Kleines Mädchen ganz groß
Land der Wunder (Arte, Mi., 20.15 Uhr) - Zuerst sieht man nur einen kleinen hellen Punkt. Dann erkennt man Fahrzeuge, die sich einen Weg durch die Nacht bahnen. Vor einem halb zerfallenen Bauernhaus bleiben sie stehen. „Hier kann doch niemand wohnen!“, meinen die Männer, die hier auf Jagd gehen. Aber das ist ein Irrtum. Hier haust Babo Wolfgang, ein Aussteiger aus Deutschland mit seiner italienischen Frau, drei Kindern und einer Freundin. Sehr alternativ. Er verdient als Imker sein Brot. Doch das Geld ist knapp und Babo ungehobelt. Die Kinder müssen fest mit anpacken. Für Hippie-Romantik bleibt da nicht viel – vom Bett im Vorgarten einmal abgesehen. Alice Rohrwacher (Buch und Regie) erzählt eine leise Geschichte vom Heranwachsen der zwölfjährigen Gelsomina, die bereits eine wichtige Rolle in der Familie einnehmen muss. Sie ist nicht mehr kindlich, wirkt sehr überlegt, und so passt es auch zu ihr, dass sie den kleinen Familienbetrieb beim TV-Wettbewerb „Land der Wunder“anmeldet, um die Finanzen aufzubessern.
Der Film verlangt Ausdauer. Es passiert nicht sehr viel. Es gibt auch wenige Dialoge. So manches muss man sich zusammenreimen. Aber die Bilder! Rohrwacher lässt mit der Kamera malen. Südliche Landschaften mit melancholischem Charme, denn Abschied liegt in der Luft. Mittendrin Maria Alexandra Lungu als Gelsomina, die für ihre Hauptrolle einen Preis bekam.