Eklat in überbuchtem US-Flieger
Passagier mit Gewalt aus Flugzeug gebracht – United Airlines in der Kritik
Obwohl er seinen Flugplatz gebucht und bezahlt hatte, ist ein Passagier in den USA mit Gewalt aus einem überbuchten Flugzeug gebracht worden. Andere Reisende filmten den Eklat, der sich in Chicago abspielte, und stellten die Aufnahmen ins Netz. Dort verbreiteten sie sich in Windeseile und wurden millionenfach geklickt. Die amerikanische Fluggesellschaft United Airlines ist mit massiver Kritik konfrontiert – bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit.
Für den Passagier war es der schrecklichste Flug seines Lebens, für die Fluggesellschaft wird der Vorfall zum Image-Desaster: Drei Flughafen-Polizisten reißen den 69-Jährigen mit Gewalt aus seinem Sitz. Zuvor hatte sich der asiatischstämmige Mann geweigert, seinen Platz zu räumen. Einer der Polizisten schleift den am Boden liegenden Mann an den Armen aus der Kabine. Sein Oberteil ist nach oben gerutscht, der nackte Oberkörper ist zu sehen, die Brille sitzt schief. Ein entwürdigendes Debakel. Mehrere Passagiere machten Aufnahmen mit dem Smartphone, über soziale Medien verbreiteten sich die Videos weltweit. US-Fernsehsender zeigten die Szene in ihren Nachrichten zur Hauptsendezeit. Seither rufen Nutzer im Internet zum Boykott von United Airlines auf. In China gab es Rassismus-Vorwürfe gegen United Airlines. Der Mann behauptete laut US-Medien, er sei ausgewählt worden, weil er Chinese sei.
Wie kam es zu der unglaublichen Szene? Der Inlandsflug, der am Sonntagabend von Chicago nach Louisville im Bundesstaat Kentucky gehen sollte, war überbucht. United Airlines bat vier Passagiere, den Flieger wieder zu verlassen, weil eine United-Crew dringend an Bord sollte, die für einen Flug am nächsten Morgen in Louisville eintreffen musste.
Als Anreiz bot die Fluglinie eine kostenlose Hotelübernachtung sowie 400 Dollar Prämie, später sogar 800 Dollar. Da sich aber keiner gemeldet habe, seien Passagiere per Zufall von einem Computer ausgewählt worden. Der gewaltsam hinausgezogene Passagier ging nicht auf das Angebot ein. Er argumentierte, er sei Arzt und müsse am nächsten Tag Termine mit Patienten in Louisville einhalten.
United-Airlines-Chef Oscar Munoz entschuldigte sich öffentlich, hatte in einem Schreiben an die Angestellten der Fluggesellschaft allerdings das Vorgehen der Crew unterstützt. Der Mann habe Unruhe gestiftet und sei streitlustig geworden. Der Sicherheitsbeamte wurde bis zur Klärung der Vorfälle beurlaubt. Die Flugsicherheitsbehörde in Chicago erklärte in einem Statement, der Vorfall sei „nicht im Einklang mit unserem standardmäßigen Prozedere“.
Überbuchen in USA üblich
Das Überbuchen von Flügen ist in den USA üblich, weil viele Passagiere nicht zum Flug auftauchen. Da die Airlines ihre Maschinen aber möglichst voll auslasten wollen, nehmen sie mehr Buchungen an, als es Sitzplätze gibt. Wie das Handelsblatt berichtet, mussten in den USA 2016 fast 500 000 Fluggäste zurückbleiben, obwohl sie einen Flug gebucht hatten. Bei Lufthansa erschienen im Jahr etwa drei der rund 110 Millionen Passagiere nicht zu ihrem Flug, wie eine Unternehmenssprecherin sagte. Das seien zum Beispiel Geschäftsreisende, die manchmal mehrere Flüge buchten, „weil sie nicht wissen, wann ihr Meeting zu Ende ist“.
United Airlines hatte sich vor zwei Wochen mit einem Dresscode blamiert. Zwei Mädchen durften nicht ins Flugzeug, weil sie Leggings trugen. Das Unternehmen hatte erklärt, dass es sich um die Angehörige von Mitarbeitern gehandelt habe. Diese fliegen kostenlos oder vergünstigt, unterlägen dafür allerdings speziellen Kleidervorschriften.