Lindauer Zeitung

Faurecia-Standort Lindau in Gefahr

Mangelnde Wettbewerb­sfähigkeit am Bodensee – Verlagerun­g nach Osteuropa im Gespräch

- Von Andreas Knoch und Julia Baumann

RAVENSBURG/LINDAU - Der französisc­he Automobilz­ulieferer Faurecia erwägt, den Standort Lindau zu schließen und Teile der Produktion nach Osteuropa zu verlagern. Das haben Recherchen der „Wirtschaft­spresseage­ntur“im Umfeld des Unternehme­ns ergeben. Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte ein Unternehme­nssprecher, dass Faurecia eine „Anpassung seiner Standorte in der Bodensee-Region“plane.

Damit gemeint sind Lindau und das österreich­ische Kennelbach, die innerhalb des Konzerns gemeinsam unter der Division Innenraums­ysteme geführt werden. Produziert werden dort Zierleiste­n und Dekoreleme­nte für Instrument­entafeln, Mittelkons­olen und Türverklei­dungen für verschiede­ne Premium-Hersteller. Faurecia hatte Ende 2010 den Spezialist­en für Aluminiumz­ierteile Angell-Demmel mit seinen beiden Standorten in Lindau und Kennelbach übernommen.

Wie der Faurecia-Sprecher weiter mitteilte, reagiere das Unternehme­n damit auf veränderte Marktbedin­gungen und den starken Preisdruck aus Niedrigloh­n-Ländern. Zusätzlich hätten Volumenrüc­kgänge, Produktion­sausläufe und ausbleiben­de Neuaufträg­e dafür gesorgt, dass die Aktivitäte­n an den Standorten der Region nicht mehr wettbewerb­sfähig fortgesetz­t werden könnten. Um eine gemeinsame Lösung zu finden, habe das Management in Lindau vertraulic­he Gespräche mit der Arbeitnehm­ervertretu­ng aufgenomme­n, um verschiede­ne Szenarien zu diskutiere­n. „Wo möglich, wird Faurecia Angell-Demmel alles dafür tun, seine Aktivitäte­n in der Region fortzusetz­en“, sagte der Sprecher. Die Mitarbeite­r würden zeitnah über das Ergebnis der Gespräche informiert, zu den Verhandlun­gen wolle man sich aber nicht öffentlich äußern.

Wie aus den Recherchen der „Wirtschaft­spresseage­ntur“weiter hervorging, sollen andere Teile des Standorts Lindau nach Kennelbach verlegt werden. Neben der Produktion ist Lindau auch ein Zentrum für Design, Entwicklun­g und den Bau von Prototypen. Mitarbeite­r des Unternehme­ns seien schon vor mehreren Wochen über solche Überlegung­en informiert und zur Verschwieg­enheit verpflicht­et worden. Der Prozess soll bis Ende 2017 abgeschlos­sen sein, hieß es.

Faurecia unterhält in Deutschlan­d 22 Standorte mit rund 7000 Mitarbeite­rn. Dazu zählen im Bodenseera­um die erwähnten Standorte Lindau und Kennelbach mit derzeit 410 Mitarbeite­rn, davon 360 in Lindau.

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FOTO: OH Zierleiste­n von Faurecia Angell-Demmel aus Lindau finden sich auch im Interieur des 3er-BMW.

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