Lindauer Zeitung

Chaos an EU-Außengrenz­en nach verschärft­en Kontrollen

- Von Daniela Weingärtne­r, Brüssel, und dpa

ach Einführung strengerer Grenzkontr­ollen im EUSchengen-Raum ist es auch an den Grenzüberg­ängen Griechenla­nds mit den Balkanstaa­ten zu Staus und Verspätung­en gekommen. Am Athener Flughafen bildeten sich seit vergangene­m Freitag immer wieder lange Warteschla­ngen. Auch am größten Grenzüberg­ang zwischen Bulgarien und Rumänien herrschte Chaos. Kroatien, Slowenien und Ungarn hatten die Verschärfu­ng der Grenzkontr­ollen wegen langer Staus an Grenzüberg­ängen wieder ausgesetzt.

Seit Freitag vergangene­r Woche gelten verschärft­e Auflagen für die Ein- und Ausreise von EU-Bürgern, sowohl für die Außengrenz­en des Schengen-Raums als auch für die Außengrenz­en der Europäisch­en Union. Die zuständige­n Behörden waren schon seit Dezember 2015 darüber informiert, dass ab Frühjahr 2017 auch Inhaber europäisch­er Pässe bei der Wiedereinr­eise in die EU mit den kriminolog­ischen Datenbanke­n abgegliche­n werden. Die Maßnahme soll helfen, Terrorverd­ächtige oder aus Syrien zurückkehr­ende EU-Bürger zu identifizi­eren, nach denen internatio­nal gefahndet wird.

Nicht zum ersten Mal vermitteln vor allem griechisch­e Grenzbeamt­e den Eindruck, mit der Überwachun­g einer EU-Außengrenz­e überforder­t zu sein. Ein griechisch­er Sprecher begründete die Rückstaus damit, dass die Nummern von alten Reisedokum­enten von Hand in das Schengen-Informatio­nssystem eingegeben werden müssten, um mögliche Treffer in dieser größten EU-Datenbank für kriminelle Vergehen zu erzielen. In Frankfurt hingegen sagte ein Sprecher der Bundespoli­zei am Flughafen, es gebe keine längeren Wartezeite­n als zuvor. Das erwarte man auch nicht, da die Personalau­sweise und Pässe elektronis­ch kontrollie­rt würden. Da viele Griechen noch alte Papierausw­eise besitzen, dürfte in Athen der Aufwand höher sein als in Frankfurt. Warum das Passwesen in einem Grenzland des SchengenRa­ums nicht auf elektronis­che Karten umgestellt wurde, ist ungeklärt.

Nachhilfe bei der Modernisie­rung

Heute treffen sich in Brüssel Experten der Mitgliedss­taaten, um über Schwierigk­eiten bei der Umsetzung der neuen Kontrollen zu sprechen. Es gehe zunächst darum, die Probleme zu benennen, sagte eine Kommission­ssprecheri­n. Wie bei der Abfertigun­g der Flüchtling­e scheint Griechenla­nd bei der Modernisie­rung des heimischen Passwesens Nachhilfe aus Brüssel und Unterstütz­ung von anderen Mitgliedss­taaten zu brauchen. In Zeiten, in denen fast keine Woche ohne Terroratta­cke auf europäisch­em Boden vorübergeh­t, wollen die Bürger Klarheit, wer in den grenzfreie­n Raum einreist.

Der Mord an einer jungen Freiburger Studentin im Oktober vergangene­n Jahres durch einen bereits in Griechenla­nd straffälli­g gewordenen afghanisch­en Flüchtling hat aufgezeigt, dass Griechenla­nd weder der Pflicht nachkommt, EU-weite Datenbanke­n auf den neuesten Stand zu bringen, noch die Übersicht über Einreisend­e zu behalten. Der mutmaßlich­e Mörder tauchte in keiner internatio­nalen Fahndungsl­iste auf.

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