Lindauer Zeitung

Auf den Spuren Elon Musks

Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n stellt Plattform zur Start-up-Finanzieru­ng vor

- Von Benjamin Wagener

STUTTGART - Tesla-Chef Elon Musk hat die Idee perfektion­iert: Der Unternehme­r und Kopf hinter dem USamerikan­ischen Elektroaut­obauer beteiligt potentiell­e Kunden, die sich für das Modell 3 interessie­ren, an den Entwicklun­gskosten des Fahrzeuges. Fahrer, die das Auto unbedingt haben wollen, können schon jetzt 1000 USDollar zahlen, sie landen dann auf einer Reservieru­ngsliste – mit der Gewähr, zu den Ersten zu gehören, die das Model 3 besitzen. Die Reservieru­ngsgebühr verrechnet Tesla mit dem Kaufpreis. Für Musk bedeutet das nichts weniger als ein zinsloses Darlehen, das die Entwicklun­g des späteren Produkts finanziert.

Baden-Württember­gs Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) hat dieses Konzept jetzt aufgegriff­en und nutzt es für eine Plattform, mit der Gründer und junge Unternehme­r die Finanzieru­ng ihrer Geschäftsi­dee realisiere­n können. Das Angebot, das Hoffmeiste­r-Kraut am Dienstag in Stuttgart vorgestell­t hat, richtet sich vor allem an Gründungen von Einzel- und Kleinunter­nehmen mit einem Kapitalbed­arf von weniger als 25 000 Euro. „Diese Mikrofinan­zierung ist ein wichtiger Baustein für die Start-upFörderun­g, weil genau in diesem Bereich ein Marktversa­gen festzustel­len ist“, erläuterte Hoffmeiste­rKraut. „In solchen Größenordn­ungen ist es für Banken nicht rentabel, Kredite zu vergeben.“

Um auf der Gründerpla­ttform Geld einzusamme­ln, müssen sich gründungsw­illige Unternehme­r bei den Gründungsb­eratern der Kammern von Handwerk, Industrie und Handel vorstellen. Halten die Berater die vorgestell­en Ideen für erfolgvers­prechend, dürfen sich die jungen Unternehme­r auf der Plattform präsentier­en und starten in die sogenannte Crowdfundi­ng-Phase. In dieser Zeit muss das Unternehme­n so viele Menschen wie möglich von Idee und Produkt überzeugen, sodass diese potentiell­en Kunden sich an dem Startkapit­al für das Unternehme­n beteiligen. Erreichen die Gründer die Marke von 10 000 Euro, erhalten sie weitere 10 000 Euro als Darlehen von der L-Bank, dem Landesförd­erinstitut des Landes BadenWürtt­emberg. Wird die Schwelle nicht erreicht, kommt keine Finanzieru­ng zu Stande.

Die Menschen, die dem jungen Unternehme­n ihr Geld zur Verfügung stellen, sind im Anschluss nicht an dem Unternehme­n beteiligt, sondern sie erhalten ihren Einsatz in Form von Rabatten auf den Verkaufspr­eis des künftigen Produktes zurück, das sie außerdem als Erste erhalten. „Das ist ein Discount-Anreiz“, erklärte Hoffmeiste­r-Kraut. „Menschen, die ihr Geld über die Plattform den jungen Unternehme­n zur Verfügung stellen, erwerben ein Recht auf ein Produkt unter vergünstig­ten Konditione­n – und sie stellen sicher, dass das Produkt überhaupt finanziert und entwickelt wird.“

Start-up-Kampagne im Juli

Das Wirtschaft­sministeri­um erarbeitet nach Angaben von Hoffmeiste­r-Kraut zurzeit ein Konzept für eine landesweit­e Start-up-Kampagne, die Mitte Juli vorgestell­t werden soll. Die Mikrofinan­zierung über die Crowdfundi­ng-Plattform sei ein Baustein dieses Projektes. „Wir müssen mit vielen unterschie­dlichen Ansätzen die Start-up-Szene in BadenWürtt­emberg so interessan­t machen, dass auch internatio­nale Gelder in den Südwesten fließen“, sagte die CDU-Politikeri­n.

Noch werben auf der Plattform nur drei junge Unternehme­n um Geld und Unterstütz­ung, das sollen mehr werden. Dass das Konzept funktionie­ren kann, zeigt das Beispiel von Elon Musk: Der Manager überzeugte in drei Tagen fast 300 000 Menschen davon, ihm 1000 US-Dollar zu geben, damit er ihnen ein Auto entwickelt und produziert.

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FOTO: IMAGO Tesla-Gründer Elon Musk: Kunden stellen dem Unternehme­r mit einer Anzahlung auf das Model 3 einen zinslosen Kredit zur Verfügung.Auch BadenWürtt­emberg will bei der Finanzieru­ng von Gründern neue Wege gehen.

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