Burgunderblutalge spaltet die Fischer
Das Bakterium ist im Bodensee nachgewiesen worden
HAGNAU/UHLDINGEN-MÜHLHOFEN/LANGENARGEN - Die Burgunderblutalge breitet sich im Bodensee aus. Davon berichten unterschiedliche Medien. Fritz Meichle ist Fischer aus Hagnau. Zu ihm seien in den vergangenen Wochen bereits Leute aus Freiburg gekommen, um noch Bodenseefisch zu bekommen, bevor es den nicht mehr gibt. Doch Meichel versteht die Aufregung nicht. „Bei uns im Hagnau ist die Burgunderblutalge kein Problem“, sagt Meichle. Doch das sehen nicht alle so.
Die Burgunderblutalge ist ein fadenförmiges Bakterium, das im Bodensee erst seit Kurzem auftritt. Bekannt ist den Forschern das Bakterium hingegen schon länger aus Bergseen. Laut Forschern vom Züricher See wächst die Alge am liebsten in 15 bis 20 Metern Wassertiefe. Ob das Bakterium schuld daran ist, dass die Bodenseefischer immer weniger fangen, ist ein Streitpunkt. Die Fangerträge der Fischer gehen seit Jahren zurück.
2015 lag der Gesamtertrag bei 261 Tonnen – nach Angaben der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für Bodenseefischerei das schlechteste Ergebnis seit fast 100 Jahren. Fischer sind sich einig, dass die Alge im reinen Wasser gedeiht, das lichtdurchlässig ist und so optimale Lebensbedingungen beschert.
Meichle hatte noch keine unangenehmen Begegnungen mit der Burgerunderblutalge. Grundsätzlich sei das Bakterium im Bodensee, so Meichle, kein neues Phänomen. Bisher trete sie aber nur an wenigen Stellen des Sees auf. Für die Fische sei das geringe Aufkommen kein Problem. „Die können ausweichen“, sagt Meichle.
Auch Alexander Brinker, Fachbereichsleiter Wild- und Fischereiforschungsstelle beim Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg, sieht das Problem mit der Burgunderblutalge wie Meichle. „Bisher gibt es keine Effekte im Bodensee durch die Alge“, sagt Brinker. Damit etwas mit den Fischen passiere, müsste eine extrem hohe Konzentration im See herrschen.
Tote Fische durch Bakterium
Andreas Geiger, Fischer aus Unteruhldigen, sieht das anders. Im See vor Uhldingen sei die Burgunderblutalge verbreiteter als in Hagnau. „Ich war letzten Herbst auf dem See und als ich mein Netz herausgezogen habe, waren fast alle Fische tot und das Netz rot und schmierig“, sagt er.
Dreimal ist das Geiger im vergangenen Jahr im August und September passiert. Er entnahm eine Wasserprobe und schickte sie ins Labor. Das Ergebnis: Die Burgunderblutalge hat sich in dem Wasser ausgebreitet.
Geiger sieht die Beschaffenheit des Wassers vor Uhldingen als Grund dafür, dass sich dort die Alge ausbreitet: Das Wasser steht still, nur sehr wenig Plankton und Nährstoffe tummeln sich dort im Wasser. Ein wenig anders sieht es vor Hagnau aus, wo die Wasserbeschaffenheit geprägt ist vom Rhein, der in Österreich in den Bodensee fließt.
Der Wissenschaftler Karl-Otto Rothaupt vom Limnologischen Institut Konstanz beschäftigt sich mit dem Bakterium. Er möchte eine Gefahr für Aquakulturen nicht festlege. Es sei aber erwiesen, dass Fische schon bei geringeren Konzentrationen an Algenzellen gestresst reagierten, sagt der Forscher. Und die Alge könnte im Bodensee häufiger vorkommen, als bislang bekannt.