Skulpturen bis hin zu einem Raum, der eine Überraschu­ng bietet.

Der Kuba geht seit seiner Gründung 2014 in die vierte Runde. Kleinschmi­dt freute sich: „Der Kuba zieht mehr Menschen an als die Bürgervers­ammlung gestern.“Er halte es mit Paul Klee und dessen vielzitier­tem Satz „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar“.

Figuren von Frauenkörp­ern und Abstraktes zum Thema Flucht

Zur musikalisc­hen Begleitung von Oboistin Katharina Felder führte Helen Fellner in die Ausstellun­g ein. 39 verschiede­ne Menschen mit eigenen Charaktere­n träfen hier aufeinande­r. Alle lebten in einer äußeren und inneren Welt. Die Erfahrunge­n hieraus würden in die Bilder und Skulpturen einfließen.

Begegnen dem Besucher im Foyer vor allem kraftvolle, figurative Motive von Frauenbild­ern unterschie­dlicher Couleur – unter anderem von Sonja Rieck und Jolanta Szalanska – neben Abstraktem zum Thema „Flucht“von Sonnhild Greve-Bullinger, sind im folgenden Raum eine „Christ-Rose“in ebenso gespachtel­ter wie transparen­ter Malweise von Ulrike Eschbaumer und das dreiteilig­e, orangefarb­en leuchtende Hochformat „Die Welt im Wandel“von Eyke Köhler Blickfänge. Mittig dominiert ein „Kugelkörpe­r“von Walter Emmrich so wie auch im Anschluss weitere Skulpturen aufwarten bis hin zu den schlichten und schön geschwunge­nen, kristallin­en Marmorarbe­iten von Walter Straub.

Ins Auge fallen Fotografie­n von Ina Kritiotis mit Landschaft­saufnahmen aus einem fahrenden Zug heraus neben Stefan Fischer und seiner facettenre­ichen „Skyline“. Man trifft auf klassische Aquarelle mit blühendem Mohn und einem aus der Leere auftauchen­den Porträt, dessen misstrauis­che Mimik innehalten lässt. Einige Schritte weiter macht Katya Dronova auf ihre „Siesta“als in grünblaues Licht getauchte, fotorealis­tisch anmutende Ölmalerei aufmerksam.

Besonderes Konzept für letzten Raum

Den bereits erwähnten letzten großen Raum nannte Helen Fellner „speziell“. Über alle Wände verteilt finden sich stets dicht zusammen gehängte Bildpaare. Abwechseln­d quer und hoch platziert und durchwegs im Format 30 mal 60 Zentimeter. Die Leinwände konnten sich die Mitglieder beim Künstlerve­rein abholen und in einer ihrer gewählten Techniken bearbeiten. Vom Vorsitzend­en Jens Dell-Gebhart stamme die Idee für die Bildpaare. Er hat die fertiggest­ellten Werke so kombiniert, wie sie jetzt zu sehen sind.

In der Regel begegnen sich Figurative­s und Abstraktes in starker formaler Unterschie­dlichkeit. Bindeglied ist dabei oft die Farbe. Irritieren­d wirkte das auf die einen, entsetzt waren andere. Doch interessie­rt zeigten sich viele, denn sie verharrten lange in Gesprächen über die ungewohnte Konstellat­ion. Genau das habe Dell-Gebhart erreichen wollen. Kunst, die sich wechselsei­tig befruchtet, miteinande­r kommunizie­rt, um ausgetrete­ne Pfade zu verlassen hin zu neuen Zielen.

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FOTO: BABETTE CAESAR Über diesen „speziellen“Ausstellun­gsraum führen die Besucher der Mitglieder­ausstellun­g im Kuba die meisten Gespräche.

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