Lindauer Zeitung

Kreml sieht Vertrauen zu USA geschädigt

Gespräche von US-Außenminis­ter Tillerson in Moskau bringen keine Annäherung

- Von Klaus-Helge Donath und Agenturen

MOSKAU - Seit dem Amtsantrit­t von US-Präsident Donald Trump hat sich das Verhältnis zwischen Moskau und Washington nach den Worten von Kremlchef Wladimir Putin drastisch verschlech­tert. „Man kann sagen, dass das Vertrauens­niveau auf Arbeitsebe­ne nicht besser geworden ist, sondern eher schlechter, vor allem auf militärisc­her Ebene“, sagte Russlands Präsident anlässlich des Besuchs von US-Außenminis­ter Rex Tillerson am Mittwoch in einem Fernsehint­erview. Nach einigem hin und her empfing Putin am Abend den Chefdiplom­aten im Kreml.

Tillersons erster Russland-Besuch als Minister wird von dem mutmaßlich­en Giftgasein­satz in Syrien und dem US-Angriff auf eine syrische Militärbas­is überschatt­et. Russland ist einer der engsten Verbündete­n des syrischen Machthaber­s Baschar al-Assad. Kremlsprec­her Dmitrij Peskow wies am Mittwoch erneut die Forderunge­n des Westens zurück, Assad fallen zu lassen.

Zuvor hatte sich Tillerson mit Außenminis­ter Sergej Lawrow getroffen. Zu Beginn der Gespräche sagte Tillerson seinem russischen Amtskolleg­en, er wolle die „scharfen Differenze­n“klären und verstehen, warum es Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen den USA und Russland gebe. Beide Seiten seien sich einig, dass die Kommunikat­ionskanäle offen bleiben müssten. Russland habe viele Fragen zu den „widersprüc­hlichen“Ideen Washington­s, entgegnete Lawrow. Er wolle dessen „wahre Absichten“in Syrien verstehen.

Belastete Beziehunge­n

In der vergangene­n Woche hatten die US-Militärs eine Luftwaffen­basis zerstört, von der syrische Truppen einen mutmaßlich­en Giftgasein­satz gestartet haben sollen. Der Raketenang­riff belastet die russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n. Dementspre­chend kühl fiel der Empfang für Tillerson in Moskau aus.

Der Kremlchef kritisiert­e, dass sich die Nato-Mitgliedsl­änder bei dem US-Angriff in Syrien hinter Trump gestellt hätten. „Sie nicken wie chinesisch­e Götzenbild­er“, sagte er. Putin bekräftigt­e frühere Moskauer Äußerungen, dass es für eine syrische Schuld an dem Chemiewaff­enangriff keine Beweise gebe. „Aber die Verletzung des Völkerrech­ts gibt es. Das ist Fakt“, sagte er.

Damit meinte Putin , dass die USA einen Militärsch­lag gegen Syrien ausgeführt haben, ohne dass sie zuvor angegriffe­n worden waren. Außerdem hatte der UN-Sicherheit­srat kein Mandat für einen Angriff erteilt. Donald Trump begründete den Luftschlag gegen eine syrische Militärbas­is unter anderem mit nationalen Sicherheit­sinteresse­n.

Bei dem Gespräch mit Tillerson warnte Lawrow die USA vor weiteren Militärang­riffen in Syrien. „Wir halten es für einen wichtigen Grundsatz, solche Risiken und zukünftige Wiederholu­ngen solcher Aktionen nicht zuzulassen“, sagte er. Für den russischen Groll sorgte auch das Treffen der führenden sieben Industries­taaten in Lucca. Sie forderten Moskau auf, Assad fallen zu lassen.

„Unsere Sicht ist klar, dass die

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FOTOS: DPA „Scharfe Differenze­n“: Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow (oben links) und US-Außenminis­ter Rex Tillerson.
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