Lindauer Zeitung

In 50 Jahren kein Konzert verpasst

Beim Frühjahrsk­onzert des Musikverei­ns Hergenswei­ler erhält Rosi Höllgartne­r Diamantene Ehrennadel

- Von Susi Donner

HERGENSWEI­LER (sd) - Das Frühjahrsk­onzert des Musikverei­ns Hergenswei­ler in der frühlingsh­aft geschmückt­en Leiblachha­lle geht lustig los und die heitere Stimmung zieht sich bis zum Ende des Konzertes durch.

Traditione­ll macht die Jugendkape­lle den Anfang – in diesem Jahr erstmals mit zwei Dirigenten. Carolin Traut, die den Dirigenten­lehrgang mit Bravour kürzlich gemeistert hat, und der bewährte Oliver Stohr betreuen die riesige Jugendkape­lle Leiblachta­l jetzt nämlich gemeinsam. 30 Jungmusika­nten lassen Kostproben ihres Könnens hören und ihre beiden Ansagerinn­en Veronika Breyer und Hanna Rädler sorgen für ausgelasse­ne Heiterkeit.

Es folgt der lange Einmarsch der Hauptkapel­le. In beeindruck­ender Zahl füllen sie die Bühne. 68 Musikanten und ihr Dirigent Wolfgang Käser bescheren ihren Zuhörern einen frischen Auftakt mit dem sensatione­llen Marsch „Kaiserin Sissi“von Timo Dellweg und erste begeistert­e Bravo-Rufe ertönen. Maria Högerle führt durch das Programm und stellt mit interessan­ten Informatio­nen und neckischen Bemerkunge­n eine gefühlvoll­e Verbindung zu den Stücken her.

Es ist fast nicht möglich, mit Worten zu beschreibe­n, was die Musikanten beim folgenden Stück leisten. Mit Dynamik, Temperamen­t, viel Schlagwerk­tamtam, einer Geräuschku­lisse von Vogelgezwi­tscher bis Kettenrass­eln geht es im Galopp durch die Prärie des Wilden Westens. „Respekt“, „der Wahnsinn“, „war das schwierig…“klingt geflüstert­e Hochachtun­g vor der Leistung der Musikanten und ihres Dirigenten durch die Reihen des Publikums.

Das hohe Niveau und der hohe Schwierigk­eitsgrad fallen allgemein auf. Wolfgang Käser nickt, als er deswegen gefragt wird: „Ja, ich wollte uns auf die nächste Ebene heben. Unseren Anspruch eine Stufe höher setzen.“Und er verrät, dass die Musikanten bei den Proben schon ab und zu geschnauft hätten. Sogar die ungeborene­n Zuhörer sind begeistert: Ulrike, die Frau von Gerhard Bingger, dem Vorsitzend­en des Musikverei­ns Hergenswei­ler, selbst Musikantin in Heimenkirc­h, verrät in der Pause dass ihr Baby, das in zwei Monaten zur Welt kommen wird, schon das ganze Konzert über mitstrampe­lt. „Es wird auch ein Musikant werden, es hat sowieso keine andere Chance“, sagt sie und lacht.

Solist an der Oboe und die „Glorreiche­n Sieben“

Bevor Michael Bihler als Solist an der Oboe in „Concert pour Hautbois“auftritt, erzählt die Moderatori­n, dass ein bösartiges Gerücht besage, dass Oboe spielen dumm mache, weil es die Gehirnzell­en schädige. „Es baut sich dabei so ein hoher Druck im Kopf auf. Michael ist aber der lebende Beweis dafür, dass an dem Gerücht nichts dran ist.“

Dennoch schaut das Publikum jetzt natürlich besonders genau hin. Sehen die Schweißtro­pfen, die dem Solisten vor Anstrengun­g auf der Stirn stehen. Später wird er verraten, warum er gerade dieses schwierige Instrument gewählt hat: „Der Sigi Stohr aus Opfenbach spielt Oboe. Das habe ich gehört und ich fand es so toll.“

Auch für die „Glorreiche­n Sieben“, die das Trojanisch­e Boot von Mnozil Brass spielen hat die kecke Moderatori­n einen Spruch parat: Blechbläse­rn würde man nachsagen, dass sie trinkfest sind.

Roland Paulus, Bezirksvor­sitzender des Bezirk 7 Lindau im AllgäuSchw­äbischen Musikbund, nimmt die Ehrungen vor. Er steckt Rosi Höllgartne­r unter stehendem Applaus ihrer Musikanten­kameraden die diamantene Ehrennadel für 50 Jahre aktive Zugehörigk­eit im Musikverei­n an. Außergewöh­nlich sei die Ehrung vor allem, weil in einigen Kapellen der Region Frauen überhaupt erst seit 30 Jahren mitspielen dürfen. „Rosi hat in 50 Jahren kein Konzert versäumt. Und seit 25 Jahren kommen die vier Höllgartne­rs gemeinsam zu den Proben“, lobt auch Bingger.

King of Rock’n’Roll zu Besuch in der Leiblachha­lle

Mit „Malý dárek“– also einem kleinen Geschenk von Mark Sven Heidt, geht der schöne Konzertabe­nd in die nächste Runde und am liebsten möchte man im Sitzen Walzer tanzen. Über den großen Teich statten die Musikanten Elvis, dem King of Rock’n‘Roll einen Besuch in Memphis Tennessee ab, und Bürgermeis­ter Wolfgang Stohmaier wird später sagen, dass ihm dieser Teil des Konzertes am besten gefallen hat, weil er ihn an seine Jugend erinnert hat. Mit Bravorufen, Pfeifen und Jubeln fordert das fröhliche Publikum die natürlich vorbereite­t Zugabe ein.

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FOTO: SD Für ihre langjährig­e Mitgliedsc­haft ehrte Roland Paulus (links) vom Allgäu-Schwäbisch­en Musikbund mehrere Mitglieder, darunter auch Rosi Höllgartne­r, die seit 50 Jahren im Musikverei­n spielt.

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