Auf den Spuren Elon Musks
Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin stellt Plattform zur Start-up-Finanzierung vor
STUTTGART - Tesla-Chef Elon Musk hat die Idee perfektioniert: Der Unternehmer und Kopf hinter dem USamerikanischen Elektroautobauer beteiligt potentielle Kunden, die sich für das Modell 3 interessieren, an den Entwicklungskosten des Fahrzeuges. Fahrer, die das Auto unbedingt haben wollen, können schon jetzt 1000 USDollar zahlen, sie landen dann auf einer Reservierungsliste – mit der Gewähr, zu den Ersten zu gehören, die das Model 3 besitzen. Die Reservierungsgebühr verrechnet Tesla mit dem Kaufpreis. Für Musk bedeutet das nichts weniger als ein zinsloses Darlehen, das die Entwicklung des späteren Produkts finanziert.
Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hat dieses Konzept jetzt aufgegriffen und nutzt es für eine Plattform, mit der Gründer und junge Unternehmer die Finanzierung ihrer Geschäftsidee realisieren können. Das Angebot, das Hoffmeister-Kraut am Dienstag in Stuttgart vorgestellt hat, richtet sich vor allem an Gründungen von Einzel- und Kleinunternehmen mit einem Kapitalbedarf von weniger als 25 000 Euro. „Diese Mikrofinanzierung ist ein wichtiger Baustein für die Start-upFörderung, weil genau in diesem Bereich ein Marktversagen festzustellen ist“, erläuterte HoffmeisterKraut. „In solchen Größenordnungen ist es für Banken nicht rentabel, Kredite zu vergeben.“
Um auf der Gründerplattform Geld einzusammeln, müssen sich gründungswillige Unternehmer bei den Gründungsberatern der Kammern von Handwerk, Industrie und Handel vorstellen. Halten die Berater die vorgestellen Ideen für erfolgversprechend, dürfen sich die jungen Unternehmer auf der Plattform präsentieren und starten in die sogenannte Crowdfunding-Phase. In dieser Zeit muss das Unternehmen so viele Menschen wie möglich von Idee und Produkt überzeugen, sodass diese potentiellen Kunden sich an dem Startkapital für das Unternehmen beteiligen. Erreichen die Gründer die Marke von 10 000 Euro, erhalten sie weitere 10 000 Euro als Darlehen von der L-Bank, dem Landesförderinstitut des Landes BadenWürttemberg. Wird die Schwelle nicht erreicht, kommt keine Finanzierung zu Stande.
Die Menschen, die dem jungen Unternehmen ihr Geld zur Verfügung stellen, sind im Anschluss nicht an dem Unternehmen beteiligt, sondern sie erhalten ihren Einsatz in Form von Rabatten auf den Verkaufspreis des künftigen Produktes zurück, das sie außerdem als Erste erhalten. „Das ist ein Discount-Anreiz“, erklärte Hoffmeister-Kraut. „Menschen, die ihr Geld über die Plattform den jungen Unternehmen zur Verfügung stellen, erwerben ein Recht auf ein Produkt unter vergünstigten Konditionen – und sie stellen sicher, dass das Produkt überhaupt finanziert und entwickelt wird.“
Start-up-Kampagne im Juli
Das Wirtschaftsministerium erarbeitet nach Angaben von Hoffmeister-Kraut zurzeit ein Konzept für eine landesweite Start-up-Kampagne, die Mitte Juli vorgestellt werden soll. Die Mikrofinanzierung über die Crowdfunding-Plattform sei ein Baustein dieses Projektes. „Wir müssen mit vielen unterschiedlichen Ansätzen die Start-up-Szene in BadenWürttemberg so interessant machen, dass auch internationale Gelder in den Südwesten fließen“, sagte die CDU-Politikerin.
Noch werben auf der Plattform nur drei junge Unternehmen um Geld und Unterstützung, das sollen mehr werden. Dass das Konzept funktionieren kann, zeigt das Beispiel von Elon Musk: Der Manager überzeugte in drei Tagen fast 300 000 Menschen davon, ihm 1000 US-Dollar zu geben, damit er ihnen ein Auto entwickelt und produziert.