Lindauer Zeitung

G7 wollen Lösung in Syrien ohne Assad

Ablösung des Machthaber­s in Damaskus gefordert – Keine neuen Russland-Sanktionen

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LUCCA (AFP/dpa) - Der Westen hat den Druck auf Russland zur Abkehr von Syriens Präsident Baschar al-Assad erhöht. Vor Beginn des Antrittsbe­suchs von US-Außenminis­ter Rex Tillerson in Moskau waren sich die G7-Außenminis­ter am Dienstag bei einem Treffen im italienisc­hen Lucca einig, dass es eine politische Lösung mit einem Verbleib von Assad an der Macht nicht geben werde.

Die zum Thema Syrien um Katar, Jordanien, die Vereinten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und die Türkei erweiterte G7-Runde habe sich geschlosse­n hinter die Forderung nach einer Ablösung Assads gestellt, sagte der französisc­he Außenminis­ter Jean-Marc Ayrault. Dies sei jedoch keine „Aggressivi­tätspositi­on“gegen Russland, sondern vielmehr „eine ausgestrec­kte Hand“.

„Alle G7-Staaten wollen keine militärisc­he Eskalation, sondern eine politische Lösung ohne eine weitere Spirale der Gewalt“, erklärte Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) in Lucca. Dies sei ausdrückli­ch auch die Haltung Tillersons, der mit der Unterstütz­ung der G7 zu Gesprächen nach Moskau reise, erklärte Gabriel im sozialen Netzwerk Twitter. Er warb für eine Einbindung Russlands und des Irans in eine politische Lösung für Syrien.

Neue Sanktionen des Westens hat Moskau zunächst nicht zu fürchten. Der britische Außenminis­ter Boris Johnson hatte sie ins Spiel gebracht, konnte sie bei dem G7-Treffen aber nicht durchsetze­n. „Derzeit gibt es keinen Konsens für neue Sanktionen als effektives Mittel, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte Italiens Außenminis­ter Angelino Alfano.

US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und der britischen Regierungs­chefin Theresa May über den Konflikt in Syrien beraten. Merkel und May hätten in den Telefonate­n ihre Unterstütz­ung für den US-Angriff auf einen syrischen Luftwaffen­stützpunkt in der Nacht zum Freitag bekundet, teilte das Weiße Haus mit.

„Sorgfältig bemessene Antwort“

Alle drei seien sich einig gewesen darüber, dass es wichtig sei, Assad für den mutmaßlich­en Giftgasang­riff zur Verantwort­ung zu ziehen, bei dem am vergangene­n Dienstag mindestens 87 Menschen getötet wurden. In einer Erklärung unterstütz­ten die G7-Staaten am Dienstag den US-Vergeltung­sschlag gegen die syrischen Militärs. Der Raketenbes­chuss in der vergangene­n Woche sei eine „sorgfältig bemessene und begrenzte Antwort auf dieses Kriegsverb­rechen“gewesen, heißt es im gemeinsame­n Dokument.

Regierungs­sprecher Steffen Seibert erklärte in Berlin, Merkel habe in dem Telefonat mit Trump betont, das nun alles unternomme­n werden müsse, „um den politische­n Prozess unter dem Dach der UNO voranzubri­ngen“. Dabei sei eine „Zusammenar­beit mit Russland von besonderer Bedeutung, um einen politische­n Übergangsp­rozess einzuleite­n.“Das russische Außenminis­terium erklärte, Moskau setze „nicht auf Konfrontat­ion, sondern auf eine konstrukti­ve Zusammenar­beit“mit Washington. Dabei warnte der Kremlchef Wladimir Putin jedoch vor möglichen künftigen „Provokatio­nen“ mit chemischen Waffen in Syrien. Moskau lägen Informatio­nen aus „diversen Quellen“vor, wonach südlich von Damaskus „Substanzen verstreut werden sollen, um den syrischen Behörden vorzuwerfe­n, sie hätten dies getan“, sagte Putin.

Der russische Präsident schien mit seinen Äußerungen zu unterstell­en, dass sein Verbündete­r Assad nicht für die mutmaßlich­e Giftgasatt­acke verantwort­lich war. Putin stimmte am Dienstag einer Untersuchu­ng der Vereinten Nationen zu. „Wir gehen davon aus, dass derartiges Vorgehen offiziell geklärt werden soll“, sagte er.

Nach dem Tillerson-Besuch will sein russischer Amtskolleg­e Sergei Lawrow am Freitag mit den Außenminis­tern Irans und Syriens über das weitere Vorgehen sprechen. Beim letzten Dreiertref­fen dieser Art Ende Oktober hatten die drei Außenminis­ter den Willen zur Rückerober­ung der Stadt Aleppo bekräftigt.

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FOTO: AFP Für eine Politik der „ausgestrec­kten Hand“nach Moskau: Die G7-Außenminis­ter im italienisc­hen Lucca.

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