Lindauer Zeitung

Entlastung­en sind überfällig

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

Vizeweltme­ister im Auspressen seiner Bürgerinne­n und Bürger – das klingt nicht gut und es sollte Bund und Ländern zu denken geben. Kein anderer Staat außer Belgien schöpft mehr Steuern und Abgaben ab als der deutsche. Und als wäre das nicht genug, wird bereits munter an neuen Plänen gearbeitet, um noch mehr zu kassieren: Die Pkw-Maut ist beschlosse­ne Sache, bei der Ökostromab­gabe ist das obere Ende noch nicht erreicht – und auch das Erben soll teurer werden. Außerdem belasten die Sozialabga­ben den Geldbeutel. Die Rentenbesc­hlüsse der Bundesregi­erung werden sich für die kommenden Generation­en zu einer weiteren Hypothek entwickeln.

Die Analyse der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g macht deutlich, dass vielen nur noch die Hälfte ihres Einkommens bleibt und dass gerade auch die mittleren und unteren Einkommen stark belastet sind. Zugegeben: Die staatliche­n Leistungen auf vielen Ebenen sind hierzuland­e auch entspreche­nd hoch. Doch können sich Bund, Länder und Kommunen weiter über sprudelnde Einnahmen freuen, die inzwischen auf einem Rekordnive­au liegen. Wohin mit den Milliarden? Es wäre hohe Zeit, Steuerund Beitragsza­hler deutlich und spürbar zu entlasten, sie selbst darüber entscheide­n zu lassen, wie sie ihr Geld einsetzen wollen.

Dass der ursprüngli­ch zur Finanzieru­ng der Deutschen Einheit und des Aufbaus Ost eingeführt­e Solidaritä­tszuschlag noch immer erhoben wird und es keine ernsthafte­n Versuche gibt, ihn baldmöglic­hst zu beseitigen, ist ein Unding. Und auch auf ein niedrigere­s, einfachere­s und gerechtere­s Steuersyst­em warten die Bürgerinne­n und Bürger weiter vergeblich. Außerdem wäre es ein Leichtes, bei den Lohnnebenk­osten für Entlastung zu sorgen, vor allem der Arbeitslos­enversiche­rung. Angesichts der florierend­en Wirtschaft gibt es dort Rücklagen in Milliarden­höhe. Auch sind die Prognosen der Wirtschaft­sweisen positiv. Bei einer Senkung wäre Deutschlan­d zumindest den inoffiziel­len Titel des Vizeweltme­isters los.

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