Staatsanwaltschaft erklärt Vorgehen im Mordfall Bögerl
Irritationen um Festnahme und Fernsehfahndung
ELLWANGEN - Noch bevor bei „Aktenzeichen XY“nach dem Verdächtigen gesucht wurde, den die Polizei für den Täter im Mordfall Bögerl gehalten hat, wurde er festgenommen. Dass man trotzdem abends im Fernsehen nach dem Mann gesucht hat, der tags darauf auf freien Fuß gesetzt wurde, hatte seinen Grund, sagt Armin Burger, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ellwangen.
Im Juli 2016 soll der Mann im nordrhein-westfälischen Hagen gegenüber Zeugen mehrfach damit geprahlt haben, Maria Bögerl aus Hass auf die Familie ermordet zu haben, so Armin Burger. Zudem gab er an, sich in den Wäldern auszukennen, und habe ein Survival-Messer benannt, „das als Tatwaffe nicht ausgeschlossen werden kann“, sagt der Sprecher der Ellwanger Staatsanwaltschaft. Dies genügte den Ermittlern für eine öffentliche Fahndung.
Keine DNA-Übereinstimmung
Ein Phantombild und eine Stimmprobe wurden vergangenen Mittwoch veröffentlicht – noch vor „Aktenzeichen XY“nahm die Polizei den Verdächtigen fest. Gesendet wurde der Fahndungsaufruf dennoch – warum? „Zu diesem Zeitpunkt haben wir nicht gewusst, dass diese Person die ist, die wir gesucht haben“, oder ob sich möglicherweise Hinweise auf andere Aufenthaltsorte oder Personen hätten ergeben können. Befragt worden sei der Verdächtige auch erst spät in der Nacht, das Ergebnis dieser Vernehmung „lag erst sehr spät vor“.
Der Verdacht gegen den 47-Jährigen, den die Polizei für den Täter im Mordfall Bögerl gehalten hatte, ließ sich jedoch nicht erhärten. Er kam wieder auf freien Fuß, da seine DNAProbe laut Staatsanwaltschaft nicht mit Spuren, die im Auto der ermordeten Bankiersgattin gefunden wurden, übereinstimmten. Die weiteren Ermittlungen gegen den Mann wurden routinemäßig abgearbeitet, so Burger in der vergangenen Woche. Er geht jetzt davon aus, dass ihm die Akten von der Polizei bald vorliegen.
Der Fall Maria Bögerl ist einer der größten ungelösten Mordfälle in Deutschland. Am 12. Mai 2010 wurde die Frau des damaligen Heidenheimer Sparkassenchefs Thomas Bögerl aus ihrem Haus in HeidenheimSchnaitheim entführt. Die Täter verlangten 300 000 Euro Lösegeld, die Übergabe an der Autobahn A 7 scheiterte. Anfang Juni 2010 fand ein Spaziergänger die Leiche der 54-Jährigen an einem Waldrand zwischen Nietheim und Niesitz auf dem Härtsfeld. Die zweifache Mutter wurde erstochen. Im Wagen des Opfers, der zwei Tage nach dem Verschwinden Maria Börgerls im Innenhof des Klosters Neresheim auftauchte, fanden Ermittler neben persönlichen Gegenständen des Opfers DNA-Spuren eines Mannes, der bislang nicht identifiziert werden konnte.