„Wir lassen uns durch Pöbeleien nicht abschrecken“
Der Boxabend des VfB und sein Aufreger – Abteilungsleiter Klaus Kaibach im LZ-Gespräch
FRIEDRICHSHAFEN - Ein Dutzend eigene Boxer hatte der VfB Friedrichshafen gegen Gegner aus dem Boxverband Baden-Württemberg aufgeboten. Der Aufreger schlechthin war Sozievs Triumph über den Ex-VfBler Mohamed Maher, nachdem die große Fangemeinde des Ravensburger Boxstalls Champ Boxing „Gerechtigkeit“skandierte und von VfB-Abteilungsleiter Klaus Kaibach aus der Festhalle verwiesen wurde. Jochen Dedeleit fragte, ob bei dem Kampfrichterobmann des BVBW die Lust auf Veranstaltungen schon wieder vergangen sei.
Dass das Urteil derartige Wellen bei den Fans von Mo Maher schlägt, hätten Sie wahrscheinlich auch nicht gedacht?
Auch im Boxen gilt, dass du die Emotionen großteils im Griff haben musst. Die Fangemeinde aus Ravensburg präsentierte sich derart fanatisch, sie hat überhaupt nichts anderes akzeptiert als das Urteil, das sie hören wollte. Für mich hat Daniel Soziev gewonnen, das Urteil war auch einstimmig. Es war der beste Kampf des Abends und der beste Kampf von Mo, den ich seit Langem gesehen habe. Es war auch klar, dass der Gewinner dieses Kampfes den Technikerpreis bekommen würde. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Mo keine Verwarnung kassiert hätte, aber für mich hätte sich Daniel trotzdem durchgesetzt. Er bot eine ganz starke Vorstellung und hat gezeigt, dass er heuer die baden-württembergische Meisterschaft gewinnen kann.
Champ-Trainer Giovanni Saravo sah sich zuletzt des Öfteren benachteiligt und hat dem eigenen Verband als Landes- und Verbandstrainer den Rücken zugekehrt.
Ich rechne es unserem ehemaligen Trainer hoch an, dass er beschwichtigend eingreifen wollte, gebe in dieser Situation aber niemandem das Mikro in die Hand. Auch er wird wissen, was zur Urteilsfindung beiträgt: korrekte Treffer, Kampfesführung, Dominanz und einiges mehr. Treffer, die mit der Innenhand geschlagen werden, zählen nicht. Umso bitterer, dass diese Schläge, auch wenn sie nicht erlaubt sind, genauso Eindruck beim Gegner hinterlassen.
Was für ein Resümee ziehen Sie?
Es war ein abendfüllendes Event mit unterschiedlichen Leistungen und einem letzten Kampf, bei dem noch einmal richtig Stimmung aufkam. Wir haben der Gegenseite auch gleich Revanche angeboten. Es ist mehr als schade, dass es so enden musste. Insgesamt war es eine Initialzündung für weitere Veranstaltungen, die nächste findet vielleicht im Spätherbst statt. Wir lassen uns durch derartige Pöbeleien sicher nicht abschrecken.
16 Kämpfe waren aber dann doch zu viel des Guten?
Ja, sicher, aber wir wollten unsere Kämpfer präsentieren und sie wollten sich zeigen. Das ist eindrucksvoll gelungen. Zehn Kämpfe auf gutem Niveau dürften allerdings das richtige Maß sein. Wir werden in naher Zukunft alle BW-Cups in einer Umgebung von 150 Kilometern besuchen, so etwa in Waldshut-Tiengen und Ebingen. Die Elite-Landesmeisterschaften Anfang Juli in Schriesheim werden von Daniel Soziev angeführt, ich denke, ihn werden einige Athleten begleiten.